Sebastian Vettel ist mit der Bestzeit im freien Training zum Großen Preis von Belgien aus der Sommerpause gestartet - für Aufsehen sorgte aber auch ein Reifenschaden beim Weltmeister.

Spa. Ein Reifenschaden beendete seinen ersten Arbeitstag nach der Sommerpause vorzeitig, doch Sebastian Vettel hinterließ zum Neustart in die Mission Titelverteidigung im belgischen Spa dennoch einen starken Eindruck. Der Formel-1-Weltmeister steuerte seinen Red-Bull-Boliden am Freitag in der Bestzeit von 1:49,331 Minuten um den Traditionskurs in den Ardennen, einzig sein Teamkollege Mark Webber (1:49,390) konnte vor dem Qualifying am Sonnabend (14 Uhr/RTL und Sky) mithalten.

Der Australier war 59 Tausendstel langsamer, Vettels Konkurrenten im Kampf um die WM gingen die schnellen Zeiten nicht mit. Dabei fanden die letzten Minuten der Session ohne Vettel statt, mit zerfetztem rechten Hinterreifen an seinem Red Bull kehrte der 26-Jährige um kurz nach 15 Uhr in die Box zurück. Ein Bild, das ein wenig an die verheerenden Reifenschäden beim Großen Preis von England erinnerte, in deren Folge Hersteller Pirelli neue Pneus geliefert hatte. Über die Gründe war zunächst nichts bekannt, Vettel hatte zuvor zahlreiche Runden in Folge auf den weicheren Reifen absolviert.

Hinter dem dominanten Red-Bull-Duo belegte Lotus-Pilot Romain Grosjean (Frankreich/1:50,194) mit bereits deutlichem Rückstand den dritten Platz. Der finnische WM-Zweite Kimi Räikkönen (Lotus/1:50,318) wurde Sechster vor dem Gesamtdritten Fernando Alonso (Spanien/1:50,510) im Ferrari. Keine Spitzenzeiten lieferte am Freitag Mercedes. Nico Rosberg (Wiesbaden/1:50,601) wurde lediglich Neunter. Sein Teamkollege Lewis Hamilton, (England/1:50,751), der als WM-Vierter noch Titelchancen hat, musste sich gar mit dem zwölften Platz begnügen und offenbarte mit vielen Verbremsern und Ausritten einige Probleme mit seinem Boliden.

Der Gräfelfinger Adrian Sutil (1:50,629) wurde im Force India Elfter, Sauber-Pilot Nico Hülkenberg (Emmerich/1:50,972) belegte den 13. Platz. Während der Nachmittagssession schien die Sonne durchgehend, ob die Erkenntnisse für das vermutlich verregnete Wochenende von großem Wert waren, bleibt allerdings abzuwarten.

Noch am Vormittag war das Wetter in den Ardennen mit anhaltend leichtem Regen seinem Ruf gerecht geworden und hatte eher einen Vorgeschmack auf die Verhältnisse während Qualifying und Rennen gegeben. Der Nieselregen verwandelte den Traditionskurs in eine rutschige Piste. „Eigentlich kann man aber gar nichts lernen, weil es halb trocken und halb nass ist“, sagte Sky-Experte Marc Surer. Die Schwierigkeit lag in den Mischverhältnissen.

Während einige Stellen der 7,004 km langen Berg- und Talstrecke bereits getrocknet waren, fiel woanders weiter leichter Regen. Die richtige Reifenwahl war damit eine Herausforderung, auch Vettel machte Bekanntschaft mit den Tücken von Spa. Auf Slicks unterwegs, rutschte er unter anderem in der Haarnadelkurve La Source von der Strecke, sein Red Bull blieb jedoch unbeschädigt.

Für das Zeittraining am Sonnabend kündigt der Wetterradar Regen, eventuell sogar Gewitter an, auch beim Rennen am Sonntag soll es nass werden. Vettel geht als Spitzenreiter mit 172 WM-Punkten in das elfte Saisonrennen, seine Verfolger Räikkönen (134), Alonso (133) und Hamilton (124) hoffen am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky) auf Ausrutscher des Weltmeisters.

Rosberg hat keine Lust auf zweite Reihe

Es arbeitet in Nico Rosberg. Die Kiefer mahlen, man merkt, auf diese Fragen hat er keine Lust. Dann setzt er an. „Ich spiele überhaupt nicht die zweite Geige, das höre ich jetzt zum ersten Mal“, sagte der Formel-1-Pilot im Vorfeld des Großen Preises von Belgien (Sonntag, 14 Uhr/RTL und Sky) mit Nachdruck. Auf die Kraftverhältnisse bei Mercedes war er soeben angesprochen worden, ob er sich angesichts des WM-Standes mit der Rolle hinter Lewis Hamilton begnügen müsse.

Die Fragen sind nicht unberechtigt, denn mit 48 Punkten Rückstand auf Weltmeister Sebastian Vettel (Red Bull) hat Hamilton noch Chancen auf den Titelgewinn, Rosberg liegt dagegen bereits 88 Zähler zurück. Doch auch Hamilton braucht für eine Aufholjagd jeden Punkt - eine Teamorder würde damit in gewissen Situationen Sinn machen. Doch Rosberg wiegelt ab. „Die Gefahr besteht nicht, das Thema gibt es bei uns in keiner Form“, sagt er: „Teamintern ist es wie immer: Wir werden gleich behandelt und fahren Vollgas.“

Vettels Teamkollege: Red Bull pokert weiter

Red Bull pokert unterdessen, wer in der kommenden Saison neuer Teamkollege von Vettel wird. Red-Bull-Teamchef Christian Horner weigerte sich strikt, Räikkönen als neuen Teamkollegen für Vettel auszuschließen, obwohl dessen Manager bereits öffentlich abgesagt hat. „Ich kann ihnen das nicht sagen“, wiederholte Horner immer wieder schmunzelnd: „Fest steht nur: Wir haben uns noch nicht entschieden.“

Der Cockpit-Poker um den freien Platz neben dem Weltmeister geht in die Verlängerung, denn Red Bull will die höchst wahrscheinliche Verpflichtung von Youngster Daniel Ricciardo (Australien) noch nicht bestätigen. „Es gibt mehr Möglichkeiten, als die Leute denken. Viele haben Interesse an dem Cockpit“, sagte Horner.

Trotz der nebulösen Äußerungen des 39-Jährigen ist Räikkönen wohl aus dem Rennen. Davon geht auch Vettel selbst aus, der sich über ein Team mit seinem finnischen Kumpel gefreut hätte. „Wäre es Kimi geworden, hätte mir das gefallen“, sagte der 26-Jährige: „Jetzt wird es eben nichts. Aber er ist jung, ich bin jung, es kann also noch viel passieren. Man sollte niemals nie sagen.“