„Es fühlt sich besser an als alles andere, was wir zuvor hatten”, sagte Trainer Klopp nach dem 1:0-Erfolg über Ajax. Der BVB ist angekommen in der Königsklasse.
Dortmund. Als Borussia Dortmund die bösen Geister der Europacup-Vergangenheit vertrieben hatte, machte sich im Gesicht von Jürgen Klopp große Erleichterung breit. „Wir sind erstmals in unserer jüngeren Champions-League-Geschichte Zweiter. Das fühlt sich besser an als alles andere, was wir zuvor hatten“, sagte der Meistertrainer mit einem Schmunzeln, nachdem der BVB dank des späten Treffers von Torjäger Robert Lewandowski ein Deja-vu auf der großen Bühne der Königsklasse mit dem vermeintlichen Pflichtsieg beim 1:0 (0:0) gegen den niederländischen Rekordmeister Ajax Amsterdam gerade noch abgewendet hatte. Die Dortmunder, die Bayern-Präsident Uli Hoeneß zuletzt spöttisch als „regionale Geschichte“ abgestuft hatte, können es offenbar doch in Europa.
Sicher war es keine ruhmreiche Gala-Vorstellung, vielmehr ein Sieg des Willens. Und doch hatte der Erfolg in der Auftaktbegegnung, die angesichts der großen Konkurrenz in der Gruppe D fast schon Endspielcharakter für den BVB besaß, weitaus mehr Bedeutung, als es die drei Punkte auf dem Papier ausdrückten. Das sei ein weiterer Schritt im Reifeprozess seiner Mannschaft gewesen, betonte Klopp. Sie habe Ruhe bewahrt und sei nicht hektisch geworden. In der Tat haben die Dortmunder offenbar aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt, als sie naiv und unbedarft drauf losgestürmt waren und sich am Ende sang- und klanglos von der großen Bühne verabschiedet hatten.
Jetzt reist Dortmund auf die Insel zu Manchester City
Diesmal lief es anders. Und so steht der BVB erst einmal gut da. Die Kaffeesatzleserei, was denn diese ersten drei Punkte wert sind, konnte beginnen. „Das Spiel ist ganz wichtig für die weitere Ausgangslage in der Gruppe“, sagte Nationalverteidiger Mats Hummels und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ergänzte: „Jetzt steht Manchester unter Druck und muss gegen uns gewinnen.“
Am 3. Oktober kommt es auf der Insel zum Aufeinandertreffen mit den Citizens, die zum Auftakt eine unglückliche 2:3-Niederlage bei Real Madrid einstecken mussten. „Die Gegner werden jetzt nicht schlechter“, befand Jungstar Mario Götze und dachte auch an die darauf folgenden Duelle mit den „Königlichen“ um Weltstar Cristiano Ronaldo.
Dabei hatte auch Ajax einiges zu bieten. Die Elf von Trainer Frank de Boer erwies sich vor 65.829 Zuschauern als unangenehmer Gegner, machte die Räume geschickt eng und verstand es vorzüglich, eigene Nadelstiche zu setzen. „Sie haben dreimal Roman Weidenfeller zu einer Weltklasse-Parade gezwungen“, sagte Klopp, der von einem „glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg“ sprach.
Denn auch der BVB hatte seine Chancen, musste aber bis zur 87. Minute warten, ehe Lewandowski seine Extra-Klasse zeigte und den Siegtreffer erzielte. Eine eindrucksvolle Aktion sei das gewesen, sagte Klopp: „Er ist ein typischer Torjäger, spielt den Gegner aus und versenkt den Ball. Die Nerven muss man erst einmal haben.“
Hummels bedankte sich bei Lewandowski
Hummels hatte sie jedenfalls nicht. Geradezu kläglich war er in der 58. Minute vom Elfmeterpunkt gescheitert, was der Verteidiger auch reumütig zugab. „Den hätte der Torhüter mit dem Fuß annehmen können. Man darf durchaus darüber nachdenken, das nächstes Mal anders zu machen“, sagte Hummels.
So war Hummels der erste Gratulant beim Tor von Lewandowski, weil der Sieg „so wichtig war für alle, die mit dem BVB halten“. Wie auf den Verteidiger in der Defensive, so ist auf Lewandowski vor dem Tor dagegen Verlass. Der Pole ist der Mann für die wichtigen Tore. In der vergangen Bundesliga-Saison hatte er etwa das goldene Tor beim 1:0 gegen die Bayern gemacht und auch im Pokalfinale zerlegte er die Münchner mit drei Treffern fast im Alleingang.
Ein wenig im Schatten standen da Götze und Marco Reus, die erstmals gemeinsam von Beginn an spielten. „Wir kennen uns zwar länger, aber auf dem Fußballplatz ist es was anderes. Wir haben phasenweise gut harmoniert, das hat man gesehen. Aber es braucht auch seine Zeit. Ich bin da sehr optimistisch“, erklärte Reus.
Gut möglich, dass einer der Beiden am Sonnabend gegen den Hamburger SV wieder auf die Ersatzbank muss. Denn Klopp hat in Kevin Großkreutz und Ivan Perisic schließlich frische Kräfte in der Hinterhand. Und in der Bundesliga hat der BVB Großes vor. Beim HSV gilt es die Superserie von 31 Ligaspielen ohne Niederlage auszubauen und dem Uralt-Rekord des Gegners aus der Hansestadt (36 Spiele) ein Stück näher zu kommen.