Der Red-Bull-Pilot hat die Qualifikation für den Großen Preis von China gewonnen. Hinter dem Weltmeister startet Jenson Button auf Platz zwei.

Shanghai. Sebastian Vettel zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten: Der Formel-1-Weltmeister hat sich hochüberlegen für seinen Saison-Hattrick in die beste Position gebracht. Der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim raste in der Qualifikation zum Großen Preis von China auf seine dritte Pole in diesem Jahr und auf dem Shanghai International Circuit in Serie. „Wir haben es wieder gemacht“, stellte der 23-Jährige zufrieden fest, nachdem er am Sonnabend den WM-Zweiten Jenson Button im McLaren-Mercedes um über sieben Zehntelsekunden auf den zweiten Rang verwiesen hatte.

„Alles in allem hat es heute super geklappt“, sagte er zu seiner 18. Karriere-Pole. Freuen durfte sich aber auch Vettel-Landsmann Nico Rosberg als Vierter hinter Lewis Hamilton im zweiten McLaren. Für das leidgeplagte Mercedes-Team ist es die mit Abstand beste Quali-Platzierung in dieser Saison.

Rosbergs Stallkollege Michael Schumacher enttäuschte dagegen als 14. „Das muss ich auf meine Kappe nehmen, ich habe die Runde nicht zusammengebracht. Das lag sicher an mir, ich gehe nicht davon aus, dass das Auto etwas damit zu tun hat“, meinte der 42-Jährige nach dem dritten gescheiterten Versuch, wenigstens in die Top Ten zu kommen, nacheinander. Schumacher hatte sich schon mühsam in die zweite Runde der K.o.-Ausscheidung gerettet. Nachdem durch eine Unterbrechung dann elf Autos wie an der Schnur gezogen in den letzten zwei Minuten des Abschnitts auf die Strecke gingen, patzte Schumacher.

Während wenig später Vettel noch im Auto verharrte und die ersten Glückwünsche entgegennahm, musste Teamkollege Mark Webber seinen Rückschlag verarbeiten. Der WM-Vierte schied schon im ersten Durchgang völlig überraschend aus und muss von Platz 18 ins Rennen an diesem Sonntag (9.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) starten.

Der durch elektrische Probleme an seinem Auto gebremste Australier hatte es zudem mit den harten Reifen versuchen müssen. Die Entscheidung hätte der Kommandostand getroffen, stellte Webber fest. „Wir haben gedacht, wir hätten genügend Speed. Aber ich habe die Reifen nicht zum Arbeiten bekommen. Wir waren nicht schnell genug“, kommentierte er das persönliche Desaster. Hinzu kam der „KERS-Alptraum“: Webber konnte die 82 Zusatz-PS pro Runde nicht abrufen.

Vettel vorneweg, Rosberg im Aufwind – und die anderen Deutschen? Der Malaysia-Dritte Nick Heidfeld musste sich im Lotus Renault diesmal mit Platz 16 bescheiden, Adrian Sutil wurde im Force India Elfter und Timo Glock im Marussia-Virgin 22.

An der Spitze bestätigte sich nach den Bestzeiten in allen drei Trainingseinheiten aber nicht nur Vettels Dominanz in China, sondern auch die WM-Hierarchie. Die beiden Vettel-Verfolger Button und Hamilton wollen es dem 23-Jährigen so schwer wie möglich machen - wie ein Attacke-Signal wirkten da auch ihre neuen knallroten Anzüge. „Wir tun alles, um ihn einzuholen“, kündigte Hamilton an, der in der WM-Wertung Dritter mit 22 Punkten ist. Button ist Zweiter mit 26 Zählern, Vettel hat die Optimalausbeute von 50 Punkten vor dem dritten Rennen. „Wir sind sicher, dass wir Red Bull früher oder später kriegen“, meinte Button.

Rosberg konnte bei seiner ermutigenden Vorstellung auch die beiden Ferrari mit dem zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso und Felipe Massa hinter sich lassen. „Wir haben auf jeden Fall einen guten Schritt gemacht, das ist schön zu sehen“, sagte er. „Dennoch sind wir noch weit weg von dem, wo wir sein wollen“, räumte Rosberg ein. Für seinen Teamkollege galt das erneut noch viel mehr.

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Silberstreif für die Silberpfeile

Die Kritiken nach dem enttäuschenden Saisonauftakt waren für die Mercedes-Silberpfeile beschämend. Michael Schumacher wurde mehr oder weniger deutlich der Rücktritt nahegelegt. Nur noch elf Prozent der Befragten hielten es nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts promit im Auftrag des Sport-Informationsdienstes für realistisch, dass der Rekordweltmeister in diesem Jahr noch ein Rennen gewinnt. Im freien Training des dritten Rennwochenendes beim Großen Preis von China in Shanghai aber setzte Mercedes ein Lebenszeichen. Nico Rosberg als Vierter und Michael Schumacher als Fünfter hielten das Tempo des wieder einmal dominierenden Weltmeisters Sebastian Vettel im Red-Bull-Renault mit.

"Das Wochenende hat besser angefangen als die ersten beiden in diesem Jahr", sagte Schumacher. "Platz fünf bis sechs" hielt er in der Qualifikation für das Rennen am Sonntag (9 Uhr, RTL und Sky) für möglich - zumal ihn ein defektes Kers-System auf der Zeitenjagd noch gebremst hatte.

Mercedes hat nach den schlechten Erfahrungen in Australien und Malaysia den Ablauf geändert. Zunächst erarbeiteten Fahrer und Ingenieure die Abstimmung mit viel Benzin, also für das Rennen, erst dann ging es an das Feintuning für schnelle Runden.

So erklärt sich, dass Schumacher in der ersten Trainingseinheit noch 3,6 Sekunden auf Vettel verlor, im zweiten Durchgang aber nur noch knapp 0,4 Sekunden langsamer war. Nico Rosberg verlor sogar nicht einmal drei Zehntel. "Es sieht so aus, als ob wir uns gesteigert haben", meinte Mercedes-Sportchef Norbert Haug und nannte das Ergebnis "unseren bisher besten Freitag". Rosberg ergänzte: "Wir haben einiges verstanden und gefunden."

Was die Zeiten allerdings wert sind, war am Freitag noch unklar. Vettel sagte lapidar: "Ich habe schnell den richtigen Rhythmus gefunden. Aber ich glaube, es gibt noch ein bisschen Luft nach oben." Beobachter vermuten, dass Red Bull im Training mit erheblich mehr Benzin unterwegs war und der deutsche Weltmeister mindestens eine halbe Sekunde schneller hätte fahren können. So blieb es bei 0,166 Sekunden Vorsprung auf McLaren-Pilot Lewis Hamilton. Von den Spitzenteams blieb im Training nur Ferrari blass.

Nick Heidfeld landete mit seinem Renault auf Platz acht erneut im Vorderfeld, hatte aber diesmal einige Ausrutscher zu verzeichnen. In beiden Trainingsdurchgängen rutschte er jeweils einmal von der Strecke. "Mein Fehler", gab er zu, freute sich aber, erneut den zweiten Renault-Piloten Witali Petrow hinter sich gelassen zu haben. Und auch in Malaysia war Heidfeld am Freitag kaum zum Fahren gekommen - und stand am Ende als Dritter auf dem Podium. Probleme, scheint es, beflügeln "Quick Nick".

Mit Material von sid/dpa