Zehn deutsche Radprofis gehen bei der 100. Tour de France an den Start. Besonders in der ersten Woche wollen einige für Furore sorgen. Es gibt gute Chancen auf das Gelbe Trikot zum Start am Sonnabend.

Porto-Vecchio. Der Traum vom Gelben Trikot bei der Tour de France - für die deutschen Radprofis könnte er bei der 100. Ausgabe der Großen Schleife schon früh in Erfüllung gehen. Die Top-Sprinter Andre Greipel und Marcel Kittel haben beim Tour-Auftakt am Sonnabend beste Karten, sich als erste deutsche Fahrer seit Stefan Schumacher 2008 das begehrte Maillot Jaune überzustreifen.

Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin will mit einem Sieg im Mannschaftszeitfahren auf der 4. Etappe das Führungstrikot übernehmen - und damit eine große Enttäuschung aus dem Vorjahr vergessen machen. „Die Tour feiert Geburtstag und hat selber Geschenke an die Sprinter verteilt: eine Flachetappe und kein Prolog zum Auftakt. Wir können uns um Gelb streiten, das gibt uns einen Extra-Kick“, sagte Kittel, der in der laufenden Saison mit bereits elf Tagessiegen überzeugt hat.

Am 29. Juni startet auf Korsika die Jubliäumstour, am Ende des 213 km langen Kurses der ersten Etappe von Porto-Vecchio nach Bastia dürfte es zum Showdown der weltbesten Sprinter kommen. Der 25-jährige Kittel vom Team Argos-Shimano, der seine zweite Tour bestreitet, muss sich auf starke Konkurrenten wie den 23-maligen Tour-Etappensieger Mark Cavendish (Großbritannien/Quick Step) oder Peter Sagan (Slowakei/Cannondale) einstellen. Und auf Andre Greipel. Der 30-Jährige geht mit großem Selbstvertrauen in die Tour.

„Wir haben den besten Sprintzug der Welt. Es gibt nicht viele solche Chancen. Deswegen ist es selbstverständlich etwas Besonderes“, sagte der gebürtige Rostocker vom Team Lotto-Belisol. Bei den Massensprints kann Greipel unter anderem auf die Unterstützung seines Freundes Marcel Sieberg (Castrop-Rauxel) bauen. „Es wäre toll für die Wahrnehmung in Deutschland, wenn einer von beiden im Gelben Trikot fahren würde“, sagt Sprint-Legende Erik Zabel, der die Chancen Kittels und Greipels ebenfalls als hoch einstuft.

Mit Tour-Debütant John Degenkolb (Gera) ist bei den anspruchsvolleren Sprint-Ankünften zu rechnen. Der 24-Jährige, der im Mai einen Tagessieg beim Giro d’Italia feierte, könnte sich schon auf der 2. oder 3. Etappe in die Siegerliste eintragen. Leidtragender des dreitägigen Auftaktprogrammes auf Korsika ist zunächst Tony Martin. Bei einem Prolog hätte der Zeitfahr-Weltmeister - ohne eine Panne wie im Vorjahr in Lüttich - das Gelbe Trikot fast schon sicher gehabt. Bei der Tour 2013 muss sich der 28-Jährige nun bis zum Mannschaftszeitfahren der 4. Etappe gedulden, bis er seine Möglichkeit zur Wiedergutmachung bekommt.

„Wir haben viel Erfahrung und Selbstvertrauen“

„Die Chance auf Gelb ist auf jeden Fall realistisch“, sagt Martin, der im 2012 mit Omega Pharma-Quick Step das Team-Zeitfahren der WM gewonnen hatte: „Wir haben viel Erfahrung und Selbstvertrauen.“ Altmeister Jens Voigt (Grevesmühlen/Radio Shack), der als nationaler Rekordträger bereits seine 16. Tour bestreitet, dürfte erneut in seiner Lieblingsrolle beeindrucken: als Ausreißer im Kampf gegen den Rest. Zwar wird sich Voigt auch für seinen Kapitän und engen Freund Andy Schleck (Luxemburg) zerreißen, doch an mindestens einem Tag wird er sein Glück versuchen.

Die weiteren deutschen Fahrer sind in ihren Teams vor allem als Helfer und „Arbeitstiere“ eingeplant. Simon Geschke (Berlin) und Johannes Fröhlinger (Gerolstein) schuften bei Argos für Kittel und Degenkolb, Marcus Burghardt (Zschopau) ist eine wichtige Stütze im BMC-Team um den früheren Tour-Sieger Cadel Evans.