Beim HSV läuft es vor der Partie bei Borussia Dortmund nicht rund: Ausgerechnet die beiden guten Kumpel Thorsten Fink und Oliver Kreuzer sind sich in wichtigen Fragen uneins.
Hamburg. Trainer Thorsten Fink und Sportdirektor Oliver Kreuzer sorgten in der Woche vor der Partie bei Borussia Dortmund (Sonnabend, 18.30 Uhr/Sky) mit einer Personalentscheidung für heftiges Kopfschütteln und weitere Unruhe an der Elbe. Die beiden Verteidiger Michael Mancienne und Slobodan Rajkovic, die vom Klub eigentlich schon längst aussortiert wurden, gehören plötzlich wieder dauerhaft zum Kader. „Sie haben sich ja nichts zuschulden kommen lassen“, sagte Fink nun und sorgte für Erstaunen.
Schließlich hatten seine beiden Vorgesetzten, Kreuzer („Falls sie bis zum Ende der Transferfrist am 2. September keinen neuen Klub haben, gibt's für sie keinen Weg zurück. Das würde ich stoppen. Sonst machen wir uns ja lächerlich.“) und Vorstandschef Carl Jarchow („Es wird kein Zurück geben.“), eine Rückkehr der „Aussätzigen“ vor nicht allzu langer Zeit ausgeschlossen.
Mit seinem Schlingerkurs brachte Fink seinen guten Kumpel Kreuzer nun zum Umfallen. Der gebürtige Dortmunder schrieb seinem Boss in dessen Urlaub eine E-Mail und forderte das Comeback der Degradierten. „Oliver hat mir geantwortet, er habe zwar immer was anderes kommuniziert. Aber wenn ich das will, wird das auch so gemacht“, sagte Fink. Robert Tesche und Gojko Kacar, die sich ebenfalls nichts haben zuschulden kommen lassen und die der Klub auch im Sommer verscherbeln wollte, sollen dagegen weiter keine Zukunft im Norden haben. Aber beim HSV weiß man ja nie – wie eine Einheit kommt der Klub in diesen Tagen jedenfalls nicht daher. Immerhin fällt das erwartete Millionen-Minus aber nicht ganz so hoch aus wie befürchtet. Der Verlust im vergangenen Geschäftsjahr beläuft sich auf etwa neun Millionen Euro.
Fink versuchte die Aufmerksamkeit ganz schnell wieder auf das sportliche Geschehen zu lenken. Mit gewohnt markigen Sprüche versuchte der Trainer sein manchmal lethargisches Team auf den noch ungeschlagenen „Lieblingsgegner“ von der Tabellenspitze einzuschwören. „Wir müssen kratzen, beißen und kämpfen, um etwas Zählbares mitzunehmen“, sagte Fink, der in der Jugend für den BVB gekickt hatte. Sein Team habe nichts zu verlieren.
Rafael van der Vaart kann spielen
Aber auch in dieser Einschätzung folgen nicht alle der Sichtweise des Trainers. „Ich finde den Spruch abgedroschen und Quatsch“, sagte Torwart René Adler: „Es geht um drei Punkte, die wir gut gebrauchen können. Wir wissen, wie wir dort gewinnen können.“ Schließlich gewann der HSV in der Vorsaison überraschend beide Partien gegen den Champions-League-Finalisten von Trainer Jürgen Klopp.
Einem 3:2-Erfolg im eigenen Stadion folgte in der Rückrunde ein 4:1 in Dortmund. Doch ob diesmal „kratzen, beißen und kämpfen“ reichen wird, um die Borussia zu schlagen, bleibt fraglich. Klopp hat die beiden Pleiten nicht vergessen. „Ja, wir haben etwas gutzumachen, wir wollen uns die Punkte zurückholen“, sagte der 46-Jährige. Doch der HSV will beweisen, dass er noch immer ein großer Klub ist. Rolle rückwärts können sie in Hamburg jedenfalls schon ganz gut.Bis auf Ivo Ilicevic, der über muskuläre Probleme klagt, und Artjoms Rudnevs (leichte Adduktorenzerrung) sind alle Profis fit. Auch Rafael van der Vaart, der wegen einer schmerzhaften Oberschenkelzerrung mehrere Tage mit dem Training aussetzen musste und am Mittwoch einen Härtetest bestand, kann spielen.
Fink erwägt, Tomas Rincon auf der Position vor der Abwehr einzusetzen. „Er ist ein wunderbarer Abräumer“, sagte der Trainer. Der Venezolaner kehrte erst am Donnerstag nach Hamburg zurück, weil er in den vergangenen Tagen in der südamerikanischen WM-Qualifikation im Einsatz war. Deshalb will sich Fink zunächst einen Eindruck vom Fitnesszustand des Defensivspielers verschaffen. „Tomas lebt von seiner Fitness. In Dortmund muss man viel laufen“, sagte der Trainer.