Torwart Tim Wiese war mit zwei Patzern am 3:5 von 1899 Hoffenheim beim SC Freiburg beteiligt. Der Ex-Nationaltorhüter kassierte in der Bundesliga schon elf Gegentore in drei Spielen.
Hoffenheim. Mit einer kaum sichtbaren Handbewegung wiegelte Tim Wiese alle Fragen ab. Keine Reaktion oder gar Emotion - mit sturem Blick verschwand der einstige Nationaltorwart nach dem blamablen 3:5 (1:2) in Freiburg im Mannschaftsbus von Fußball-Bundesligist 1899 Hoffenheim. Am Montag beendete der 31-Jährige das Torwarttraining angeschlagen mit gequältem Gesicht schon nach zehn Minuten und rauschte ebenso wortlos in die Kabine.
Dabei war gerade der extrovertierte Wiese vor der Saison der Lautsprecher, tönte großspurig von der Europa-League und wollte in Hoffenheim mit für den nächsten Schritt verantwortlich sein. Drei Spiele und elf Gegentore später ist davon wenig übrig, über Wiese mag nicht einmal Trainer Markus Babbel so recht sprechen.
„Nein“, sagte Babbel kurz und knapp zu unbequemen Fragen über die Torwartposition: „Kein Problem.“ Nicht viel mehr als Wieses Handbewegung. Die Mannschaft „versteht es noch nicht, besser zu verteidigen“, sagte Babbel: „Wir machen Fehler, die müssen wir abstellen. Sonst werden wir auf dem Niveau brutal bestraft.“
Vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw war es aber vor allem Wiese, der beim 2:3 durch Fallou Diagne (69.) und dem vorentscheidenden 3:4 durch Cedrick Makiadi (84.) unrühmlich patzte. Der als sicherer Rückhalt eingeplante Neuzugang, der ohne große Not Publikumsliebling Tom Starke ersetzt hatte, brachte die immerhin engagiert kämpfenden Hoffenheimer um einen Punkt - und sich selbst den Hohn des Freiburger Fanblocks.
Länger als sonst hielt Babbel vor dem Auslaufen mit viel Gestik die Ansprache an sein Team, das, so der Trainer, „große Leidenschaft und großen Kampf“ erkennen ließ. Im Anschluss durften die auch im DFB-Pokal gegen den Viertligisten Berliner AK peinlich Gescheiterten knapp eine Stunde im Dauerlauf über ihre Fehler nachdenken. Der einstige Weltklasse-Spieler Babbel weiß, dass es eng wird.
„Wir haben es nicht geschafft, die Konzentration hochzuhalten, in Momenten, wo man die Gefahr nicht so sieht - da müssen wir konsequenter werden“, sagte Babbel, der laut 1899-Mäzen Dietmar Hopp aber weiter fest im Sattel sitzt. Eine erste personelle Konsequenz wird trotzdem die Installation eines neuen Managers sein.
Babbel, der vor dem Saisonstart noch in Doppelfunktion amtiert hatte, bestätigte, die Verantwortlichen um Entlastung gebeten zu haben. „Nach der Transferperiode brauchen wir wieder einen Manager, weil ich Trainer bin und mir das mehr Spaß macht als der Manager-Posten“, sagte er. Ex-Bayern-Manager Christian Nerlinger und Andreas Müller, von 2006 bis 2009 in Schalke, sollen laut kicker die Kandidaten sein. Eine Findungskommission, in der neben Hopp auch Babbel sitzt, soll sich dieses Themas annehmen.
In Freiburg sieht die Welt ganz anders, viel fröhlicher aus. Unter Christian Streich ist der Sport-Club im heimischen Stadion seit zehn Spielen ungeschlagen - Vereinsrekord. „Wir waren die glücklicheren“, sagte Streich, der nach dem 4:3 wie wild auf den Platz gestürmt war und mit seiner Leidenschaft die 22.800 Zuschauer in Ekstase versetzt hatte. Vor dem Spiel habe man sich vorgenommen, „das ganz hohe Risiko zu gehen“, sagte Streich: „Ich bin sehr froh, dass wir heute so gespielt haben.“