Von wegen Ende des Tiki-Taka-Spiels: Thiago, Isco, Montoya und Co. dominierten die U21-EM und lassen das Weltmeister-Land weiter träumen.
Jerusalem. „Die beste Schule der Welt“, titelte die Tageszeitung „Marca“, „El País“ feierte die „Geburt einer neuen goldenen Generation“, und die „AS“ verkündete vollmundig: „Die Zukunft des Fußballs ist rot.“ Nach dem erneuten EM-Sieg der U21 in Israel wähnt sich Spanien mehr denn je als Nabel der Fußball-Welt. Und das nicht ohne Grund. Denn der Nachwuchs des Weltmeisters zaubert nicht nur wie die A-Mannschaft – er sammelt auch ebenso fleißig Titel.
Für die Konkurrenz, nicht zuletzt die aus Deutschland, ist die Bilanz der Spanier ernüchternd. Die U19 (2011, 2012), die U21 (2011, 2013) und auch das A-Team (2008, 2012) gewannen jeweils die letzten beiden Europameisterschaften. Beeindruckender geht es nicht. „Der Fußball auf dem alten Kontinent bleibt unter spanischer Herrschaft“, schrieb die „Marca“ und suchte schon nach Platz in der „Vitrine der Roten“.
Auf ein schwächelndes Spanien, das ist seit der EM klar, braucht der Rest der Fußball-Welt vorerst nicht hoffen. Das Tiki-Taka mit der Schaltzentrale Isco, dem gegen Italien (4:2) dreifach erfolgreichen Thiago Alcántara und dem starken Außenverteidiger Martin Montoya dominierte in Israel nach Belieben. Und das keineswegs mit eintönigem Ballgeschiebe, wie es dem A-Team so gerne vorgeworfen wird, sondern mit einem spektakulären, technisch starken Offensivfußball.
Das zeigt schon die Torschützenliste der EM: Der „Goldene Schuh“ ging an Álvaro Morata (4 Treffer), auf den Plätzen folgten in Thiago und Toptalent Isco (je drei) zwei weitere Spanier. In Deutschland ist der Respekt noch einmal gewachsen. „Der EM-Sieg lieferte ein beeindruckendes Zeugnis der Qualität des spanischen Fußballs“, schrieb Felix Magath bei Facebook und prophezeite: „Einige dieser Europameister werden wir auch bei der WM im nächsten Jahr erleben.“
Daran hat zumindest Spaniens U21-Trainer Julen Lopetegui keinen Zweifel, schließlich ist seine Mannschaft eine kleine Kopie der großen Weltmeister-Elf. „Wir spielen den gleichen Stil, wir glauben an diesen Stil, und wir arbeiten weiter an diesem Stil“, sagte der Coach, der vor einem Jahr schon die U19 zum Titel geführt hatte. Lopetegui schickte gleich noch einen Gruß an den Nationaltrainer hinterher: „Vicente del Bosque weiß, dass meine Spieler ihm jederzeit helfen können.“
Einer dieser Spieler stieg im Finale von Jerusalem zum Helden auf. „Thiago überragt und führt das Meisterwerk an“, schrieb die Marca über den 22-Jährigen vom FC Barcelona, der in der 6., 31. und 38. (Foulelfmeter) Minute erfolgreich war, ehe Isco (66.) mit einem weiteren Strafstoß erhöhte. Von der Zeitung Sport wurde der Matchwinner am Mittwoch prompt mit Bayern München in Verbindung gebracht. „Pep Guardiola kennt ihn gut“, hieß es, als Ablösesumme stehen 18 Millionen Euro im Raum.
Der umworbene Thiago schwieg eisern und verabschiedete sich lieber in den Urlaub. Dort kann er, wenn er den Fernseher einschaltet, vielleicht schon die nächsten Erfolge seines Heimatlandes bewundern: Beim Confed Cup in Brasilien greift Spanien ebenso nach dem Titel wie ab Freitag bei der U20-WM in der Türkei. Der spanische Hunger, er ist noch lange nicht gestillt.