Der 34-Jährige, der diese Saison bereits für die Celtics und die Wizzards aufgelaufen war, bekommt viel Zuspruch. NBA-Chef glaubt nicht, dass sich das Outing negativ auf Collins‘ Clubsuche auswirkt.
Hamburg. Basketballer Jason Collins hat sich als erster Akteur der vier großen US-Profiligen offen zu seiner Homosexualität bekannt. „Ich bin ein 34 Jahre alter NBA-Center, ich bin schwarz und ich bin schwul“, erklärte der Spieler der Washington Wizards auf der Homepage der US-Zeitschrift „Sports Illustrated“. Es sei eine Riesenanstrengung gewesen, dieses Geheimnis zu wahren. „Ich habe Jahre des Kummers hinter mir und sehr viel auf mich genommen, um diese Lüge zu leben. Ich war mir sicher, dass meine Welt zusammenbricht, wenn es irgendjemand wüsste“, sagte Collins. Mitte Februar hatte sich bereits der US-Fußball-Profi Robbie Rogers als schwul geoutet.
Collins, der mit den New Jersey Nets 2002 und 2003 jeweils das Finale der nordamerikanischen Profiliga NBA erreicht und verloren hatte, ist derzeit auf Vereinssuche. Sein Vertrag mit den Wizards läuft nach dieser Saison aus, der 2,13-Meter große Center will seine Karriere unbedingt fortsetzen.
NBA-Superstar Kobe Bryant lobte via Twitter „stolz“ seinen Kollegen. „Unterdrücke nicht wer du bist wegen der Ignoranz von anderen“, schrieb der derzeit verletzte Profi der Los Angeles Lakers. Sein früherer Teamgefährte Jason Kidd meinte: „Jason Collins’ Sexualität ändert nichts an dem Fakt, dass er ein großartiger Freund und großartiger Mitspieler ist.“ Auch NBA-Chef David Stern begrüßte Collins’ Schritt: „Wir sind stolz, dass er die Führungsrolle bei diesem sehr wichtigen Thema übernimmt.“ Lob gab es auch vom früheren US-Präsidenten Bill Clinton. „Jasons Erklärung ist ein wichtiger Moment für den Profisport“, teilte Clinton mit.
Sogar US-Präsident Barack Obama hat Collins angerufen und ihm seine Unterstützung zugesichert. Obama habe ihm gesagt, dass er beeindruckt sei von seiner Courage, twitterte das Weiße Haus am Dienstag. „So stolz auf dich, Jason Collins!“ twitterte First Lady Michelle Obama: „Das ist ein großer Schritt nach vorn für unser Land.“
Auch Ex-Präsident Bill Clinton bezeichnete das Coming-Out als „aufrichtiges Statement eines guten Menschen, der nichts anderes will wie viele andere auch: So sein zu können, wie er ist, seine Arbeit zu machen, eine Familie zu haben und zur Gemeinschaft beizutragen“. Er kennt Collins schon länger: Er war ein Mitschüler von Clinton-Tochter Chelsea in Stanford. „Ich hoffe, dass jeder, insbesondere Jasons Kollegen in der NBA, die Medien und seine vielen Fans ihm weiter die Unterstützung geben, die er verdient hat.“
„Man ist im Ofen und brät vor sich hin“
NBA-Chef David Stern glaubt nicht, dass sich Collins’ Bekenntnis negativ auf seine Vereinssuche auswirken könnte, wie er am Rande der Partie Indiana Pacers gegen Atlanta Hawks sagte. „Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte es schon jemand anderes getan. Niemand hat, deshalb gehe ich jetzt diesen Schritt“, betonte Collins, der sich damit als erster aktiver Spieler der großen Ligen Nordamerikas, National Football League, NBA, Major League Baseball und National Hockey League, zu diesem Bekenntnis entschlossen hat. „Stellt euch vor, man ist im Ofen und brät vor sich hin. Einige von uns erkennen und akzeptieren ihre Sexualität sofort, andere brauchen dafür mehr Zeit. Ich kann es beurteilen, ich habe 33 Jahre gebraucht“, ergänzte Collins.
Im US-Profisport war Homosexualität jahrelang fast ein Tabuthema. Vor der diesjährigen Super Bowl im American Football zwischen den San Francisco 49ers und den Baltimore Ravens hatte 49ers-Cornerback Chris Culliver mit schwulenfeindlichen Aussagen noch für einen Riesenskandal gesorgt. Bei den 49ers gebe es keinen schwulen Profi und wenn, sollte dieser sofort die Mannschaft verlassen, hatte er in einem Interview gesagt. Einen Tag später musste er sich dafür entschuldigen. Die NFL ging daraufhin in die Offensive und organisierte mehrere Treffen mit Organisationen, die sich für die Rechte homosexueller Spieler im Profisport einsetzen.