4:2 gegen Freiburg nach starken Konzentrationsmängeln – „Die ganze Mannschaft widmet den Sieg dem Trainer“

Gelsenkirchen. Verflogen war die allgemeine Bedrückung noch bei keinem Schalker, aber das mit starkem Willen und großem Einsatz erkämpfte 4:2 (1:1) gegen den SC Freiburg erleichterte den Gelsenkirchenern die Rückkehr in die Alltagsarbeit. „Nach der turbulenten Woche war es nicht einfach, sich zu hundert Prozent zu konzentrieren. Wir haben versucht, die Sache zu verarbeiten, aber es war sehr schwer“, sagte Torwart Ralf Fährmann.

Im Spiel eins nach dem krankheitsbedingten Rückzug von Ralf Rangnick kehrte der FC Schalke 04 nach den letzten Niederlagen in Wolfsburg und gegen den FC Bayern in die Erfolgsspur zurück. „Die ganze Mannschaft widmet diesen Sieg dem Trainer. Vielleicht gibt es ihm ein bisschen Kraft, die er jetzt brauchen kann“, sagte Fährmann.

Kurz vor Spielende stimmten die Schalker Fans Rangnick-Sprechchöre an. Und auch Schalkes Kapitän Benedikt Höwedes bestätigte die spezielle Motivation der Mannschaft. „Wir haben für den Trainer gespielt“, sagte der Nationalspieler: „Aber es war ein Kampf- und Krampfspiel. Der Dreier ist unheimlich wichtig für uns.“

Unter der Führung von Interimscoach Seppo Eichkorn, dem ehemaligen Rangnick-Assistenten, erzielten Jefferson Farfan (33.), Klaas-Jan Huntelaar (62.), Lewis Holtby (67.) und Raul (75.) vor 60.545 Zuschauern die Tore zum vierten Saisonsieg, der allerdings viel schwerer fiel, als das Ergebnis vermuten lässt.

Die Gelsenkirchener begannen zwei Tage nach dem unerwarteten Rücktritt von Rangnick äußerst nervös und lagen bereits nach zwei Minuten durch das sechste Saisontor des Freiburgers Papiss Demba Cisse 0:1 zurück. „Wir haben erst nach 60 Minuten ins Spiel gefunden“, sagte Eichkorn, der dieselbe Startelf aufgestellt hatte wie Rangnick am vorigen Sonntag beim 0:2 gegen Bayern München. Sehr stotternd lief das Spiel der Königsblauen, die vor der Pause und danach bei sehr guten Torchancen der Breisgauer beinahe zum zweiten Mal in Rückstand geraten wären.

Fährmann, der vor dem 0:1 ein großer Fehler unterlaufen war, wurde in dieser Phase zum Sieggaranten. Schalke erarbeitete den Sieg, mit Glück und Engagement. „Erst nach dem 2:1 und dem 3:1 haben wir die Kontrolle übernommen“, sagte Eichkorn, der eventuell noch am Donnerstag in der Europa League gegen Maccabi Haifa und am nächsten Sonntag beim Hamburger SV das Team betreuen wird.

Erst zum Schluss spielte Schalke befreit auf und erzielte ein „Zaubertor“ nach der Co-Produktion der Spanier Jurado und Raul. Dem Ex-Schalker Eric Jendrisek gelang noch der zweite Treffer für die Breisgauer (83.), die völlig frustriert das Stadion verließen. „Auf die ordentliche Leistung kann man aufbauen, aber wir müssen unbedingt die Fehler abstellen, mit denen wir solche Spiele verlieren“, sagte Julian Schuster.

Freiburg setzte seinen schwächsten Start seit 15 Jahren fort und fiel mit nur vier Zählern aus sieben Partien auf einen direkten Abstiegsplatz zurück. „Wenn wir diese Leistung kontinuierlich abrufen, werden wir unsere Punkte noch holen“, sagte Trainer Marcus Sorg und tröstete seine niedergeschlagene Truppe.

„Fußball ist unser Leben?! Gottes Segen und gute Besserung, Ralf“ - mit einem Spruchband grüßten einige königsblaue Fans den Trainer, der nach nur einem halben Jahr ausgelaugt und kraftlos mit der ärztlichen Diagnose „vegetatives Erschöpfungssyndrom“ seinen Job aufgegeben hatte. Nach Angaben von Schalke-Manager Horst Heldt, der auf der Suche nach einem Nachfolger ist, verfolgte Rangnick die Partie zu Hause in Backnang am Fernsehen.

Heldt hatte am Donnerstag, nachdem er an einem der schwersten Tage in seiner Tätigkeit als Schalke-Sportdirektor den Rückzug von Rangnick der Öffentlichkeit mitteilen musste, ein weiteres unerfreuliches Erlebnis zu verkraften gehabt. Als er am späten Abend nach Düsseldorf zurückgekehrt war, hatten Diebe seine Wohnung durchwühlt und mehrere Wertgegenstände gestohlen. „Das war sehr ärgerlich und sehr frustrierend“, sagte Heldt.

Die Statistik

Schalke: Fährmann - Uchida, Höwedes, Matip, Christian Fuchs - Papadopoulos (60. Metzelder), Kluge (46. Jurado) - Farfan, Holtby - Raul, Huntelaar (78. Marica). - Trainer: Eichkorn

Freiburg: Baumann - Mujdza, Barth, Krmas (46. Daniel Caligiuri), Bastians - Flum, Schuster - Putsila, Makiadi, Abdessadki (71. Jendrisek) - Cisse. - Trainer: Sorg

Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Diez)

Tore: 0:1 Cisse (3.), 1:1 Farfan (34.), 2:1 Huntelaar (62.), 3:1 Holtby (67.), 4:1 Raul (75.), 4:2 Jendrisek (83.)

Zuschauer: 60.545

Beste Spieler: Raul, Farfan - Makiadi, Putsila

Gelbe Karten: Papadopoulos (3) - Schuster (2)

Torschüsse: 16:15

Ecken: 6:1

Ballbesitz: 47:53 Prozent

Fouls: 18:16