Der zweimalige Weltfußballer aus Brasilien wurde nach seinem Wechsel aus Mailand von den Fans von Flamengo begeisternd empfangen.

Rio de Janeiro. Es war wie in der süßlich-schmalzigen Telenovela „Paginas da vida“, die 2006 mit ihren 203 Episoden das ganze Land lahmlegte. Feuerwerk, heiße Rhythmen, Freudentränen, große Emotionen, eben ganz so, wie alle Brasilianer es lieben. Der verlorene Sohn Ronaldinho ist zurück.

Nach wochenlangem Verhandlungspoker spielt der zweimalige Weltfußballer künftig für Flamengo Rio de Janeiro, den beliebtesten Klub am Zuckerhut. Er verspricht Großes. „Die Fans können von mir das Maximum erwarten. Ich bin nach Brasilien zurückgekehrt und spiele für Flamengo, um mein Bestes zu geben“, sagt Ronaldinho, der in einem der sündhaft teuren Grillrestaurants von Rio den neuen Vertrag unterschrieben hat. Er kassiert 600.000 Euro Grundgehalt im Monat.

Bei der offiziellen Vorstellungsparty feierten die Anhänger des Clube Regatas do Flamengo von 1895 ihr Idol. Raketen stiegen in den Himmel, der Samba-Stil Pagode lieferte die passende Untermalung.

Angeblich, sagt Ronaldinho, bekommt Brasilien den Weltstar zurück, der im Trikot des FC Barcelona 2004 und 2005 zum Weltfußballer gekürt wurde und 2006 die Champions League gewann. Zu befürchten steht allerdings, dass ein anderer Ronaldinho dominieren wird: Ein abgeschlaffter Weltstar, der seit Jahren mehr Nachtschwärmer als Ballzauberer ist. Ein Ronaldinho, der seit der verkorksten WM in Deutschland kein Bein auf die Erde bekommt und beim AC Mailand Reservist war.

Ein Indiz für die These von „Ronaldinho II“: Milans Geschäftsführer Adriano Galliani flog höchstpersönlich nach Brasilien, um den Ballartisten, der in der Heimat „Runadschinju“ ausgesprochen wird, von seiner Gehaltsliste zu streichen. Beim Wettbieten zwischen Gremio Porto Alegre, Palmeiras Sao Paulo und Flamengo hatte die grauhaarige Milan-Eminenz einen klaren Favoriten.

Denn der Vizepräsident der Rossoneri besitzt ein Haus im noblen Süden Rios, ist bekennender Flamengo-Fan und strebt weitere Geschäfte mit dem fünfmaligen brasilianischen Meister an. Freundschaftsspiele werden derzeit ausgehandelt, eine gemeinsame Produktlinie ist angedacht.

Reais und Euro rollen schon, bald folgt der Ball. Ronaldo de Assis Moreira hat sich bis zur WM 2014 an Flamengo gebunden, er gibt die Teilnahme an der Endrunde im eigenen Land als letztes Karriereziel aus. „Natürlich hege ich die Hoffnung, dass meine Leistung mich wieder zur Selecao führt“, sagt der Weltmeister von 2002. Zunächst muss er dem „Fla“-Team, das in der vergangenen Saison lange im Abstiegskampf steckte, den Meistergeist von 2009 verpassen.

Unter Nationaltrainer Carlos Dunga war der 92-malige Nationalspieler Ronaldinho ins Abseits geraten. Er hat in der Saison 2009/10 kein Länderspiel bestritten und die WM 2010 in Südafrika verpasst. Auch wenn ihn Mano Menezes jüngst wieder ins Aufgebot berief, gehört die Zukunft jüngeren Stars wie Neymar und Paulo Henrique Ganso.

Das Sommerloch des brasilianischen Fußballs füllt aber ganz alleine Ronaldinho. Da wird auch mal eine Pressekonferenz angesetzt, um zu verkünden, dass es nichts zu verkünden gebe. Zu den Kapriolen des Wechseltheaters gehörte auch, dass Gremio, Ronaldinho erster Profiklub, am vergangenen Freitag bereits sein Stadion für die Rückkehr rüstete. Stunden später wurde alles abgebaut.

Ronaldinhos Bruder Assis, der nach dem Tod des Familienoberhaupts Joao Moreira zunächst ein Vaterersatz und später der engste Vertraute und Berater wurde, führte die Verhandlungen wie eine Versteigerung. Ronaldinho schwirrte derweil durch die Nächte von Rio und Florianopolis.

Damit Ronaldinho sein Bestes nicht nur in Bars und Betten gibt, beorderte ihn Flamengos Trainer Vanderlei Luxemburgo umgehend ins Trainingslager im ländlichen Londrina. Die Strandschönheiten der Copacabana und die Partyzone im Lapa-Viertel sind Tabuzonen. Zumindest vorerst.