Bruder Wladimir Klitschko verfolgte den Blitz-K.o.-Sieg seines Bruders direkt am Ring und spricht über die Tumulte und seine Pläne.
Köln. Er standwie immer in der Ringecke, musste aber diesmal nur drei Minuten bangen. Nach dem Kampf stellte sich Wladimir Klitschko, WBO- und IBF-Weltmeister im Schwergewicht, entspannt den Reportern.
Frage: Wladimir, wie haben Sie die drei Minuten am Ring erlebt?
Wladimir Klitschko: Ich habe mir schon ein paar Sorgen gemacht. Solis hat mich überrascht, ich hätte gedacht, dass er Vitali mit unkontrollierten Schlägenbombardieren würde. Aber er hat sehr überlegt und mit Auge geboxt, hatte sehr schnell die Distanz gefunden und hat Vitali ein paar Mal gut getroffen, zwar ohne Wirkung, aber doch sehr gezielt.
Frage: Haben Sie nach dem Niederschlag damit gerechnet, dass es bereits vorbei sein könnte?
Klitschko: Nicht wirklich, denn ein besonders harter Treffer war es ja nicht. Aber ich möchte klarstellen, dass es die Schlagwirkung war, die Solis zum Einknicken gebracht hat. Dass er sich danach eine Knieverletzung zugezogen hat, ist nicht entscheidend. Vitali hat klar gewonnen, deshalb bin ich mit der Leistung meines Bruders auch sehr zufrieden.
Frage: Können Sie den Ärger des Publikums nachvollziehen?
Klitschko: Selbstverständlich, die Menschen zahlen viel Geld, um so einen Kampf zu sehen, und dann ist es nach drei Minuten schon vorbei. Das ist bitter, aber man kann das Vitali nicht ankreiden. Es ist so, wie wir es immer sagen: Im Schwergewicht kann ein Schlag entscheiden. Wann der kommt, weiß niemand. So ist der Sport.
Frage: Nach dem Kampf ist Ihr Bruder zu Solis gestürmt und hat ihn beschimpft, Sie sind dazwischen gegangen. Was war da los?
Klitschko: Mein Bruder war mit Adrenalin vollgepumpt und hat deshalb etwas aggressiv reagiert, weil er dachte, dass Solis simuliert. Er hat ihm ein paar deutliche Worte gesagt. Zum Glück hat der Bruder aufgepasst...
Frage: Sie haben schon vor dem Kampf aufgepasst, waren bei Solis in der Kabine, als diesem die Bandagen gewickelt wurden. Was taten Sie dort?
Klitschko: Es ist üblich, dass ein Mitglied des Teams beim Gegner zuschaut, ob dort auch nicht versucht wird, irgendeinen Unsinn beim Tapen machen. Es gab schon Fälle, wo sich Boxer mit Gips oder anderem harten Material die Fäuste präparierten, um härter schlagen zu können. So etwas muss man ausschließen. Die Gegenseite hat noch versucht, mich daran zu hindern. Das war genauso unsportlich wie das Geschacher mit den Handschuhen vor dem Kampf, als Solis’ Trainer trotz anders lautenden Vertrags plötzlich seine eigenen Handschuhe durchsetzen wollte. Provokationen gehören dazu, aber man muss seine Grenzen kennen. Vitali hat Solis diese aufgezeigt.
Frage: Sie haben sich Anfang Dezember einen Bauchmuskelriss zugezogen und sind immer noch nicht fit. Werden Sie Anfang Juli zum Duell mit WBA-Weltmeister David Haye antreten können?
Klitschko: Das ist der Plan, ja. Ich will Anfang April ins Training einsteigen. Die Zeichen, die die Ärzte mir geben, sind positiv. Ich werde mich dann mit Vollgas vorbereiten, damit ich unseren Traum, alle vier Titel zu vereinen, endlich wahrmachen kann. Als Termine stehen der 25. Juni und der 2. Juli zur Auswahl. Sollte ich es nicht schaffen, wird Vitali einspringen und Haye erledigen. Wir freuen uns schon auf diesen Moment.