Ein Kommentar von Jens Meyer-Odewald

Nicht jeder in Rathaus, Sportamt und Innenbehörde war beglückt über den Mumm und die offenen Worte des Derbychefs Volker Wulff in der Dienstag-Ausgabe des Abendblatts. Unter dem Strich hatte der Pferdesport-Stratege der Stadt Untätigkeit vorgeworfen. Dem deutschen Reitsport und Klein Flottbek drohten Abstürze in die Zweitklassigkeit. Die Bausubstanz auf dem traditionsreichen Areal im Westen der Hansestadt sei marode, mahnte Wulff. Nur Mut zu Investitionen in Millionenhöhe würde auch zukünftig Weltklasse garantieren.

Kenner des Deutschen Derbys stimmen Wulff zu: Vieles im Derbypark ist schrottreif und kann von Mal zu Mal nur notdürftig übertüncht werden. Vielleicht ist es ganz gut, dass bisher niemand ganz genau untersucht hat, was sich im Gebälk der fast antiken Tribüne tatsächlich verbirgt. Und dass die Aktiventribünen mitsamt Richterturm noch halbwegs stabil stehen, spricht für die Architekten vor mehreren Jahrzehnten. Fest steht: Auf Dauer ist mit der altehrwürdigen Anlage kein Staat mehr zu machen. Die Konkurrenz - hierzulande und international - droht zu enteilen.

Offensichtlich weiß nicht jeder Politiker den Stellenwert des Klein Flottbeker Pferdefestivals richtig einzuschätzen. 25 der weltbesten 30 Springreiter kommen in unsere Stadt. 70.000 Zuschauer werden mit Begeisterung und Herzblut Ehre einlegen für die Pferdehauptstadt Hamburg. Das Fernsehen ist stundenlang live dabei. Und es ist ein gutes Zeichen, dass Innensenator Michael Neumann am Sonntag vor Ort ist.