Der Weltmeister warnt vor dem Kampf am Sonnabend vor seinem Gegner Tony Thompson. Unzählige Male trainiert der Amerikaner mit den Klitschkos.
BERN/BERLIN. Wladimir Klitschkos Gegner spuckte keine großen Töne, doch das Insiderwissen seines ehemaligen Sparringspartners macht „Dr. Steelhammer“ mehr Sorgen als jedes verbales Scharmützel. „Er kennt mich in- und auswendig, besser als jeder andere Gegner“, sagte der ukrainische Box-Weltmeister vor der Pflichtverteidigung gegen Tony „The Tiger“ Thompson am Sonnabend in Bern (22.10 Uhr/RTL): „Ich denke, wir werden den besten Thompson aller Zeiten sehen. Im Gegensatz zu anderen Herausforderern wird er sich nicht verstecken.“
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Und im Gegensatz zu vielen Herausforderern des Titelträgers der Verbände IBF, IBO, WBO und WBA verzichtete der Amerikaner auch auf Beleidigungen und forsche Sprüche. Viel mehr als ein „Ich bin nicht hierher gekommen, um große Reden zu schwingen. Ich habe einen Plan und ein gutes Team“ ließ sich der 40-Jährige nicht entlocken. Der Herausforderer wollte sich partout nicht in die Karten schauen lassen.
Genau dieser Plan könnte den jüngeren der Klitschko-Brüder mehr in Bedrängnis bringen, als er es zuletzt bei seinem „besseren Sparringskampf“ gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck im März in Düsseldorf war. Denn Thompson kennt die Stärken und Schwächen Klitschkos genau. Der 40 Jahre alte Vater von sieben Kindern absolvierte unzählige Trainingsrunden mit Wladimir und dessen Bruder Witali. Dieses Insiderwissen soll ihn bei seiner wohl letzten Chance auf den ersehnten Box-Thron führen.
Bei seinem ersten Versuch gegen Wladimir 2008 leistete Thompson zumindest anfänglich starke Gegenwehr, am Ende verlor er durch technischen K.o. in der elften Runde. „Seitdem hat Thompson alle seine Kämpfe durch K.o. gewonnen. Er ist erfahrener geworden und als Rechtsausleger für mich etwas unangenehm zu boxen“, hatte Klitschko bereits im Vorfeld über seinen Pflichtherausforderer gesagt.
35 Siege aus 37 Kämpfen (23x durch K.o.) stehen in Thompsons Vita. Klitschko, der zuletzt im April 2004 verlor, musste sich in seinen 60 Kämpfen (50 K.o.-Siege) nur dreimal geschlagen geben.
Nur kurz gab es am Dienstag in Bern noch einmal so etwas wie den gewohnten verbalen Schlagabtausch. Klitschko hielt seinem Gegner vor, beim ersten Duell 2008 eine Verletzung als Grund für die Niederlage angegeben zu haben. „Ich habe damals bei dir keine Anzeichen für eine Verletzung gemerkt, bist du denn jetzt fit?“, versuchte der Titelverteidiger seinen Kontrahenten zumindest ein bisschen aus der Reserve zu locken. Und lief damit vollkommen auf.
„Ich bin fit“, sagte Thompson, blickte wieder ohne Gesichtsregung nach vorne und kaute lässig weiter auf seinem Kaugummi. Schon den Begrüßungs-Handschlag hatte der Amerikaner mehr als gelangweilt hinter sich gebracht. „Das ist aber keine Garantie dafür, dass der Kampf langweilig wird“, sagte Klitschko zum eher emotionslosen Auftritt. Ob es wirklich ein „Duell auf Augenhöhe“ gegen den nur zwei Zentimeter kleineren Herausforderer geben wird, bleibt dennoch abzuwarten.
Für den Fight unter freiem Himmel im Stade de Suisse im Berner Stadtteil Wankdorf sind bislang 20.000 der 24.000 Karten verkauft. Bis zum Sonnabend werden voraussichtlich alle Tickets vergriffen sein. (sid/HA)