Jürgen Klopps Haartransplantation zeigt: Fußballer und Trainer machen sich gerne einen Kopf, was darauf wie wirkt. „Undercut“ ist der jüngste Trend in der Bundesliga – aber angeblich schon wieder out.
Frankfurt/Main. Der Meister-Skalp ist längst vergeben, die Fußball-Bundesliga aber bleibt eine haarige Angelegenheit. Die Sport- und Beauty-Welt diskutiert über die Haar-Transplantation von Jürgen Klopp und schreibt über die Ankündigung von Peter Neururer, sich beim Klassenverbleib des VfL Bochum die schütteren Locken blau färben zu lassen. Auch wenn man nicht alle über einen Kamm scheren sollte: Die Kabine der Profis scheint mitunter ein Friseursalon. Jedenfalls trägt die junge Kicker-Generation den „Undercut“ perfekt gestylt auf dem Rasen: nicht „Vokuhila“, sondern an den Seiten raspelkurz und das Deckhaar lang.
Berühmtester Kopf dafür ist Nationalspieler Marco Reus, auch sein BVB-Kollege Lukas Piszczek findet’s cool. Dabei erklärte Udo Walz der Nachrichtenagentur dpa: „Undercut ist nicht mehr so angesagt.“ Berlins Starcoiffeur räumte aber ein: „Ich habe mir selbst einen leichten schneiden lassen. Ist einfach eine witzige Modeerscheinung.“ Und reine Kopfsache.
Eher zeitlos ist die Glatze wie sie Arjen Robben hat – und enorm praktisch: „Natürlich ist der eine oder andere Spieler nach dem Spiel etwas schneller unter der Dusche weg – aber der hat auch weniger Haare, die man dann waschen muss“, sagte Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, als der niederländische Flügelflitzer wegen seines Reservistendaseins ziemlich grußlos aus dem Stadion verschwand. Dante hatte vor zwei Jahren alles abgeschnitten und rasiert, jetzt glänzt der Brasilianer als Abwehrchef in München auch in seiner schönsten Lockenpracht.
Hohn und Spott muss sich Klopp nach seinem haarigen Bekenntnis anhören. Von wegen nur neuer Schnitt – aufwendig verpflanzen lassen hatte er sich die Haare, um die Geheimratsecken zu verstecken. Ein Karikaturist hatte listig gezeichnet, wie der zweimalige BVB-Meistercoach nach der Champions-League-Auslosung die Nachricht erhielt: „Wir spielen gegen Loreal Madrid.“ Und als Klopp sagte, er würde seinen „Arsch“ darauf verwetten, dass Münchens Sportvorstand Matthias Sammer mit Barcelonas Ex-Trainer Pep Guardiola telefonieren werde, um sich über den nächsten Gegner zu informieren, da bürstete ihn Rummenigge ab: „Wenn er seine Haare verwettet hätte, da hätte er ja noch ein paar transplantieren können.“
Englands Topstürmer Wayne Rooney hat ebenfalls so ein Prozedere hinter sich – angeblich für 36 000 Euro: „Ich habe mit 25 eine Glatze bekommen. Warum hätte ich es nicht tun sollen?“ Walz ist der Meinung: „Elton John hat’s auch gemacht. Ein Mann mit viel Charisma braucht eigentlich keine falschen Haare. Aber wenn’s ihn glücklich macht...“
Klopps Bochumer Kollege Neururer ist nach seiner Rückkehr ins Trainergeschäft und in die zweite Liga bis in die Lockenspitzen motiviert. „Ich lasse mir beim Klassenerhalt des VfL die Haare blau färben – auch noch mit Logo.“ Für so einen Quatsch wäre Rudi Völler wohl selbst dann nicht zu haben, wenn Bayer Leverkusen deutscher Meister werden würde: „Tante Käthe“ ist mit der immer gleichen, mittlerweile mehr weißen als grauen Frisur ein Klassiker in der Haar-Historie des deutschen Fußballs.
Strubbelkopf, angedeuteter Hahnenkamm, Irokese
Bundestrainer Joachim Löw trug einst einen Popperschnitt und hatte als DFB-Pokalsieger mit dem VfB einen seiner peinlichsten Momente: Beim Empfang auf dem Stuttgarter Marktplatz scherten ihm seine Spieler eine Glatze. Längst hat der Bundestrainer seinen schwarzen Pony wieder. In einem Interview erklärte er mal: „Ich habe einfach viel Haar, an meiner Frisur kann ich gar nicht viel tun. Meine Haare wachsen nämlich, was mich etwas stört, nach vorne. Ich könnte sie gar nicht zurückkämmen.“
Mit der Tapeschere in der Kabine hat kürzlich Dortmunds Angreifer Julian Schieber seine Fransen in der Stirn zurückgeschnitten, „weil sie mich einfach gestört haben“. Als Doppeltorschütze beim Sieg gegen Augsburg zeigte er dann den „Scheren-Jubel“. Wer alles vor dem Spiel noch schnell in den Spiegel schaut und mit Gel nachhilft, das ist eines der bestgehüteten Geheimnisse der Bundesliga. Vor den Augen der Öffentlichkeit sind die Meisterwerke dann zu bewundern.
Immer für eine neuen Schnitt zu haben ist auch Bastian Schweinsteiger: Strubbelkopf, angedeuteter Hahnenkamm, Irokese – und nun ganz seriös Kurzhaar mit Seitenscheitel. „Die schlimmste Frisur hatte ich aber, glaube ich, während der Europameisterschaft 2008. Die Haare waren platinblond, nur vorne im Pony war so eine schwarze Strähne, also eine Art Pechsträhne“, erinnerte sich der Nationalspieler in einem Interview. Die Zeit der Experimente sei vorbei. Schön, wenn man über Jugendsünden lachen kann. „Wenn meine Birne für einige Leute zur Belustigung herhält, halte ich gerne meinen Kopf dafür hin“, sagte auch Klopp.