Neururer, ein Typ der alten Trainerschule, trainiert nach dreieinhalbjähriger Abstinenz wieder den VfL Bochum. Das erhoffen sich auch frühere Bundesliga-Coaches wie Funkel, Augenthaler oder Doll.
Berlin. Peter Neururers überraschende Rückkehr auf die Bank macht einer ganzen Trainerspezies Hoffnung. Nachdem der VfL Bochum den 57-Jährigen aus seinem unfreiwilligen Rentnerdasein erlöste, glauben auch die Funkels und Augenthalers der Branche wieder etwas mehr an ein Comeback als Chefcoach im Profifußball. „Die Freizeit, das war Stress!“, sagte der so oft für Notfallsituationen gebuchte Neururer stellvertretend für seine Kollegen im Wartestand. Männer der sogenannten alten Schule wie Klaus Toppmöller, Jürgen Röber oder Thomas Doll, die irgendwann keinen Job mehr bekamen.
So wie Friedhelm Funkel. Der Bundesliga-Rekordmann mit 1133 Einsätzen als Spieler und Trainer wehrt sich gegen das Vorurteil, er gehöre der Gattung „auslaufendes Modell“ an. „Es gibt nicht alte und junge Trainer. Es gibt nur erfolgreiche oder erfolglose Trainer“, sagte der 59-Jährige am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Funkel ist seit seiner Entlassung in Aachen seit ziemlich genau einem Jahr ohne Anstellung.
„Von den älteren Coaches trainiert keiner mehr wie vor 20 Jahren. Wir gehen alle mit der Zeit“, meinte Funkel: „Das beste Beispiel ist doch Jupp Heynckes in München.“ Es habe immer Phasen gegeben, wo junge Trainer nachrücken, „doch die Erfahrung wird immer gebraucht.“ Deshalb sieht Funkel, der in seiner Trainerkarriere für neun Vereine gearbeitet hat, die Lösung Neururer in Bochum „als kluge Entscheidung“.
Langeweile komme bei ihm nicht auf. An den Wochenenden besucht Funkel regelmäßig Fußballspiele, als TV-Experte hält er Kontakt zur Branche. Zudem hat der Krefelder in 40 Jahren Bundesliga viele Verbindungen aufgebaut, über die er hofft, wieder als Trainer einsteigen zu können. Nur auf der Tribüne sitzen, reisen oder sich um alte Freunde kümmern, ist auf Dauer nichts für ihn. „Ich möchte wieder in der 1. oder 2. Bundesliga arbeiten.“
Das hat auch Klaus Augenthaler vor. Der Weltmeister von 1990 ist seit knapp drei Jahren arbeitslos. „Ich beobachte den Markt und besuche regelmäßig Trainertagungen“ – mehr möchte der frühere Bayern-Profi aber nicht über das Business sagen. Für Neururer habe er sich gefreut. „Ich habe den Peter angerufen und ihm gratuliert“, berichtet der 55 Jahre alte Urbayer, der nun zwangsläufig vermehrt seiner großen Leidenschaft nachgehen kann: dem Angeln. „Am 1. Mai geht es wieder los“, kündigt „Auge“ an.
Thomas Doll ist auch noch immer auf Jobsuche. Seit seinem letzten Engagement beim saudi-arabischen Erstligisten Al-Hilal vor gut einem Jahr lebt der frühere Nationalspieler wieder in Hamburg. Und bereitete am Dienstag die Feier zu seinem 47. Geburtstag vor. „Am Nachmittag geht's los, dann kommen die Gäste“, erzählte Doll, der in der Bundesliga den HSV und Borussia Dortmund trainiert hat. Um informiert zu bleiben, besucht er Bundesligaspiele und andere Vereine. „Demnächst werde ich Dietmar Beiersdorfer in St. Petersburg einen Besuch abstatten.“
Wenn er auf der Stadiontribüne sitzt, wird in Doll der Trainer aktiviert. „Wir Fußballer fiebern immer mit, ich analysiere dann die Spiele und mache mir Notizen“, berichtet der frühere Mittelfeldspieler, der noch häufig für die DFB-Traditionsmannschaft aufläuft. Stress wie Neururer empfindet Doll in der arbeitsfreien Zeit nicht. Zudem habe es auch immer Kontakte zu Clubs gegeben – auch im Ausland. Viel länger als bis zum Sommer, wenn die Bundesliga in ihre neue Saison geht, möchte Doll aber nicht mehr warten: „Ich hoffe, dass es bald wieder los geht.“