Seit 50 Jahren gibt es bei öffentlich-rechtlichen Radiosendern Bundesligaberichte. Das könnte in der nächsten Saison Geschichte sein.
Köln. Die traditionsreiche Bundesliga-Konferenz bei den öffentlich-rechtlichen Radiosendern ist in Gefahr – doch die ARD demonstriert trotz der erstmaligen Ausschreibung der Radiorechte Gelassenheit. „Ich gehe davon aus, dass unsere Hörerinnen und Hörer die Liga-Konferenz auch in den kommenden Jahren in gewohnter Qualität hören können“, sagte WDR-Hörfunkdirektor Wolfgang Schmitz der Nachrichtenagentur dpa. „Wenn es zu einem Wettbewerb kommt: bitteschön.“
Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat erstmals die Rechte ausgeschrieben. Die beliebte Radio-Konferenz der ARD ist dadurch gefährdet, denn ein Verbund von Privatsendern kann nun mitbieten und in Konkurrenz zur gebührenfinanzierten ARD treten. „Wir machen diese Ausschreibung, da es ein ernsthaftes Interesse von Alternativanbietern gibt“, lautete eine Begründung von DFL-Direktor Jan Lehmann.
Bisher gab es kein offizielles Verfahren, die Berichterstattung durch die ARD-Sender ist durch einen sogenannten Kooperationsvertrag geregelt und kostet geschätzte sieben Millionen Euro pro Saison. Auch private Anbieter haben Vereinbarungen mit der Liga, bieten aber keine Konferenzschaltung.
„Wir wollen weiter Spitzen-Fußball im öffentlich-rechtlichen Radio bieten, aber sicher nicht um jeden Preis“, sagte der WDR-Hörfunkdirektor zur Frage nach dem sich abzeichnenden Wettbieten mit privaten Sendern. „Wir gehen mit Selbstbewusstsein in die nächsten Monate, weil wir ein seit vielen Jahren erfolgreiches erstklassiges Produkt anbieten“, meinte Schmitz und fügte hinzu: „Das wissen auch die Verantwortlichen der Liga.“
Die ARD setzt auf die Tradition. „Die Bundesliga-Konferenz hat längst Kult-Status“, sagte WDR-Hörfunkdirektor und verwies darauf, dass die Sendung 2010 mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeichnet wurde. „Mehr Spannung geht nicht“, erklärte Schmitz: „Das bestätigen Woche für Woche acht Millionen Menschen, die am Samstagnachmittag ihr Radio einschalten.“
Den Vorläufer der Konferenz gab es schon am ersten Spieltag der Bundesliga im August 1963: WDR und NDR berichteten auf der Mittelwelle über die Spiele Werder Bremen gegen Borussia Dortmund und Preußen Münster gegen den Hamburger SV. Seit Mitte der 70er Jahre gibt es erste Konferenzschaltungen, die seitdem vom WDR koordiniert werden.
Der DFL geht es nach eigenen Angaben weniger ums Geld. „Nicht nur der Preis, sondern auch das Produkt des Anbieters spielt bei der Vergabe eine Rolle“, sagte DFL-Direktor Lehmann. Im Vergleich zu den Einnahmen aus dem TV-Vertrag, der zukünftig 628 Millionen Euro pro Spielzeit einbringt, sind die möglichen Radio-Einnahmen tatsächlich gering.
Die DFL hatte das erstmalige Wettbieten um die Audiorechte in der vergangenen Woche eröffnet und die Ausschreibung der Verwertungsrechte für die Hörfunkübertragungen von allen Spielen der 1. und 2. Bundesliga in einem ersten formalen Schritt angekündigt. Die angebotenen Rechte gelten für vier Spielzeiten von der Saison 2013/2014 an. Die Entscheidung soll bis Ende März 2013 fallen.