Klinsmanns Einstand bringt 1:1 gegen Mexiko. Das Tor eines ganz besonderen Spielers sorgt für den Ausgleich beim Einstand als US-Coach.
Philadelphia. Schon bei der Nationalhymne schlug das Herz von Jürgen Klinsmann ein bisschen heftiger als sonst. Nach einem der emotionalsten Spiele seiner Laufbahn sah er dann ziemlich mitgenommen aus. Das Lächeln fiel ihm ein wenig schwerer als sonst, doch als er mit einer dicken schwarzen Mappe auf dem linken Arm aus den hässlichen Katakomben des Football-Stadions in Philadelphia ging, wirkte er auch erleichtert. „Es war ein emotionaler Start für mich, ein spezieller Moment in meinem Leben, etwas ganz Besonderes für mich als Person“, sagte er beinahe ergriffen. Und, ach ja, „wir können sehr zufrieden sein mit dieser Vorstellung.“
Diese Vorstellung war ein 1:1 (0:1) gegen Mexiko, das als Rivale in etwa eine Bedeutung hat wie die Niederlande für Deutschland. Sportlich gesehen ist das Unentschieden nur ein schnell vergänglicher Achtungserfolg, für Klinsmann allerdings wird dieser schwüle Abend unvergesslich bleiben. „Es war schon etwas ganz Besonderes, die amerikanische Nationalhymne zu hören und Trainer der USA zu sein“, sagte er. Verständlich. Klinsmanns Frau ist Amerikanerin, er lebt mit Unterbrechungen seit 1998 in Kalifornien, seine Kinder wachsen in dem Land auf - und dann „The Star Spanled Banner“. „Das muss man dann auch erst mal einen Moment sacken lassen, dass man jetzt Trainer dieser Mannschaft ist“, sagte Klinsmann.
Robbie Rogers, ein alter Weggefährte sorgte für Freuden bei Klinsmann. Der offensive Mittelfeldspieler der USA war auch schon Mitspieler von Klinsmann und spielte auch als "Klinsmann" selbst. Außerdem hat er bis vor kurzem einige Jahre lang nicht mehr mit dem Deutschen gesprochen. Dennoch erzielte gerade Rogers den Ausgleichstreffer beim Einstand von Klinsmann. Der Treffer zum 1:1 fiel sogar nur eine Minute nach der Einwechslung des 24-Jährigen.
Rogers stammt aus Huntington Beach südlich von Los Angeles, wo auch Klinsmann sein Zuhause hat. Rogers und Klinsmann kennen sich - und das schon ziemlich lange. Der Mannschaftskapitän von Columbus Crew aus der nordamerikanischen Profiliga Major League Soccer (MLS) spielte im Jahr 2003 noch an der Seite des Wahl-Kaliforniers Klinsmann beim Viertligisten Orange County Blue Star. Rogers war damals 16, der bereits 38 Jahre alte Klinsmann spielte bei dem Amateurklub unter dem Pseudonym „Jay Goppingen“ in Anlehnung an seine Geburtsstadt Göppingen.
Rogers fand das damals schon deshalb „cool“, weil er auf der Playstation immer als „Klinsmann“ zockte. Umso aufgeregter war er als er erfuhr, dass sein Idol der neuer Nationaltrainer der USA wird. „Ich hoffe, ich werde die Chance bekommen, mit ihm zu arbeiten“, sagte Rogers nach der Bekanntgabe. „Ich habe eine Menge von ihm gelernt, als ich jünger war, und wenn die Jungs ihn kennen lernen, werden sie ihn mögen.“ Kuriosität am Rande: Rogers war für das Spiel in Philadelphia nur nachnominiert worden, weil Angreifer Maurice Edu kurzfristig verletzt ausgefallen war.
„Ich kenne ihn ja schon lange. Er ist ein sehr bemerkenswerter Spieler“, sagte Klinsmann nach dem Spiel über „Klinsmann“ Rogers. „Klinsmann“ wiederum hat die Bewunderung für Klinsmann nie abgelegt: Im vergangenen Jahr wechselte Rogers sogar seine Rückennummer - von 19 auf 18. (sid)