Der Kenianer war in Berlin kurz vor dem Ziel, als auf einmal ein Mann auf die Marathon-Strecke stürmte. Der Störenfried, der eine Woche zuvor schon in der Fußball-Bundesliga flitzte, wurde der Polizei übergeben.
Berlin. Als Wilson Kipsang freudestrahlend und mit kenianischer Flagge seinen Marathon-Weltrekord feierte, hatte die deutsche Hauptstadt ihrem Ruf als schnellstes Pflaster der Welt wieder alle Ehre gemacht. „Berlin ist eine wundervolle Strecke. Ich liebe es hier“, sagte der überglückliche Sieger in der ARD. Seine neue Richtzeit von 2:03:23 Stunden war bereits der neunte Weltrekord auf dem 42,195 km langen Kurs durch die Metropole. Auch die um 15 Sekunden verbesserte alte Bestmarke seines Landsmanns Patrick Makau war vor zwei Jahren beim größten deutschen Marathon aufgestellt worden.
„Ich habe meinen Traum wahr gemacht, mein Plan ist aufgegangen. Ich war auf den letzten Kilometern noch sehr stark, da habe ich nochmal angegriffen“, sagte der 31 Jahre alte Olympiadritte, der für Berlin sogar auf die Teilnahme an der WM in Moskau verzichtet hatte. Es hat sich finanziell jedenfalls gelohnt: Insgesamt kassierte er für seinen Erfolg 120.000 Euro.
Für das deutsche Highlight sorgte Irina Mikitenko. Die deutsche Rekordhalterin aus Frankfurt kam beim Sieg der Kenianierin Florence Kiplagat (2:21:13) auf Platz drei und schaffte in 2:24:54 den von ihr als Ziel ausgegebenen Masters-Weltrekord in der Altersklasse Ü40. „Es ist ein Traumtag. Aber ich bin sicher, dass ich noch schneller laufen kann“, sagte die 41-Jährige, die 2008 in Berlin gewonnen hatte, und ergänzte: „Ich bin 41, aber das zählt nicht. Ich fühle mich wie 20 – mit 20 Jahren Erfahrung.“
Bei den deutschen Männern erreichte André Pollmächer (Düsseldorf) ein erfreuliches Ergebnis. In persönlicher Bestzeit von 2:13:05 Stunden kam der 30-Jährige auf Platz 14 und unterbot als erster Deutscher die für die EM im kommenden Jahr in Zürich geforderte Qualifikationszeit von 2:13:30.
Mit dem Ausgang des Rennens hatte er erwartungsgemäß aber nichts zu tun. Schon kurz nachdem der viermalige Berlin-Sieger und ehemalige Weltrekordler Haile Gebrselassie aus Äthiopien die mehr als 41.000 Teilnehmer auf die schnelle Strecke geschickt hatte, machten die Topläufer wie angekündigt Tempo. Bei optimalen Bedingungen um zehn Grad Celsius lag die Spitzengruppe um Kipsang sowohl bei 5 (14:32 min) als auch bei 10 Kilometern (29:16) unter den Weltrekord-Duchgangszeiten.
Sowohl der mittlerweile 40-Jährige Gebrselassie als auch der am Knie verletzte Makau waren in diesem Jahr in Berlin nicht am Start. „Nächstes Jahr wieder“, sagte Gebrselassie vor dem Start mit einem Lachen. Seine Nachfolger blieben dagegen auf Kurs, die Spitzengruppe lag bei der Hälfte des Rennens (1:01:32 Stunden) zwölf Sekunden unter Makaus Richtzeit.
Lange war der Ausgang des Rennens spannend, im Gegensatz zu den vergangenen Jahren blieb eine mehrköpfige Spitzengruppe zusammen. Erst bei Kilometer 31 setzte sich eine Dreiergruppe mit Kipsang, seinem Namensvetter Geoffrey und Eliud Kipchoge ab. An einer Verpflegungsstelle bei Kilometer 35 startete Wilson Kipsang dann den entscheidenden Angriff.
Danach war der Sieg entschieden, die Frage nach dem Weltrekord noch nicht. Von Kilometer zu Kilometer änderten sich die Prognosen, am Ende eines starken Rennens reichte es für den Kenianer dann doch deutlich.
Flitzer sorgt für Ärger - Todesfall am Sonnabend
Dabei hätte ein Provokateur Kipsaang beinahe noch den Rekord gekostet. Wenige Meter vor dem Ziel war ein Mann auf die Strecke gestürmt, um die Ziellinie vor Kipsang zu überqueren.
„Wir haben ihn der Polizei übergeben und haben ihm Hausverbot erteilt“, sagte Renndirektor Mark Milde über den Vorfall. Dass der Flitzer schon am vergangenen Wochenende beim Fußball-Bundesligaspiel Hannover gegen Augsburg den Rasen betreten hatte, war Milde nicht bekannt.
Überschattet wurde die Jubiläumsveranstaltung schon am Sonnabend von einem tragischen Zwischenfall. Während des Wettbewerbs der Inline-Skater brach ein 71 Jahre alter Teilnehmer zusammen und verstarb.
Nach den tragischen Anschlägen beim diesjährigen Boston-Marathon mit drei Toten und mehr als 250 Verletzten hatten die Veranstalter den Start- und Zielbereich rund um den Tiergarten erstmals eingezäunt. Zudem gab es an den Einlasspunkten Kontrollen.