Als Trainer soll vorerst Amateurcoach Lorenz-Günther Köstner den Bundesliga-Letzten übernehmen. Spieler hatten gegen Magath votiert.

Vom umjubelten Meistermacher zum verhassten Buhmann: Für Felix Magath ist die One-Man-Show bei Fußball-Bundesligist VfL Wolfsburg beendet. Im 13. Stock des VW-Hochhauses erfuhr der 59-Jährige am Donnerstag von seinem Rauswurf als Manager und Trainer, nachdem sich offenbar einige kontaktierte Spieler mit deutlicher Mehrheit gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Magath ausgesprochen hatten.

Vor der Partie bei Fortuna Düsseldorf am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) übernahm interimsweise Lorenz-Günther Köstner das Traineramt. Wie Köstner Sky-Reporter Torben Hoffmann sagte, habe er in der Sauna per Handy von seiner Beförderung erfahren. Der bisherige Amateurcoach war bereits in der Rückrunde der Saison 2009/2010 Cheftrainer. Als neuer Manager wird Christian Nerlinger gehandelt, der bis Sommer Sportdirektor bei Rekordmeister Bayern München war.

Mit dem Rauswurf reagierte der VfL Wolfsburg auf die Talfahrt, die die „Wölfe“ unter Magath zuletzt bis ans Tabellenende geführt hatte. Sieben Spiele ohne Sieg, nur zwei Treffer und vier Niederlagen in Folge ohne Torerfolg - das war dann auch der VfL-Führungsetage zu viel, die lange Zeit hinter Magath stand. Es war der erste Trainerwechsel der Saison 2012/2013. 586 Tage dauerte die zweite Amtszeit des glücklosen Felix. Sein erstes Engagement (2007 bis 2009) endete noch mit dem umjubelten Meistertitel. In der Zwischenzeit arbeitet Magath bei Schalke 04.

Ein Wirrwarr um die Abfahrt nach Düsseldorf hatte am Donnerstag auf eine mögliche Entlassung hingewiesen. Zunächst wollte Magath mit der Mannschaft am Morgen nach Düsseldorf ins Trainingslager fahren - offenbar auch, um einem Gespräch mit VW-Chef Martin Winterkorn aus dem Weg zu gehen, wie Medien spekulierten. Winterkorn war erst kurz zuvor von einer Auslandsreise zurückgekehrt, ehe er mit Aufsichtsratschef Garcia Sanz die Krisengespräche führte und Magath um 12.00 Uhr im 13. Stock die Trennung mitteilte.

Großen Anteil am Rauswurf hatten augenscheinlich fünf Spieler des VfL, die sich in Gesprächen mit der Klubspitze gegen Magath aussprachen. Von sechs befragten Profis wollte angeblich nur noch Kapitän Diego Benaglio mit Magath weitermachen, fünf Spieler (u.a. Marcel Schäfer, Simon Kjaer) sollen dagegengestimmt haben.

Magaths Menschenführung und vor allem die katastrophale Transferpolitik standen schon lange in der Kritik. Seit seiner Rückkehr im März 2011 holte Magath 26 Spieler, von denen acht schon wieder weg sind und sieben kaum noch eine Rolle in Wolfsburg spielen.

Die Mannschaft zeigte sich in den letzten Spielen stark verunsichert und lieferte beim 0:2 am Samstag zu Hause gegen den SC Freiburg einen spielerischen Offenbarungseid aus. Die Neuzugänge aus diesem Sommer konnten allesamt nicht einschlagen. Bas Dost, Naldo, Emanuel Pogatetz, Ivica Olic oder auch Fagner blieben allesamt hinter den Erwartungen.

Mit dem Brasilianer Naldo, der für knapp fünf Millionen Euro von Werder Bremen kam, lieferte sich Magath zuletzt einen kuriosen Kleinkrieg. Zweimal nagelte er den Innenverteidiger in aller Öffentlichkeit an die Wand. Auch die Rückkehr von Spielmacher Diego, den Magath Ende der Saison 2010/2011 wegen der Flucht beim Liga-Finale ausgebootet hatte, erwies sich als wenig hilfreich. Im Spiel gegen Freiburg kam der Spielmacher schon gar nicht mehr zum Einsatz.

Auch bei den Fans hatte Magath zuletzt seinen Kredit verspielt. Gegen Freiburg sangen die Fans „Magath raus“, drehten dem Spielfeld den Rücken zu und stimmten Hohngesänge wie „Oh, wie das schön“ an. Solchen Hohn und Spott gegen die eigene Fußball-Abteilung konnte sich auch der VW-Konzern als Eigner des Klubs auf Dauer nicht erlauben - deshalb war das Ende der zweiten Ära Magath abzusehen.

Harsche Kritik musste Magath zuletzt auch von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß einstecken. Der Bruder von Magaths Vorgänger Dieter Hoeneß hatte über die sportliche Talfahrt der Niedersachsen gesagt: „Wenn die Spieler so wenig laufen, sind sie entweder vom Training kaputt oder spielen gegen den Trainer.“ Magath hatte sich daraufhin noch selbstbewusst gegeben: „Das interessiert mich nicht.“