Underdog Finnland verpasst Welt- und Europameister Spanien auf dem Weg zur WM 2014 einen empfindlichen Rückschlag. Nun stehen die Iberer beim großen Gruppenrivalen Frankreich unter Siegzwang.
Berlin. Ihren Frust über die Blamage von Gijon wollen die entzauberten Fußball-Weltmeister nun die „Grande Nation“ spüren lassen. „Wir wissen, dass wir auf ein großes Team treffen, aber wir wissen auch, dass wir dort gewinnen können“, kündigte Spaniens Kapitän Sergio Ramos den Franzosen für das Giganten-Duell der WM-Qualifikation am Dienstag im Stade de France einen heißen Tanz an. Mit dem 1:1 gegen Underdog Finnland mussten die Iberer die Tabellenführung der Gruppe I an die Équipe tricolore abtreten, die sich beim 3:1 gegen Georgien keine Blöße gab. Auf dem Weg zur WM-Endrunde 2014 in Brasilien blieben auch England (8:0 in San Marino) und die Niederlande (3:1 gegen Estland) in der Spur.
Als Schalke-Profi Teemu Pukki elf Minuten vor Schluss zum Ausgleich traf, war für die finnische Zeitung „Hufvudstadsbladet“ das „Wunder von Gijon“ perfekt. Das spanische Blatt „El Pais“ sprach von einer „Lektion“. Spaniens Torschütze Ramos wehrte sich derweil gegen den Vorwurf, seine Mannschaft sei in Gedanken bereits beim nächsten Gegner Frankreich gewesen. „Ganz sicher nicht. Mit einem Sieg wäre unsere Lage zwar besser gewesen. Aber jetzt müssen wir eben dort gewinnen“, verkündete der Abwehrspieler von Real Madrid forsch. Im Nachbarland war die Freude über den Punktverlust des Rivalen groß. „Nicht einmal in ihren Träumen durften Les Bleus einen solchen Abend erwarten“, schrieb die „L'Équipe“. Beim eigenen 3:1 gegen biedere Georgier überzeugte auch Bayern-Profi Franck Ribéry als Torschütze.
Eine Fußball-Show wie beim 4:4 im Oktober in Berlin gelang Zlatan Ibrahimovic diesmal nicht. Nach dem 0:0 gegen Irland herrschte daher Ernüchterung in Schweden. „Keine Tore und die WM-Endrunde in weiter Ferne“, bilanzierte das „Svenska Dagbladet“ das magere Resultat für den Deutschland-Verfolger. Auch Topstar Ibrahimovic blieb nicht von Kritik verschont. „Zlatan blieb anonym, als es ernst wurde“, schrieb „Dagens Nyheter“. Über das Remis durften sich allein die auswärts weiter unbesiegten Iren von Giovanni Trapattoni freuen.
Der höchste Länderspielsieg seit dem 8:0 gegen die Türkei vor 26 Jahren löste in England keine Euphorie aus. „Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns herumgesprungen ist, aber wir sind zufrieden mit einer professionellen Vorstellung und der Qualität unseres Spiels“, gab sich Nationalcoach Roy Hodgson nach dem Schützenfest der „Three Lions“ beim Weltranglisten-Letzten nüchtern. Der Fokus liegt auf der Schlüsselpartie am Dienstag bei Spitzenreiter Montenegro, der trotz Unterzahl mit 1:0 in Moldawien gewann. „Das wahre Leben übernimmt schon sehr bald wieder“, kommentierte der „Independent“ die Lage.
Deutlich mehr Mühe hatten die Niederländer, um gegen die Esten ihre „weiße Weste“ in der WM-Ausscheidung zu behaupten. Noch das größte Lob heimste HSV-Star Rafael van der Vaart ein, der Oranje nach torloser erster Hälfte in Führung brachte. „Er hat die Qualitäten, um Spiele zu entscheiden. Van der Vaart bleibt einer der klügsten, wenn nicht sogar der klügste Spieler der Niederlande“, urteilte „De Telegraaf“. Dass die Elftal von Louis van Gaal noch Luft nach oben hat, unterstrich „De Volkskrant“ und mahnte in ihrer Schlagzeile: „Gegen Rumänien muss das besser werden.“
Während van Gaal in Ruhe weiter arbeiten kann, wird es für seinen Kollegen Sinisa Mihajlovic in Serbien eng. Dem Coach wurde das 0:2 gegen den Erzrivalen Kroatien durch Treffer der Bundesliga-Profis Mario Mandzukic und Ivica Olic angelastet. „Wir sind das Letzte vom Letzten“, kommentierte die Zeitung „Blic“ das drohende Aus ihrer Mannschaft in der Qualifikation: „Hau ab, Mihajlovic! Wir haben Deine Fehler satt!“ Immerhin blieben am Rande des Spiels in Zagreb Krawalle von Fans der verfeindeten Nachbarn aus.
Auch beim letztjährigen EM-Gastgeber Polen ist die Stimmung nach der 1:3-Heimschlappe gegen die Ukraine auf dem Tiefpunkt. „Ich wundere mich nicht, dass wir von den Fans ausgepfiffen wurden“, räumte der Dortmunder Jakub Blaszczykowski ein. Sein in der Liga Woche für Woche treffender Clubkollege Robert Lewandowski ist im Nationaltrikot inzwischen schon seit 882 Minuten ohne Torerfolg.