Der Torjäger des FC Bayern will sich nicht mehr nur an Toren messen lassen – Fußballer-Ranking macht ihn zum zweitbesten Spieler Europas

München. Mario Gomez lehnt sich zurück und lächelt: „Vor zwei Wochen hatte ich einen sehr großen Knick, jetzt bin ich wieder voll da.“ Während einer Pressekonferenz an der Säbener Straße spielt er mit den Klischees der öffentlichen Meinung. Mal wird er vom Boulevard als „Ballermann“ hofiert, mal als „Chancentod“ geächtet. Heute ist ihm das egal. Nach überstandener Muskelverletzung will er sich in der Bundesligapartie gegen den SC Freiburg (Sonnabend, 15.30 Uhr) auf das konzentrieren, was er am besten kann: angreifen.

Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen. Denn nachdem er am Mittwoch nur dosiert trainieren konnte, war der 26-Jährige tags darauf im Mannschaftstraining zu „100 Prozent“ belastbar. Wie viele Tore er gegen Freiburg schießen will? „Das ist mir nicht so wichtig. Ich setzte mir nie eine Marke vor dem Spiel.“

Viel wichtiger sei der Erfolg der Mannschaft. Dennoch: Gomez hat derzeit einen Lauf. Vier Tore aus den vergangenen beiden Bundesligapartien gegen den Hamburger SV und Kaiserslautern untermauern seine Form. Vor der Partie gegen den HSV hatte das noch anders ausgesehen. Fans wurden bei vergebenen Chancen und ungenauen Pässen unruhig, erste Pfiffe kamen auf. In einigen Medien wurden bereits die torlosen Minuten des Mittelstürmers gezählt.

Gomez ist der erfolgreichste deutsche Bundesligastürmer der vergangenen fünf Jahre. Er war stets unter den Top-Stürmern zu finden und gewann in der vergangenen Saison mit 28 Treffern die Torjägerkanone. Doch kaum ein Akteur ist solchen öffentlichen Meinungsschwankungen ausgesetzt. Dem Nationalspieler ist das bewusst. „Natürlich habe ich manchmal eine Chancenverwertung, von der man sagen kann...“. Er vollendet den Satz, indem er sich mit der flachen Hand an die Stirn schlägt. Er weiß um die Wirkung leicht vergebener Chancen, doch er weiß genauso gut: „Auch wenn man die Einfachen immer reinmachen möchte, ist es meist nicht so einfach.“

Eine Genugtuung könnte sein, dass er im „Castrol Edge Ranking“ Anfang der Woche an Christiano Ronaldo von Real Madrid vorbeigezogen ist. In dem Leistungsvergleich von Fußballern aus den europäischen Ligen liegt er auf Platz zwei hinter Barcelona-Star Lionel Messi. Ronaldo benötigte dagegen doppelt so viele Versuche und kam daher nur auf 17 Prozent. Doch Gomez bleibt bescheiden: „Ich will mich nicht mit den besten Spielern wie Ronaldo oder Messi vergleichen.“

Dagegen möchte er mit Bayern Erfolg haben und Titel holen. Das vergangene Bundesligaspiel gegen Kaiserslautern sieht er als eine Art Musterbeispiel dafür, wie der FCB auch in Zukunft auftreten könnte. „Kaiserslautern hatte keine Mittel. Es macht einfach Spaß, den Gegner so im Griff zu haben.“ Dass Präsident Uli Hoeneß ihm nach der Partie trotz seiner drei Treffer Raum nach oben bescheinigt hat, stört ihn nicht. „Man sollte nie zufrieden sein mit dem, was man geleistet hat“, sagt Gomez. Und Hoeneß habe diese Botschaft in der Vergangenheit auch schon häufig an andere Spieler weitergegeben. Konkretes Verbesserungspotenzial sieht der Angreifer nicht. Er sagt vielmehr: „Man muss nicht nur seine Schwächen, sondern auch seine Stärken verbessern. Daran arbeite ich jeden Tag.“