Mit einem Sieg über die Katalanen wäre wohl eine Vorentscheidung in Spaniens Titelkampf gefallen – für die zuletzt unterlegenen Madrilenen.

Hamburg. Die Königlichen sind bereit für die große Fußball-Fiesta gegen den verhassten Rivalen als Katalonien. Und irgendwie ist diesmal alles anders als sonst. Nach der Schmach im Vorjahr kann Real Madrid bereits am Sonnabend mit einem Heimsieg gegen den FC Barcelona für eine Vorentscheidung im Titelkampf sorgen – und das wohl gemerkt am 16. Spieltag.

Drei Punkte liegt das Team von Trainer-Star Jose Mourinho vor Barca. Es geht so gesehen also um sechs Zähler. Und da die Königlichen noch ein Spiel weniger absolviert haben, könnten daraus sogar neun Punkte Vorsprung werden. Kein Wunder, dass alle in der spanischen Hauptstadt mitfeiern wollen. 300.000 Karten hätte Real verkaufen können, doch nur rund 80.000 Zuschauer passen in das Estadio Bernabeu. Anpfiff zum 216. Clasico ist um 22.00 Uhr.

Zwar hat Josep Guardiola als Barca-Trainer bei Real Madrid noch nie verloren, seine Bilanz weist drei Siege und zwei Unentschieden bei 13:5 Toren aus. Aber die Madrilenen sind in dieser Saison stärker als voriges Jahr und haben daheim bisher alle Spiele siegreich gestaltet. „Wir fahren ins Bernabeu, um zu gewinnen“ – die Kampfansage von Mittelfeldspieler Cesc Fabregas klingt fast verzweifelt.

Denn es geht um mehr als nur drei Punkte: „In diesem Spiel geht es um die Meisterschaft. Mit einem Sieg könnten die Königlichen für eine kleine Vorentscheidung sorgen“, schrieb Bernd Schuster in einem Beitrag für die „Sport Bild“. Der 51-Jährige ist der personifizierte Clasico, er war in den 80er-Jahren für beide Klubs aktiv und zudem bis vor drei Jahren Vor-Vor-Vorgänger von Real-Trainer Jose Mourinho. „Real ist in überragender Form. Und ich hoffe, dass sie diesmal auch versuchen, Fußball zu spielen“, sagte Schuster.

Das war bei den Clasico-Wochen des vergangenen Frühjahrs mit vier Duellen innerhalb von 21 Tagen und auch beim spanischen Supercup im August nicht der Fall. Real-Spieler meckerten, lamentierten, fielen eher durch brutale Fouls als durch ihr fußballerisches Können auf - und verloren überdies die wichtigsten dieser Duelle. Schuster hofft diesmal auf Besserung: „Es ist nicht nötig, das Spiel zu zerstören, um Barca zu schlagen.“

Allerdings ist Barcelona nun in der ungewohnten Verfolgerposition. „Im Moment sieht es fast so aus, als seien Barcas Profis etwas satt“, sagt Schuster. Es wäre kein Wunder, schließlich haben sie in den vergangenen Jahren nicht nur mit dem Verein, sondern ein Großteil der Mannschaft hat auch mit der spanischen Nationalmannschaft mit EM- und WM-Titel alles gewonnen.

Vermutlich wird wieder einer der Superstars die entscheidende Rolle einnehmen. Vielleicht Cristiano Ronaldo, der Real im April gegen Barca zum ersten Pokalsieg seit 18 Jahren köpfte. Oder aber der unvermeidliche Lionel Messi, wieder einmal aussichtsreichster Kandidat bei der Fifa-Wahl des Weltfußballers. Die beiden Tormaschinen, wettbewerbsübergreifend erzielten sie vorige Saison zusammen 106 Treffer, stehen jetzt schon wieder jeweils bei schier unglaublichen 17 Saisontoren in der Liga.

Die Fans hoffen auf ein packendes Spiel mit zwei Teams, die Fußball spielen wollen. Mourinho sollte inzwischen eingesehen haben, dass er mit seiner destruktiven Taktik gegen Barcelona nicht viel erreicht hat. Seine Ankündigungen sind eindeutig: „Egal, wo ich gearbeitet habe, meine zweite Saison war immer die beste.“ Eine zweite Spielzeit ohne Meisterschaft oder Champions-League-Titel bei Real würde wohl auch seine letzte sein. (dapd)