Trotz Ablehnung der Leichtathletik wird neuer Wettkampf erprobt
Rom/Stuttgart. Die inflationäre Entwicklung an internationalen Meisterschaften steht vor einer Fortsetzung: Trotz der ablehnenden Haltung des Europäischen Leichtathletik-Verbandes EAA und des Weltverbandes IAAF, die immerhin die größte Sportart bei Olympia repräsentieren, wird es 2015 in Aserbaidschans Hauptstadt Baku erstmals Europaspiele geben. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hatte den Europaspielen trotz erst ablehnender Haltung letztlich zugestimmt.
Die 12 bis 14 Wettkampftage umfassende Veranstaltung soll erst einmal ein Testlauf in rund 15 olympischen und zwei nicht olympischen Sportarten sein und privatwirtschaftlich finanziert werden. Dies beschloss die Führung der Nationalen Olympischen Komitees Europas (EOC) in Rom mit 38:8 Stimmen bei zwei Enthaltungen. Ein Datum und Wettkampfprogramm für Baku, das einziger Bewerber war, gibt es noch nicht.
"Es ist erst einmal ein Testlauf in rund 15 olympischen und nicht olympischen Sportarten. Dabei werden jeweils nicht alle Disziplinen ausgetragen. Darum waren wir am Ende auch dafür", erklärte DOSB-Präsident Thomas Bach. Die deutsche Zustimmung war geknüpft an die Zusage, dass nach dem Testlauf 2015 eine ergebnisoffene Evaluation vorgenommen wird, bevor eine Entscheidung über die Fortsetzung des Projekts fällt.
"Es besteht großes Interesse in Europa. Also lasst es uns tun", sagte EOC-Präsident Patrick Hickey bei der 41. Generalversammlung in Rom. Zuvor hatte der Ire viele Gegner auf seine Seite gebracht, weil er nicht wie erst beabsichtigt gleich Spiele mit großem Programm einführen wollte. EAA-Generaldirektor Christian Milz sagte hingegen, man habe für die eigenen Meisterschaften 2015 (Halle März, Team-EM Juni) bereits Verträge unterzeichnet, auch mit dem Fernsehen. Außerdem sei 2015 zu früh. Auch im deutschen Sport hatte sich anfangs Widerstand gegen die Einführung eines Äquivalents zu den Asien- und panamerikanischen Spielen formiert.
Eine Niederlage erlitt unterdessen der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) bei seinem Vorstoß, den Besitz schon geringer Mengen an Dopingmitteln unter Strafe zu stellen und eine Kronzeugenregelung zu schaffen. Die DOSB-Mitgliederversammlung schmetterte den Antrag mit nur 25 von 459 Stimmen förmlich ab. "Wir geben uns nicht geschlagen. Wir bleiben am Ball", kündigte DLV-Präsident Clemens Prokop an, der taktische Ränkespiele hinter den Kulissen und eine leidenschaftliche Debatte vorangegangen waren. Als Sieger des Richtungsstreits ging Bach hervor. "Es geht um eine Risikoabwägung", sagte der Jurist. Neben der Sportgerichtsbarkeit eine staatliche Verfolgung des Eigendopings einzusetzen sei rechtlich zu riskant.