Was ist bloß mit Schumi los? Rekordweltmeister Michael Schumacher gibt derzeit vielen Beobachtern Rätsel auf. In Singapur verursachte er wieder einen Unfall und sorgte auch ansonsten in mancherlei Hinsicht für Verwunderung.
Singapur. Die einen spekulieren über eine mögliche Sehschwäche, die anderen wundern sich über den „Schussel-Schumi“, und wieder andere finden sein Fehlen bei der Schweigeminute für Sid Watkins einfach nur peinlich: Rekordweltmeister Michael Schumacher ist für viele Weggefährten in der Formel 1 derzeit ein Rätsel auf zwei Beinen und vier Rädern. In Singapur sorgte der 43-Jährige, der bei Mercedes angeblich durch Lewis Hamilton ersetzt werden soll, in vielerlei Hinsicht für Verwunderung. Die große Frage im Fahrerlager lautete: Was ist bloß mit Schumi los?
Begonnen hatte alles schon am Donnerstag, als der siebenmalige Champion in einer Presserunde ungewohnt fahrig wirkte. Den Zeitunterschied zwischen Europa und Singapur bezifferte er beispielsweise auf acht Stunden (es sind sechs), die Punktezahl für Platz zwei auf 20 (es sind 18). Das Fachportal motorsport-magazin.com überschrieb einen Artikel daraufhin mit „Schussel-Schumi“.
Für Kopschütteln sorgte Schumacher am Sonntag dann schon vor dem Rennen, als er während des Gedenkens für den verstorbenen Rennarzt Watkins auf der Toilette war. „Das war eine Sache, der die gesamte Formel 1 mit großer Ehrfurcht begegnet ist. Alle waren da: Fahrer, Teamchefs, sogar der Premierminister von Singapur. Deshalb ist es peinlich, wenn der Rekordweltmeister fehlt“, sagte RTL-Experte Christian Danner.
In der 39. Rennrunde fuhr Schumacher dann dem Franzosen Jean-Eric Vergne - den er im TV-Interview „Jean-Marc“ nannte - mit voller Wucht ins Heck. Der Boulevard mutmaßte über einen „Sekundenschlaf“, für andere nahm eine Diskussion wieder Fahrt auf, die im Fahrerlager seit einigen Monaten schwelt: Die über Schumachers Sehvermögen. „Der Unfall würde den Verdacht ein bisschen bestätigen“, sagte Sky-Experte Marc Surer. Schumacher selbst versicherte, er habe nicht zu spät gebremst, „eher einen Tick früher als sonst. Aber die Verzögerung setzte später ein.“
Danner ist kein Vertreter der „Schumacher-Sieht-schlecht-Version“. Zwar sei es auffällig, dass der Kerpener in all seinen drei Singapur-Rennen unter Flutlicht Unfälle verursacht hat - 2010 hatte er Nick Heidfeld von der Strecke gerammt, 2011 Sergio Perez - aber, so Danner: „Solche Dinge sind ihm auch schon im Hellen passiert.“
Zum Beispiel in diesem Jahr in Barcelona mit Bruno Senna. Ein Zwischenfall, der Schumacher eine Rückversetzung um fünf Startplätze einbrachte und ihn so nach der Pole von Monaco - seinem absoluten Highlight seit dem Comeback 2010 - den ersten Startplatz kostete. Und für den „Wiederholungstäter“ gab es nun sogar eine Rückversetzung um zehn Startplätze für das nächste Rennen in Japan.
„Wir sind alle Menschen, aber solche Unfälle passieren Michael einfach zu oft“, sagte Danner. Schumachers Begründung, dass das Bremsen nach der Safety-Car-Phase schwieriger gewesen sei, lässt er nicht gelten: „Wenn du 20 Meter vorher bremsen musst und du tust es nicht, ist es trotzdem dein Fehler.“
Surer fürchtet derweil, dass der erneute Crash Schumachers Chancen auf eine Vertragsverlängerung bei Mercedes weiter senken könnte: „Es ist nie gut und sicher nicht förderlich, wenn man Fahrfehler macht.“
Keine Vorwürfe gab es derweil von „Unfall-Opfer“ Vergne und dessen Teamchef Franz Tost. „Ich sehe das nicht so dramatisch“, sagte Toro-Rosso-Chef Tost: „Es war eine ganz normale Szene, ein Rennunfall, wie er immer passieren kann und immer wieder passieren wird.“ Vergne, der direkt nach dem Ausstieg aus dem Auto Schumachers Umarmung und Entschuldigung angenommen hatte, sagte: „Es macht keinen Sinn, wütend darüber zu sein. So etwas passiert, selbst der erfahrenste Fahrer in der Startaufstellung kann Fehler machen.“
Die von Schumacher haben sich zuletzt auffallend gehäuft.