Der suspendierte Jack Warner will die brisante E-Mail nun doch nicht öffentlich machen. Chuck Blazer hat sich einen Maulkorb verhängt.
Port-of-Spain. Chuck Blazer schweigt, Jack Warner versteckt eine brisante E-Mail: Im Korruptionsskandal des Fußball-Weltverbandes Fifa wird auch fünf Tage nach der Wiederwahl von Fifa-Präsident Joseph S. Blatter weiter getarnt und getäuscht. Warner erklärte am Sonntag in Trinidad, die Mails würden privat bleiben.
Das wegen Manipulationsvorwürfen suspendierte Mitglied des Exekutivkomitees hatte zuvor angekündigt, den Mailverkehr mit Fifa-Boss Blatter öffentlich zu machen. Nun begründete Warner seinen Rückzug mit juristischen Ratschlägen aus dem In- und Ausland. Er selbst sei unschuldig - natürlich.
Der Chef des Kontinentalverbandes für Nord- und Mittelamerika sowie die Karibik (Concacaf) hatte rund um den 61. Fifa-Kongress verkündet, dass er einen „Fußball-Tsunami“ lostreten werde. Doch Warner fiel einmal mehr um. Bereits vor der Wiederwahl Blatters hatte Warner für Kopfschütteln gesorgt. Zunächst forderte der ehemalige Geschichtslehrer von den Mitgliedern der Karibischen Fußball-Union CFU, sich gegen Blatter zu stellen. Einen Tag vor der Wahl riet Warner seinen Delegierten, doch für den Schweizer zu stimmen.
Derweil läuft das Ermittlungsverfahren der Fifa-Ethikkommission gegen Warner und Mohamed Bin Hammam, der als eigentlicher Gegenkandidat von Blatter bei der Präsidentenwahl seinen Rückzug erklärt hatte, weiter. Warner und Bin Hammam wird vorgeworfen, Mitglieder der CFU mit 28.000 Euro bestochen zu haben. Warner und Bin Hammam weisen die Vorwürfe vehement zurück. Die beiden bisherigen Exekutivmitglieder bleiben vorerst suspendiert.
Einen Maulkorb hat sich auch Concacaf-Generalsekretär Chuck Blazer aus den USA verpasst. Blazer hatte den jüngsten Fifa-Skandal ins Rollen gebracht, indem er Warner und den Katarer Bin Hammam bei der Fifa wegen der mutmaßlichen Bestechungszahlungen angeschwärzt hatte. „Ich werde mich zu dem laufenden Verfahren nicht äußern“, sagte Blazer am Montag kurz und knapp.
Unterdessen forderte der frühere Fifa-Funktionär Guido Tognoni, dass in Zukunft die Amtszeit des Präsidenten beschränkt werden müsse. „Ich wäre absolut dafür und hatte gehofft, dass endlich eine Beschränkung auf zwei oder drei Amtszeiten kommt. Das wäre ein echter Fortschritt gewesen. Wenn der Präsident der USA nach acht Jahren abtreten muss, wäre es sicher auch zumutbar, dass der Fifa-Präsident nach acht oder zwölf Jahren diesen Schritt macht“, sagte Tognoni dem Internetportal "swissinfo.ch".
Dass Blatter im Kampf gegen die Korruption einen „Rat der Weisen“ mit einem Vorsitzenden Henry Kissinger gründen will, sieht Tognoni, der dem Weltverband 19 Jahre in verschiedenen Funktionen diente, eher kritisch. „Als Mitglieder kursieren die Namen von Berühmtheiten wie Henry Kissinger, der ja nicht unbedingt als Nachwuchshoffnung für Korruptionsbekämpfung bezeichnet werden kann. Lieber wären mir aber aktive, erfahrene Korruptions-Experten vom Kaliber eines Dick Marty oder Mark Pieth. Es braucht Fachkräfte, die den guten Fifa-Ruf verteidigen müssen, nicht dekorative Namen“, sagte Tognoni.
Tognoni unterstrich allerdings mit einer persönlichen Aussage auch, wie leicht man von einem Präsidentschaftskandidaten wie Bin Hammam überzeugt werden kann, für ihn zu stimmen. „Er hat mir vor acht Jahren eine gute Stelle in Katar angeboten, sodass ich dort ein paar schöne Jahre verbringen konnte. Aus diesem Grund hätte ich für Bin Hammam gestimmt“, sagte Tognoni. (sid)