Die deutschen Schwimmer stoßen bei ihren Meisterschaften in Berlin mit neuen Anzügen in neue Dimensionen vor.

Berlin. - Daniela Samulski verbesserte über 50 Meter Rücken in 27,61 Sekunden den Weltrekord der Chinesin Zhao Jing und der Britin Rebecca Edlington um sechs Hundertstel. Erst am Vortag hatte die 24 Jahre alte Essenerin Europarekord geschwommen.

Noch kurz vor ihrem Coup hatte Samulski bange Momente zu überstehen. "Die letzten zehn Minuten waren etwas chaotisch, da mir der Anzug gerissen ist. Die Angst, es nicht rechtzeitig zum Start zu schaffen, hat mir einen Adrenalinschub verpasst. Dass ich jetzt auch den Weltrekord habe, ist fantastisch", sagte sie.

Helge Meeuw (Frankfurt am Main) über 50 Meter Rücken, das zeitgleiche Duo Johannes Neumann (Riesa) und Hendrik Feldwehr (Essen) über 50 Meter Brust und Schmetterlingsspezialist Johannes Dietrich (Wiesbaden) lösten mit deutschen Rekorden ebenso das Ticket für die Weltmeisterschaften Ende Juli in Rom wie die Kölnerin Kerstin Vogel über 50 Meter Brust. Meeuw machte im neuen Anzug ganz neue Erfahrungen. "Das ist ein anderes Schwimmen", sagte der Europameister nach seiner Zeit von 24,64 Sekunden. Thomas Rupprath (Rostock) verlor zwar seinen Rekord an Dietrich (23,43), sicherte sich als Rücken-Zweiter (24,99) aber ebenfalls das WM-Ticket. Gleich doppelten Rekord gab es durch Neumann und Feldwehr über 50 Meter Brust. Das Duo schlug in 27,30 Sekunden zeitgleich an.

Steffen Deibler (Hamburger SC) siegte über 50 Meter Freistil in 22,19 Sekunden, verpasste aber die Norm. Für den Titelverteidiger und Rekordhalter geht es am Sonnabend wie für seinen Bruder Markus über 100 Meter Freistil noch um die Qualifikation für Rom. Ein Platz unter den ersten fünf wäre wohl gleichbedeutend mit der Nominierung für die Staffel. Das ZDF überträgt ab 14.55 Uhr, die ARD übernimmt am Sonntag um 15.30 Uhr.

Ungeachtet der Rekorde hielt die Kritik der Spitzenschwimmer an den vom Weltverband FINA zugelassenen Hightech-Anzügen an. "Das Chaos ist eine absolute Katastrophe. So kann die FINA nicht mit uns umgehen", ging Meeuw mit dem Weltverband hart ins Gericht. Der Europameister wandte sich gegen "Plastikmüllbeutel" und forderte die Rückkehr zu den herkömmlichen Textilien: "Männer in Badehosen, die Frauen im Badeanzug - aber das wird nicht passieren."

Paul Biedermann glaubt nicht, dass sich mit den angekündigten neuen Regeln von 2010 an Grundlegendes ändern wird. "Das wird eine Scheinregelung sein. Das Thema Neoprenanzüge ist durch", meinte der Europarekordler über 200 Meter Freistil. Lutz Buschkow, Sportdirektor im Deutschen Schwimm-Verband, prophezeit: "Die Weltmeisterschaft im Juli in Rom wird eine Materialschlacht."