Bis heute war kein Europäer über 200 m schneller als Pietro Mennea. Der Italiener hielt außerdem von 1979 bis 1996 mit 19,72 Sekunden den Weltrekord über diese Distanz.

Rom. Die Leichtathletik trauert um einen ihrer großen Stars vergangener Tage: Italiens langjähriger 200-m-Weltrekordler und Moskau-Olympiasieger Pietro Mennea ist am Donnerstag im Alter von nur 60 Jahren nach längerer Krankheit in einem Krankenhaus in Rom gestorben. Das teilte Giovanni Malago, Präsident des italienischen Olympia-Komitees CONI, am Donnerstag mit. Die Gazzetta dello Sport titelte nach der traurigen Nachricht passend: „Viel zu schnell, auch im Tod! Adieu Menna!“ Mennea prägte in der siebziger Jahren maßgeblich den Sprint, vor allem die 200 m. Am 12. September 1979 schraubte er bei der Studenten-WM in der Höhenluft von Mexiko-Stadt bei einem soeben noch zulässigen Rückenwind von 1,8 m/Sek. den Weltrekord auf 19,72 Sekunden. Diese Marke sollte 17 Jahre lang halten, ehe US-Superstar Michael Johnson diese auf 19,66 verbesserte.

Mittlerweile steht die Bestmarke von Usain Bolt (Jamaika) bei 19,19 Sekunden. In Europa war bis heute niemand schneller als Mennea, seinerzeit der erste weiße Sprint-Weltrekordler seit Armin Hary (10,0 Sekunden über 100 m). Der Mann aus der apulischen Hafenstadt Barletta verschaffte sich mit seinen Sprints über die halbe Stadionrunde weltweit Beachtung, in seiner Heimat wurde er geliebt. Entsprechend groß war die Trauer am Tag des Todes. „Adieu, Pfeil des Südens. Italien verliert seinen größten Sprinter“, schrieb die Zeitung Repubblica. Corriere della Sera schrieb: „Ciao Mennea, König der 200 m.“ Und Corriere dello Sport fügte an: „Der Sport trauert um Mennea, Symbolfigur der italienischen Leichtathletik.“ Der Höhepunkt in der Karriere von Pietro Mennea war der Goldlauf von Moskau, bei dem er allerdings von der Abwesenheit der starken US-Sprinter profitierte. Acht Jahre zuvor hatte er in München als Dritter über 200 m seine erste Olympiamedaille gewonnen, 1980 kam noch einmal Bronze über 4x400 m hinzu.

In Europa war Mennea auf seiner Spezialstrecke lange Jahre dominant. 1974 wurde er vor heimischem Publikum in Rom umjubelter Europameister. Über 100 und 4x100 m kam jeweils Silber hinzu. Bei der EM vier Jahre später in Prag feierte Mennea Doppel-Gold über 100 und 200 m. Nach seinem ersten Rücktritt widmete sich der Politologie-Student zunächst verstärkt seinem Studium. Das war die Grundlage für seine zweite Karriere in der Politik. Von 1999 bis 2004 war Mennea Abgeordneter des Europäischen Parlaments, wurde dann allerdings nicht wiedergewählt. In der Zwischenzeit wechselten sich Comeback und Rücktritt ab. Nachdem er seine Laufschuhe wieder vom Nagel genommen hatte, holte Mennea bei der Premiere der Weltmeisterschaften 1983 in Helsinki Bronze über 200 m und wurde 1984 bei Olympia in Los Angeles Siebter. Nach einem zweiten Rücktritt folgte eine zweite Rückkehr. Doch bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul scheiterte er über 200 m in den Vorläufen.