„His Airness“ ist zweifellos einer der größten Sportler aller Zeiten und als Basketballer unerreicht. Nun gehört er zum Club der Fünfziger.
New York/Köln. Michael Jordan war ganz allein. Allein mit sich und dem Pokal, als die Kabine des Great Western Forum aus allen Nähten platzte. Jordan heulte hemmungslos, umringt von Journalisten. Immer wieder schüttelte der Star der Chicago Bulls ungläubig mit dem Kopf und umklammerte die Larry O’Brien Trophy so fest er nur konnte. Es war der 12. Juni 1991, der erste NBA-Triumph und der wohl wichtigste Tag in der einmaligen Erfolgsgeschichte von Michael Jordan.
Am Sonntag wird der beste Basketballer der Geschichte 50. Jordan sorgte nicht nur damals für einen der ganz großen Sportmomente, der sechsmalige NBA-Champion hat zahllose bleibende Erinnerungen hinterlassen. Spuren, die seine Fans bis heute verfolgen. Auf Youtube zum Beispiel, wo es mehr als 600.000 Videos über ihn gibt. „Air“ Jordan schwebt weiterhin in ganz eigenen Höhen, auch wenn seine zweite NBA-Karriere eine Enttäuschung ist. Abseits des Spielfelds hat Jordan kein Händchen.
Schon als Manager bei den Washington Wizards machte er nach seinem zweiten Rücktritt keine gute Figur. Und als Besitzer der Charlotte Bobcats gelingt ihm ebenfalls nichts. Auch in diesem Jahr ist das Team aus North Carolina das schlechteste der NBA. Als Spieler war Jordan anderes gewöhnt. Mit Chicago gewann er in den 90ern fast alles. Dreimal in Serie holte Jordan an der Seite seines kongenialen Partners Scottie Pippen den Titel in die „Windy City“ (1991-1993). Dem ersten „Threepeat“ folgte nach einem Rücktritt und dem Intermezzo als Baseballer der zweite (1996-1998).
Magic Johnson: „Es gibt Michael Jordan und dann gibt es noch den Rest von uns.“
Die 72:10-Bilanz (95/96) ist unerreicht. Jedesmal wurde Jordan als wertvollster Spieler (MVP) der Finals ausgezeichnet. Allein deshalb genießt Jordan ein besonderes Ansehen. Nicht einmal Magic Johnson, selbst einer der ganz Großen, stellt sich mit „His Airness“ auf eine Stufe. „Es gibt Michael Jordan und dann gibt es noch den Rest von uns“, hat die Legende der Los Angeles Lakers einst gesagt. Die Suche nach einem legitimen Nachfolger läuft immer dennoch. Kobe Bryant wird immer wieder genannt, auch von Jordan, oder LeBron James.
Der Star der Miami Heat will von dem Vergleich mit seinem Idol aber nichts wissen. Die Rückennummer 23, durch Jordan weltberühmt, hat James schon vor Jahren gegen die 6 getauscht. Englands Fußballstar David Beckham trägt sie immer noch. „Ich bin nicht MJ, ich bin LJ“ schrieb James diese Woche bei Twitter. Der 28-Jährige ist in der NBA derzeit der gefeierte Mann, nach sechs Spielen in Serie mit über 30 Punkten. Beeindruckende Zahlen.
Jordan kam in 15 NBA-Jahren auf einen Schnitt von 30,1: 32.292 Punkte geteilt durch 1072 Spiele. Der beste aller Scorer lässt sich aber nicht nur an Statistiken messen. Jordan hat den Basketball in eine neue Ära geführt, war das Gesicht einer ganzen Liga und wurde von ESPN zum „Sportler des Jahrhunderts“ gewählt. Er hat nicht nur den Wert der Chicago Bulls während seiner Karriere mehr als verzehnfacht. Jordan ist eine Marke, weltweit werden Artikel mit dem berühmten „Jumpman-Logo“ verkauft.
„Wenn du mich kommen siehst, ist es schon zu spät“
Dabei hat er 2003 nach zwei mäßigen Jahren bei den Wizards aufgehört. Schlager ist die eigene Schuhlinie. Den „Air Jordan“ von Nike, neben den Chucks von Converse der wohl berühmteste Sportschuh der Geschichte, gibt es seit 1985. Und es geht immer weiter. Zum Valentinstag kam wieder einmal ein neues Retro-Modell heraus, als Sonderedition in Pink. Jordan hat den Basketballstiefel selbst getragen und beworben, die TV-Spots sind legendär. „Wer hat gesagt, der Mensch soll nicht fliegen?“, fragt Jordan im Klassiker zum Air Jordan I, nach einem Dunking, begleitet von Flugzeuglärm.
Der 14-malige Allstar war für solche Inszenierungen perfekt geeignet. Jordan stand in der Luft, die „Hang Time“ von „Flug Nummer 23“ war endlos. Sein Dunking von der Freiwurflinie ist unvergessen. Jordan beherrschte Ball, Spiel und Gegner. War elegant wie kein Zweiter, geschmeidig in allen Bewegungen, und schnell auf den Beinen. „Wenn du mich kommen siehst, ist es schon zu spät“, hat Jordan mal gesagt. Auch deshalb hat ihn Bugs Bunny 1996 für den Film „Space Jam“ in sein Team geholt. Der Hase kennt sich aus.