Der Schweizer besiegte am Sonntag im Finale des Rasenturniers den Russen Michail Juschni mit 6:7 (5:7), 6:3, 6:4. Der 17-malige Grand-Slam-Sieger ist gut gerüstet für den Klassiker in Wimbledon.
Halle/Westfalen. Roger Federer hat erstmals seit zehn Monaten wieder ein Tennis-Turnier gewonnen. Beim Rasen-Turnier in Halle gewann der Halbfinal-Bezwinger von Tommy Haas am Sonntag ein packendes Endspiel gegen den Russen Michail Juschni mit 6:7 (5:7), 6:3, 6:4. Der Schweizer zeigte es damit wieder einmal allen Kritikern. Zehn Jahre nach seinem ersten Erfolg in Westfalen feierte der 31-Jährige seinen sechsten Titelgewinn bei den Gerry Weber Open und bewies den Nörglern, dass in Wimbledon mit ihm in diesem Jahr wieder zu rechnen sein wird.
Der 17-malige Grand-Slam-Turnier-Sieger beendete mit seinem Erfolg eine lange Durststrecke. Letztmals hatte er im August 2012 in Cincinnati triumphiert – für den erfolgsverwöhnten Federer fast eine Ewigkeit. Gutes Omen: Vor zehn Jahren gewann die langjährige Nummer eins der Welt nach seinem Premierensieg in Halle wenig später auch zum ersten Mal in Wimbledon.
„Ich habe schon viel gewonnen, aber zuletzt eben nicht so viel. Heute habe ich es wieder geschafft, obwohl Michail sehr gut gespielt hat. Es ist ein wunderschönes Gefühl“, sagte Federer, der für seinen ersten Halle-Erfolg seit 2008 ein Preisgeld in Höhe von 123.400 Euro kassierte. „Im dritten Satz war ich einen kleinen Tick besser, vielleicht hat das am Ende den Ausschlag gegeben.“
Im Halbfinale hatte Federer am Sonnabend in der Revanche für das Vorjahresfinale seinen Freund Tommy Haas mit 3:6, 6:3, 6:4 besiegt. „In den entscheidenden Momenten hat Roger wieder einmal gezeigt, aus was für einem Holz er geschnitzt ist. Da muss man den Hut vor ziehen“, sagte Haas nach der verpassten Titelverteidigung. Die deutsche Nummer eins blickt dem Rasen-Highlight in Wimbledon dennoch zuversichtlich entgegen. „Ich denke, ich habe hier eine Woche lang gutes Tennis gespielt“, sagte der 35-Jährige.
Anfangs überraschend viel Mühe mit Juschni
Im Endspiel hatte Federer überraschend viel Mühe mit Juschni. Die bisherigen 14 Duelle mit dem Russen hatte der 17-malige Grand-Slam-Turnier-Sieger allesamt gewonnen und Juschni dabei gerade einmal drei Sätze gegönnt. Doch der Russe ließ sich von dieser Bilanz nicht einschüchtern und trumpfte unbekümmert auf.
Nachdem Federer im ersten Aufschlagsspiel gleich vier Breakchancen nicht genutzt hatte, tat er sich auf dem vollbesetztem Centre Court schwer, seinen Rhythmus zu finden. Vielmehr war es Juschni, der mit druckvollen Grundlinienschlägen und variablem Spiel die Szenerie bestimmte. Beim Stand von 5:6 konnte Federer zwar noch einen Satzball abwehren. Im Tiebreak nutzte Juschni, der auf dem Weg ins Finale bereits die gesetzten Kei Nishikori (Japan), Philipp Kohlschreiber und Richard Gasquet (Frankreich) ausgeschaltet hatte, nach 57 Minuten aber seine zweite Chance zum 7:6.
Dann legte Federer plötzlich los
Auch im zweiten Durchgang fand Federer zunächst keine Mittel. Während der Russe weiter am oberen Limit spielte, unterliefen dem Schweizer ungewohnt viele leichte Fehler. Doch dann legte Federer plötzlich los. Er machte acht Punkte nacheinander, nahm Juschni zum 5:3 zu Null den Aufschlag ab und schaffte nach 1:29 den Satzausgleich. Mit einem lauten „Come on“ pushte sich der sonst auf dem Court eher stille Gentleman des Tennis.
Doch auch im dritten Satz musste Federer zunächst weiter hart kämpfen. Erst zum 4:3 gelang dem Publikumsliebling mit einem technisch perfekten Rückhand-Passierschlag das entscheidende Break. Nach 2:02 Stunden verwandelte Federer seinen ersten Matchball.