Deutschlands Hockey-Damen haben bei der EM positiv überrascht. Nach dem enttäuschenden siebten Olympia-Platz führte der neue Bundestrainer Jamilon Mülders das neuformierte Team ins Finale.

Boom (Belgien). Dank Kim Platten stehen Deutschlands Hockey-Damen zum fünften Mal in Serie in einem Europameisterschafts-Finale. Die Torfrau aus München brachte am Donnerstag im Halbfinale die in allen vier Versuchen gescheiterten Gegnerinnen schier zur Verzweiflung und sorgte für den deutschen 2:0-Erfolg im Penalty-Schießen gegen Belgien. Maike Stöckel und Julia Müller behielten die Nerven und ließen ihre Teamkameradinnen jubeln. Sie treffen nun im Finale am Sonnabend auf England, die Titelverteidiger Niederlande mit 4:3 ebenfalls nach Penalty-Schießen überraschend ausschalteten.

Vor 3500 Zuschauern in Boom hatte es nach regulärer Spielzeit 2:2 (1:1) gestanden. Die Belgierin Anne Sophie de Scheemaekere (17. Minute/Eigentor) und Marie Mävers (68.) hatten für die Mannschaft von Bundestrainer Jamilon Mülders getroffen.

„Wir wollen dem Gastgeber mal so richtig den Teppich verschmutzen“, hatte Mülders vor der Partie in einem flapsigen Radio-Interview als Losung ausgegeben. Rechtzeitig vor Beginn des Semifinales hörte der Regen auf. Und nach der von den Belgierinnen à capella intonierten Nationalhymne konnte es mit neunminütiger Verspätung losgehen. Die DHB-Damen bestimmten sofort das Tempo und hatten durch Maike Stöckel (13.) und Hannah Gablac (14.) zwei gute Chancen, doch Torfrau Aisling D'Hooghe war beide Male auf dem Posten.

Im dritten Versuch gelang dann die Führung. Mit einer scharfen Hereingabe zwang Hannah Krüger die Belgierin de Scheemaekere quasi zum Eigentor, denn Eileen Hoffmann stand dahinter und hätte sonst wohl auch vollendet. Belgien antwortete mit wütenden Angriffen und drängte den Gegner nun mehr und mehr in die eigene Hälfte. Anouk Raes (19.) schoss noch freistehend vorbei, doch kurz vor der Pause machte es Jill Boon (29.) per Stecher an Torfrau Kim Platten vorbei besser.

Deutschland gleicht erst spät aus

Nach dem Wechsel verstärkten die Belgierinnen den Druck. Als Hoffmann den Ball vertändelte, lenkte Charlotte de Vos (40.) die Hereingabe hoch in den Torwinkel. Durch den erstmaligen Rückstand bei diesem Turnier ging die Ordnung im deutschen Spiel verloren, die Gastgeberinnen kamen zu guten Einschussmöglichkeiten. Erst klärte Janne Müller-Wieland kurz vor der Linie, dann zielten Erica Coppey (45.) und Alix Gerniers (54.) aus bester Position knapp vorbei.

In der Schlussphase machten die Vize-Europameisterinnen auf und waren dadurch anfällig für Konter. Zum Glück konnten die von den eigenen Anhängern frenetisch angefeuerten Gastgeberinnen keine der sich bietenden Chancen nutzen. Auf der anderen Seite reichte es dann nach der ersten Strafecke durch Mävers noch zum späten 2:2. Und dann zum umjubelten Sieg im Penalty-Schießen.