Mit nur 14 Toren mogelten sich die Hellenen zur EM 2012. Dabei wollte das Team nach dem Abschied von Otto Rehhagel eigentlich einen Neuanfang.

Athen/Köln. Der Machtwechsel in Griechenland ist vollzogen, doch der Sparkurs bleibt der alte: Ganze 14 Tore reichten dem Europameister von 2004, um sich für das erste Turnier nach der Ära Otto Rehhagel zu qualifizieren. 1:0 auf Malta, 1:0 gegen Lettland, 1:0 in Israel - so selten wie das Team des neuen Trainers Fernando Santos traf kein anderer EM-Teilnehmer in der Qualifikation ins Netz. Immerhin: Zu einer Pleite kam es nicht. Am Ende wurden die Hellenen ungeschlagener Gruppensieger vor Kroatien und Israel.

Dabei wollte der international eher unbekannte Santos eigentlich einen Neuanfang einleiten. «Wir müssen junge Talente heranführen, die zusammen mit den erfahrenen Spielern ein starkes Team formen», sagte der Portugiese bei seinem Amtsantritt. Geglückt ist das nur zum Teil. Zwar ist nur noch die Hälfte des WM-Kaders von 2010 übrig, gleichzeitig gehören aber noch sechs EM-Helden von 2004 zum erweiterten Kader - darunter die gealterten Kostas Katsouranis (32), Giorgios Karagounis (34) und der Ex-Bremer Angelos Charisteas (31).

Doch der Erfolg gibt Santos recht. Bis zum 1:3 im November 2011 gegen Rumänien blieb Griechenland in allen 17 Spielen unter seiner Leitung ohne Niederlage. Als Belohnung gab es die vierte Teilnahme bei den letzten fünf Großereignissen. «Das ist für Griechenland keine Selbstverständlichkeit», sagte Santos, der seinen Vorgänger nicht vergaß: «Herr Rehhagel hat hier großartige Arbeit geleistet. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich.»

Bei den Turnieren wollte es aber auch unter Rehhagel zuletzt nicht mehr klappen. Die EM 2008 beendete Titelverteidiger Griechenland ohne Punkt als Tabellenletzter, bei der WM 2010 in Südafrika war mit drei Zählern ebenfalls nach der Vorrunde Schluss. «Da haben wir noch eine Rechnung offen. In Polen und der Ukraine wollen wie endlich wieder die Gruppenphase überstehen», sagt Santos.

Die Säulen seines Teams sind noch immer Kapitän Karagounis und Oldie Katsouranis, die beide schon bei Benfica Lissabon unter Fernando Santos spielten und nun gemeinsam bei Panathinaikos Athen gelandet sind. Karagounis könnte spätestens bei der EM sogar einen Rekord brechen: 114 Länderspiele hat der ehemalige Inter-Profi absolviert, zur Bestmarke von Theodoros Zagorakis fehlen nur noch sechs. Den erhofften Jugendstil verkörpert Teenie-Torhüter Stefanos Kapino, der im November mit 17 Jahren für Griechenland debütierte und zum jüngsten Nationalspieler des Landes wurde.

Zum festen Stamm gehören in Sokratis von Werder Bremen, Theofanis Gekas (Eintracht Frankfurt), Kyriakos Papadopoulos von Schalke 04 und Athanasios Petsos (1. FC Kaiserslautern) auch vier Bundesliga-Legionäre. Hoffnungen auf das EM-Ticket dürfen sich zudem der von Schalke nach Duisburg ausgeliehene Vasileios Pliatsikas und Georgios Tzavelas (Eintracht Frankfurt) machen. Sein Debüt gab im November der in Aschaffenburg geborene Jose Holebas, der 2010 von 1860 München zu Olympiakos Piräus gewechselt war und die griechische Staatsbürgerschaft angenommen hat.

Gestandene Spieler, wenig Tore, eine kompakte Defensive: Griechenland fährt wieder einmal als Außenseiter zu einer EM. Ein bisschen träumen ist bei Fernando Santos aber erlaubt. «Wir wissen, dass alles zusammen passen muss, um noch einmal Europameister zu werden.» (sid/abendblatt.de)