Der WM-Teilnehmer von 2006 wechselt zu Alemannia Aachen. Odonkor spielte zuletzt in Sevilla, hatte aber oft mit Verletzungen zu tun.
Aachen. Auf die Übung am Ende des ersten Trainings bei seinem neuen Klub Alemannia Aachen freute sich David Odonkor besonders: Sprints. Doch der ehemalige Nationalspieler, der bei der Heim-WM vor fünf Jahren mit seinen schnellen Flankenläufen ganz Fußball-Deutschland begeistert hatte, verlor fast jedes Laufduell. Anschließend legte sich der 27-Jährige völlig erschöpft auf den Rasen und pumpte wie ein Maikäfer.
Ein wenig später hatte der ehemalige Nationalspieler aber wieder genug Luft, um sehr emotional über seinen Neuanfang beim Tabellenletzten der 2. Bundesliga zu sprechen. „Hinter mir liegt eine Horrorzeit. Aber ich bin ein Kämpfer. Ich habe nie an ein Karriereende gedacht, bin noch jung und hungrig auf Fußball“, sagte Odonkor bei seiner Vorstellung. Selbst den Traum von der Rückkehr in die DFB-Elf hat der 16-malige Nationalspieler noch nicht aufgegeben, obwohl er zuletzt in Spanien in der Versenkung verschwunden war: „Wenn ich ein oder zwei Jahre gut spiele, dann schauen wir mal.“
Zuerst muss er sich jedoch im harten Zweitliga-Alltag beweisen. Der zuletzt arbeitslose Profi erhält bei der Alemannia einen stark leistungsbezogenen Einjahresvertragbis bis zum Saisonende. Voraussetzung dafür war ein erfolgreich bestandener Medizin-Check. Denn Odonkors Verletzungsliste ist sehr lang. Allein am rechten Knie musste der sprintstarke Angreifer fünf Mal operiert werden.
Doch Alemannias Sportdirektor Erik Meijer sieht kein großes Risiko für seinen Klub: „Unsere Ärzte haben keine Bedenken gegen eine Verpflichtung geäußert.“ Odonkor habe die sportliche Leitung im Probetraining neben seiner Schnelligkeit auch durch seine „positive Ausstrahlung und Lust auf Fußball“ überzeugt, erklärte Meijer.
Doch die ersten Trainingseindrücke bewiesen, dass der Weg zurück zu alter Stärke steinig ist. „Meine Fitness ist in Ordnung, aber noch nicht perfekt“, meinte der Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen, der schon lange kein Pflichtspiel mehr bestritten hat. Dies könnte sich schon am Freitag (18.00 Uhr/Sky und Liga total!) ändern, denn der prominente Neuzugang steht im Aufgebot für die Partie beim SC Paderborn.
„Sicher fehlt David die Wettkampfpraxis, aber er verfügt über diese eine Qualität, mit der er immer den Unterschied machen kann: seine Schnelligkeit“, sagte Trainer Peter Hyballa. Die Alemannia ist nach sechs Spieltagen in der 2. Liga noch ohne Sieg.
Von dieser Schnelligkeit wollte auch Betis Sevilla profitieren, als der spanische Klub Odonkor nach der WM 2006 von Borussia Dortmund verpflichtet hatte. Odonkor konnte jedoch nie die Erwartungen erfüllen. Als sein Vertrag in Sevilla nach fünf Jahren im Sommer auslief, war der anfällige Stürmer auf Vereinssuche. Bei den Glasgow Rangers spielte er vor, erhielt aber keinen Vertrag.
Nun ist der WM-Held von 2006 in der 2. Liga gelandet. Das Abenteuer Ausland hat Odonkor aber nicht bereut: „Auch wenn vor allem die letzten Jahre schwer waren, habe ich viel gelernt.“ Vor allem, wer in weniger guten Zeiten wirklich zu ihm steht. „Die Familie hat jetzt absolut Vorrang. Auch deswegen bin ich zurück nach Deutschland gekommen“, sagte Odonkor.