Meister Borussia Dortmund reist zum Tabellenzweiten an den Niederrhein. Dort steht der Gesundheitszustand des Topspielers im Mittelpunkt.

Mönchengladbach/Dortmund. Das letzte Aufeinandertreffen ist gerade einmal knapp sieben Monate her. Im April 2011 stand der Tabellenletzte Borussia Mönchengladbach mit dem Rücken zur Wand, Borussia Dortmund stand kurz vor dem Gewinn der Meisterschaft. „Da hat keiner für uns einen Pfifferling gegeben“, sagte Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof. Gladbach siegte 1:0, schaffte den Klassenerhalt in der Relegation, und der BVB wurde wenig später Meister. Am Sonnabend (15.30 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) begegnen sich die beiden Mannschaften im Spitzenspiel des 15. Spieltags der Fußball-Bundesliga auf Augenhöhe.

„Wir haben keine Angst vor Dortmund. Für uns ist das ein ganz normales Spiel“, sagte Gladbachs Trainer Lucien Favre gewohnt zurückhaltend. Der Tabellenzweite müsse aber gegen den Spitzenreiter eine Top-Leistung abliefern. Für Dortmunds Coach Jürgen Klopp geht es „nicht darum, wer als Favorit ins Spiel geht, sondern darum, wer sein Potenzial am besten auf den Platz bringt.“

Dabei hat die Borussia aus Mönchengladbach in dieser Saison ein wenig die Rolle des BVB aus der vergangenen Saison übernommen. Mit teilweise begeisterndem Offensivfußball, gepaart mit einer starken Defensive, ist die Truppe von Lucien Favre vom Fast-Absteiger zur Spitzenmannschaft gereift, auch wenn man das Wort rund um den Borussia-Park ungern hört. Favre betont immer wieder, man müsse bedenken, wo man herkomme, doch Kollege Klopp erwartet „ein schweres Spiel für uns, denn wer so eine Rückrunde spielt wie Mönchengladbach in der vergangenen Saison, der ist gestählt“.

Der BVB zeigte zuletzt vor allem beim 1:0-Sieg in München ein ganz neues Gesicht. Unterkühlt, taktisch abgeklärt und eiskalt vor des Gegners Tor. Die Dortmunder können offenbar nicht mehr nur schön, sondern inzwischen auch effizient. Man habe mit taktischen Mitteln versucht, den Gegner auf das eigene Niveau herunterzuziehen, sagte Klopp. Für das Gipfeltreffen in Gladbach kündigte Klopp erneut an, „die Passwege zuzustellen. Die Mechanismen kann man erkennen und muss sie unterbrechen.“

Diese Mechanismen sind bei den Gladbachern aber inzwischen mehr als eingespielt, die Mannschaft kenne die Laufwege der Mitspieler im Schlaf, bestätigt Mike Hanke. Das weiß auch Klopp. „Gladbach ist vor allem offensiv sehr flexibel mit Marco Reus, Hanke und Patrick Herrmann, der auch ein Supertalent ist. Auch Arango ist ein außergewöhnlicher Fußballer.“

Ganz Gladbach schaut allerdings auf den Fuß von Marco Reus. Der Einsatz des 22-Jährige steht nach einem Zehenbruch aus dem Spiel in Köln auf der Kippe. „Ich gehe davon aus, dass sie den Fuß von Marco irgendwie in einen Schuh reinbekommen. Und wenn sie das schaffen, dann kann er auch auflaufen“, sagte Klopp. Und Reus sei inzwischen bereits ein kompletter Fußballer.

Die hat auch natürlich auch der BVB in seinem Kader. Video-Fan Favre hat den Gegner wie üblich genau unter die Lupe genommen. Zur Taktik wolle er nicht zu viel sagen, doch „wir müssen sehr gut im Ballbesitz sein und mit Tempo nach vorne spielen, weil das Pressing des BVB sehr gefährlich ist. Bei Balleroberung spielen sie blitzschnell nach vorne“. Es werde schwer, eine Lücke zu finden, sagte Favre. Deshalb sieht der Schweizer den BVB auch ganz leicht favorisiert. Ganz im Gegensatz zum April. (dapd)