Am Freitagabend bestreitet Boytsov, der zuletzt im April 2012 im Ring gestanden hatte, einen Aufbaukampf gegen den Serben Samir Kurtagic.
Hamburg. Im Vertragsstreit zwischen dem russischen Schwergewichts-Boxprofi Denis Boytsov und dem insolventen Hamburger Universum-Stall hat Boytsovs Rechtsanwalt Johannes Eisenberg vor dem Landgericht Hamburg einen wichtigen Etappensieg erreicht. So darf die Nord-Ostsee-Betriebs GmbH unter Androhung eines Ordnungsgeldes in Höhe von 250.000 Euro oder einer Ordnungshaft bis zu sechs Monaten nicht mehr gegenüber Boxveranstaltern behaupten, im Falle eines Auftretens Boytsovs für einen anderen Veranstalter Schadenersatzforderungen gegen den Boxveranstalter zu haben. „Wenn das Landgericht dieser Linie weiter folgt, dann ist es möglich, dass Herr Boytsov mit rechtsstaatlichen Mitteln aus dem Schlamassel, den gewissenlose Vertragspartner um ihn angerichtet haben, herauskommt, ohne die öffentlich von einem früheren Geschäftspartner geforderte Ablösezahlung zu leisten“, sagte Eisenberg.
Universum-Chef Waldemar Kluch hatte behauptet, den Vertrag mit Boytsov bereits im März 2012 an die Nord-Ostsee-Betriebs GmbH übertragen zu haben. Diese GmbH wird von seinem Geschäftspartner Burkhard Pilgrim geführt. „Diese Abtretung ist gegenüber Herrn Boytsov bis zum Zeitpunkt der Insolvenzanmeldung im November 2012 nicht angezeigt worden“, sagt Eisenberg. „Im Gegenteil, noch im Sommer wollte Kluch für Universum einen neuen Vertrag mit ihm abschließen.“
Ob eine Abtretung von Rechten, wie Kluch sie im Zuge der Insolvenz auch bei anderen Sportlern vorgenommen hatte, rechtens ist, lässt Eisenberg derzeit per Feststellungsklage gegen die Nord-Ostsee-Betriebs GmbH ermitteln. Das Landgericht Hamburg hat in einem Beschluss die Rechtsverfolgung von Boytsov gegen die Nord-Ostsee-Betriebs GmbH als hinreichend aussichtsreich bewertet. Nachdem das Verfahren wegen der Insolvenz Universums gegen diese derzeit nicht fortgesetzt wird, hat es der Berliner Anwalt auf Universums Insolvenzverwalter Hendrik Rogge erweitert. Dieser war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Der Fall Boytsov ist von großer Brisanz, weil der in 31 Profikämpfen unbesiegte Russe als größter Geldbringer im Universum-Stall galt. Im Sommer 2012 war der Streit um ihn eskaliert, nachdem Kluch seinem Vorgänger Klaus-Peter Kohl vorgeworfen hatte, Boytsov in die USA verkaufen zu wollen. Nachdem der Sportler sich geweigert hatte, weiter für Universum zu kämpfen oder auch nur dort zu trainieren, war er massiv bedroht worden und darunter psychisch zusammengebrochen (Abendblatt berichtete). Kluch hatte zuletzt mehrfach angekündigt, den bereits als Herausforderer für Dreifach-Weltmeister Wladimir Klitschko gehandelten Boxer ausbremsen zu wollen. „Er wird sich freikaufen müssen, oder er wird bis Vertragsende im Jahr 2016 nicht mehr boxen“, hatte Kluch gesagt.
Boytsov und dessen Berater Gagik Khachatryan wollen sich auch angesichts des juristischen Teilerfolgs von derlei Drohungen nicht einschüchtern lassen. Am Freitagabend bestreitet Boytsov, der zuletzt im April 2012 im Ring gestanden hatte, im belgischen Gent einen Aufbaukampf gegen den Serben Samir Kurtagic. Ursprünglich hatte er an diesem Sonntag in Schwerin gegen den Brasilianer Marcelo Luiz Nascimento antreten sollen. Der Veranstalter hatte seine Bereitschaft nach einem Schreiben der Nord-Ostsee GmbH, in der diese Schadenersatzforderungen angekündigt hatte, zurückgezogen. Deshalb musste der Kampf in Belgien angesetzt werden.
„Denis braucht Kämpfe, um schnell wieder in Form zu kommen. Ihm ist durch den Streit mit Universum schon viel Schaden entstanden, weil er seit April 2012 nicht mehr geboxt und dadurch seine Ranglistenpositionen eingebüßt hat“, sagte Khachatryan, „aber jetzt geht der Kampf richtig los“.