Borussia Dortmund hat aus den Niederlagen in der Champions League gelernt. Ohne Zauberfußball landete der deutsche Meister im vierten Gruppenspiel seinen ersten Sieg und darf nun wieder aufs Überwintern in der Königsklasse hoffen.

Dortmund. Jürgen Klopp war „alles wurscht“, Hauptsache gewonnen. Nicht schön, aber erstmals erfolgreich präsentierte sich Borussia Dortmund bei seinem vierten Auftritt in der Champions League und darf nun wieder vom Achtelfinale träumen - ein weiterer Sieg beim FC Arsenal am 23. November vorausgesetzt. „Hätten wir unentschieden gespielt oder verloren, hätten wir shoppen gehen können in London. Jetzt haben wir wieder eine Perspektive. Wir sind in der Champions League angekommen“, sagte BVB-Coach Klopp und rechtfertigte den glanzlosen „Ergebnis-Fußball“ des deutschen Meisters beim 1:0 (1:0) über Olympiakos Piräus.

Vier Punkte hat der BVB nach seinem glanzlosen Arbeitssieg gegen den griechischen Meister auf dem Konto, drei weniger als der Zweite Olympique Marseille. Zwar sei die Situation, so Klopp, nicht angemessen, um Kampfansagen vor den beiden restlichen Gruppenspiele in London und gegen Marseille (6. Dezember) zu formulieren. Doch seine Spieler demonstrierten nach den heftigen Kritiken an den vergangenen Auftritten tiefe Genugtuung, aber auch neues Selbstbewusstsein.

„Wir haben ganz Deutschland gezeigt, dass wir in Europa mithalten können und keine Loser sind“, tönte Torschütze Kevin Großkreutz (7.), und Nationalspieler Mats Hummels bestätigte: „Wir haben eine selbstbewusste Mannschaft. Ich sehe unsere Chancen aufs Weiterkommen größer als es die Öffentlichkeit tun wird.“ Dass die 65.590 Zuschauer in der ausverkauften Arena nicht das gewohnte Spektakel geboten bekommen hatten, war auch den BVB-Profis klar.

„Der Auftritt war nicht von Spielwitz geprägt. Wer heute etwas anderes erwartet hat, dem kann ich auch nicht mehr helfen“, meinte Klopp: „Wir sind nicht dazu da, Europa zu zeigen, dass wir kicken können, und anschließend werden wir bezeichnet als die Deppen, die gut kicken können, aber keine Ergebnisse haben.“

Mit diesem Makel wolle der BVB nicht in die Annalen eingehen. Denn die Statistik wies nach den vorherigen drei Spielen 14 große Möglichkeiten und 59 Torschüsse für den BVB aus - aber nur einen Punkt.

Schon nach Bekanntgabe der Aufstellung musste jedem im Stadion klar gewesen sein, dass kein Zauberfußball a la Bundesliga angesagt war. Klopp ließ seine Mannschaft im defensiveren 4-3-3-System auflaufen. Doch auch den Fans war's egal. Sie brüllten ihre Mannschaft zum Sieg. „Wir haben brutal hart dafür gearbeitet in einer fantastischen Atmosphäre gegen einen starken Gegner. Ich bin zufrieden und stolz“, sagte Klopp.

Der 44-Jährige wollte sich nicht noch einmal den ständigen Fragen nach der fehlenden Erfahrung und Reife seiner Youngster stellen. „Ich musste heute mehrfach erklären, warum wir nicht die Sterne vom Himmel gespielt haben. Ich habe in den letzten Wochen häufig bei Champions-League-Pressekonferenzen über guten Fußball gesprochen, mich dabei aber dramatisch schlechter gefühlt, als dies jetzt der Fall ist. Aber ohne Spielglück geht auch im Fußball nichts.“

Klopp hat alles riskiert und immerhin gewonnen. Ausgerechnet beim „Endspiel“ warf er den 18-Jährigen Moritz Leitner ins kalte Wasser der Königsklasse, weil der verletzte Sven Bender nicht zur Verfügung stand. Doch der Mittelfeldakteur schwamm sich frei. Von Wadenkrämpfen geplagt, verließ das Talent nach seinem ersten Pflichtspiel von Beginn an in der 86. Minute den Rasen und schien dennoch auf Wolke sieben zu schweben.

„Das war ein großes Erlebnis und sehr intensiv für mich. In der Champions League zu spielen, ist der Traum eines jeden Fußballers. Ich bin überglücklich, auch über den ersten Sieg“, schwärmte der geborene Münchner. Dass er mehr Fußball arbeiten als spielen musste, war auch ihm am Ende egal.

Die Statistik

Borussia Dortmund: Roman Weidenfeller - Lukasz Piszczek, Neven Subotic, Mats Hummels, Marcel Schmelzer - Sebastian Kehl, Moritz Leitner (85. Felipe Santana) - Kevin Großkreutz, Mario Götze, Ivan Perisic (76. Jakub Blaszczykowski) - Robert Lewandowski.

Olympiakos Piräus: Balázs Megyeri - Francois Modesto, Olof Mellberg, Avraam Papadopoulos, Iván Marcano - Lubomir Fejsa (59. Jean Makoun), Pablo Orbaiz - Kevin Mirallas, Ariel Ibagaza (79. Marco Pantelic), Jose Holebas - Rafik Djebbour.

Schiedsrichter: Wladislaw Besborodow (Russland)

Tore: 1:0 Großkreutz (7.)

Zuschauer: 65.590 (ausverkauft)

Beste Spieler: Großkreutz, Hummels - Papadopoulos, Ibagaza

Gelbe Karten: Perisic - Mellberg, Papadopoulos (2), Orbaiz

Torschüsse: 9:12

Ecken: 2:5

Ballbesitz: 50:50 Prozent

Fouls: 16:18