Weil die Zinserträge sinken, sollen auch Mitglieder von Studios Hamburger Talente fördern. 2013 fehlen in der Spitzensportförderung 100.000 Euro.
Hamburg. Wenn Reinhard Wolf dieser Tage den Wirtschaftplan der Stiftung Leistungssport Hamburg für das laufende Jahr erklärt, weist er mit "großer Sorge" auf Punkt 9a hin. Dort ist zu lesen, dass im Gegensatz zu 2012 nur noch 156.000 Euro für "antragsbezogene Förderungen" zur Verfügung stehen, 101.263 Euro weniger als im Vorjahr. "Wir haben diesmal erst zwei von 19 Anträgen von Verbänden und Vereinen positiv entscheiden können. Wir können momentan nicht mehr so helfen, wie wir es uns wünschen", sagt Wolf.
Bislang wurden je 18.000 Euro bewilligt, um zwei Trainerstellen, eine für die Sichtung Hamburger Talente an den 204 Grundschulen, die andere am Olympiastützpunkt in Dulsberg, zu unterstützen. Grund der reduzierten Ausschüttung sind sinkende Zinserträge und, als Inflationsausgleich, die nötige Aufstockung des Stiftungskapitals um 100.000 Euro pro Jahr. Die Finanzkrise ist im Hamburger Sport angekommen.
Um den Einnahmeausfall zu kompensieren, hat Wolf jetzt vorgeschlagen, dass die rund 180.000 Mitglieder Hamburger Fitnessstudios zehn Cent pro Monat oder ein Euro im Jahr der Stiftung spenden sollen. Auf diese Weise könnten der Hamburger Spitzensportförderung künftig weitere rund 200.000 Euro jährlich zufließen. Sportsenator Michael Neumann (SPD) findet die Idee "charmant", Cornelius Hasselbach, Geschäftsführer der Eimsbütteler Kaifu-Lodge, will sie "sehr gern unterstützen, wenn die Kammer die administrativen und steuerlichen Dinge regelt". Es dürfe jedoch keine Gebühr werden, sagt der ehemalige deutsche Squashmeister, es müsse sich um eine freiwillige Abgabe der Mitglieder handeln. "Dann würden wir auch eine entsprechende Empfehlung aussprechen", sagt Hasselbach.
Langläufer Wolf, 61, Leiter des Geschäftsbereichs Infrastruktur der Handelskammer Hamburg, ist Vorsitzender der Stiftung. Sie wurde während der Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2012 am 4. Dezember 2002 gegründet. Stifter sind die Stadt Hamburg mit drei Millionen Euro, die Krankenkassen DAK und HanseMerkur sowie die Handelskammer mit zusammen weiteren drei Millionen. Das Stiftungskapital beläuft sich durch "Zuführung von Kapitalrücklagen" heute auf 6.698.341 Euro. Damit wurde über die Jahre der Geldwertverlust ausgeglichen. Das verlangt die Satzung.
In den vergangenen zehn Jahren schüttete die Stiftung 1.725.925 Euro zur Förderung des Hamburger Sports aus. Insgesamt wurden 14 Sportarten und drei übergeordnete Organisationen unterstützt (siehe Grafik), aber keine Einzelsportler. Dafür wurden zahlreiche Trainerstellen im Nachwuchsbereich geschaffen, Trainingslager und Trainingsmittel finanziert. Jede Fördermaßnahme geht über den Olympiazyklus von vier Jahren. 350.000 Euro flossen in das Team Hamburg, das für seine Erfolge im Olympiajahr 2012 in der vergangenen Woche auf der 8. Hamburger Sportgala als "Mannschaft des Jahres" ausgezeichnet wurde. Olympiasieger wie Moritz Fürste (Hockey) oder Ruderer Eric Johannesen haben von den Fördermaßnahmen profitiert.
"Wir versuchen neue leistungsstarke Strukturen zu schaffen", sagt Wolf. Ziel sei es, Talente zu finden, sie zu fördern und sie in Hamburg zu halten. Das Konzept ist bundesweit einmalig. Geld gibt es für Verbände nur gegen ein Leistungssportkonzept und die Bereitschaft, auch eigene Mittel für die beantragten Maßnahmen einzusetzen. Wolf: "Die Verbände müssen zeigen, dass sie Leistungssport auch wirklich wollen."
Im Gegensatz zu anderen Hamburger Stiftungen, die kreativ mit dem Zinsverfall umgehen und ihr Kapital zum Teil in Aktien- oder Immobilienfonds anlegen, fühlt sich die Stiftung Leistungssport den Grundsätzen des ehrbaren Kaufmanns verpflichtet. "Wir spekulieren nicht", sagt Wolf. Die Anlage in sicheren Papieren wie Bundesschatzbriefen führte jetzt zu einem erheblichen Einnahmeverlust. Die Zinserträge, einst vier, jetzt zwei Prozent im Jahr, sanken von 263.686 Euro im Jahr 2011 über 231.765 Euro 2012 auf für dieses Jahr erwartete 200.000 Euro. Mehreinnahmen, 95.000 statt zuletzt 80.000 Euro, erhofft sich die Stiftung aus dem Nachwuchs-Cent. Für jeden Vollzahler bei ihren Heimspielen, also weder Schüler noch Studenten, überweisen der HSV, der FC St. Pauli, die HSV-Handballer und die Freezers zehn Cent. Pfandbons bei Edeka-Struwe erbrachten zuletzt 3000, ein Golfturnier 5000 Euro. Wolf: "Machen auch die Mitglieder der Fitnessstudios mit, würde unser Förderpotenzial substanziell erhöht."