Bayerns Sportvorstand Sammer gibt sich selbstbewusst vor den Spielen gegen den FC Barcelona. Auch der BVB erinnert sich gerne zurück an die Gruppenspiele gegen Real Madrid - und sieht der Aufgabe positiv entgegen.
München. Vamos Bayern! Vamos Dortmund! Das Halbfinale der Champions League wird zum prickelnden deutsch-spanischen Länderkampf. Gemeinsam mit Millionen Fußball-Anhängern freut sich Jupp Heynckes auf „magische Nächte“ im Giganten-Duell zwischen „seinen“ Bayern und dem Titelfavoriten FC Barcelona mit Lionel Messi sowie der Neuauflage des Vorrunden-Krachers zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid.
„Es ist interessant, ob wir im Vergleich mit Spanien auf diesem Top-Niveau standhalten können“, erklärte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge zu den Festspielen gegen die beiden Top-Teams aus der führenden Fußball-Nation der Welt. Der forsche Wunsch des Münchner Präsidenten Uli Hoeneß nach einem deutschen Duell schon in der Vorschlussrunde könnte im Idealfall nur vertagt sein auf das große Königsklassen-Finale am 25. Mai im Londoner Wembleystadion.
Einen Schock oder übergroße Ehrfurcht lösten die Lose, die der frühere HSV-Star Ruud van Nistelrooy am Freitag am Uefa-Sitz in der Schweiz zog, weder in München noch Dortmund aus. „Jetzt wird Fußball gespielt! Dass Real Madrid ein schwerer Gegner ist, muss ich nicht betonen – er ist von den drei möglichen Kontrahenten aber der einzige, den wir in dieser Saison schon einmal geschlagen haben“, kommentierte BVB-Trainer Jürgen Klopp voller Vorfreude und in Erinnerung an den glorreichen 2:1-Heimsieg in der Gruppenphase.
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Beim Rückspiel in Madrid gelang gegen Cristiano Ronaldo, Mesut Özil und Co. ein ebenfalls hochgelobtes 2:2. „Sie sind fantastisch!“, schwärmte danach sogar Real-Coach José Mourinho über die wilden BVB-Bubis um Marco Reus und Mario Götze. Die Aussage von Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer, der 1997 als Spieler mit dem BVB Champions-League-Sieger wurde, ist Programm für beide Topclubs der Bundesliga: „Wir werden im Moment als große Mannschaft wahrgenommen, aber als ganz große Mannschaft musst du diesen Pott gewinnen!“
Bundestrainer Joachim Löw traut den Bayern und dem BVB das zu, was der Nationalmannschaft weder bei der EM 2008 noch der WM 2010 gelang - Erfolge gegen spanische Mannschaften. „Bayern und Dortmund haben in dieser Saison bewiesen, wozu sie in der Lage sind“, erklärte Löw, der betonte: „Ein Champions-League-Halbfinale ist wie ein großes Entscheidungsspiel einer WM oder EM, eine riesige Herausforderung.“
Vorlegen müssen Bayern (23. April) und Dortmund (24. April) jeweils im eigenen Stadion, was aber kein Nachteil sein muss, wie die Münchner gegen Juventus Turin beweisen konnten. Die entscheidenden Rückspiele finden am 30. April in Madrid und am 1. Mai in Barcelona statt. Im Camp Nou hatten die Bayern allerdings zuletzt 2009 im Viertelfinale noch mit Jürgen Klinsmann als Trainer „eine fürchterliche Packung gekriegt – 0:4“, wie Rummenigge erinnerte: „Da bin ich im Sitz immer tiefer gegangen, bis ich das Spiel fast nicht mehr gesehen habe. Messi hat uns damals alleine eingekreiselt.“
Zwei Tore erzielte der argentinische Weltfußballer damals gegen ein Bayern-Torso, vom heutigen Team standen damals nur Bastian Schweinsteiger und Franck Ribéry auf dem Platz. Trotz spanischer Weltmeister wie Xavi oder Andres Iniesta dürfte beim Wiedersehen Messi die Schlüsselfigur sein. „Es ist eine Herkulesaufgabe, seine Kreise einzugrenzen“, bemerkte Rummenigge. „Der beste Spieler der Welt darf nicht so aufblühen wie zuletzt in den Rückspielen gegen den AC Mailand und Paris“, mahnte Nationaltorhüter Manuel Neuer.
Die Bayern-Verantwortlichen setzen „Super-Vertrauen“ in ihren exzellenten Spanien-Kenner Heynckes, auch wenn sie theoretisch von dessen Nachfolger Pep Guardiola beste Insider-Informationen über Barça erhalten könnten. Guardiola einzubinden sei nicht geplant, versicherten Rummenigge und Sammer. Heynckes reagierte geradezu brüskiert auf eine entsprechende Reporterfrage: „Bitte respektieren Sie mich und meine Arbeit! Ich brauche niemanden, um den Gegner zu analysieren.“ Was unerlässlich ist, benannte Sammer: „Wir brauchen zweimal einen guten Plan und zweimal eine gute Tagesform. Aber ich gehe davon aus, dass wir ins Finale gehen“.
Aus Sicht von Ottmar Hitzfeld, der Dortmund 1997 als Trainer zum Titelgewinn geführt hatte, ist der BVB „ein Angstgegner“ für Real Madrid. „Wir können sie packen!“, verkündete Kapitän Sebastian Kehl kämpferisch: „Das Spiel gegen Malaga wirkt in allen von uns noch nach, und deshalb ist die Vorfreude auf die Spiele gegen Real noch größer.“ Man könne „viel gewinnen“ und habe „nichts zu verlieren“, sagte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke: „Das ist eine komfortable Situation.“ Aus Revanche sinnen bei den „Königlichen“ aus Madrid vor allem die deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Sami Khedira: „Es ist Dortmund. Freue mich auf diese Spiele. Wir wollen nach London“, twitterte Özil. Diesen Wunsch hegen seine Nationalteam-Kollegen aus München und Dortmund aber auch. Vamos Bayern! Vamos BVB!