Nach verpatztem ersten Lauf und Rang 17 kämpfte sich Maria Riesch nach einer couragierten Leistung auf Platz 2 - knapp hinter Marlies Schild.

Semmering. Nach dem verpatzten ersten Lauf war Maria Riesch noch den Tränen nah, am Ende eines grandiosen Jahres und nach einer großen Aufholjagd hatte die Doppel-Olympiasiegerin allen Grund zur Freude. Beim Nachtslalom am Semmeringer Zauberberg schob sich die Skirennfahrerin am Mittwoch im Schein des Flutlichts mit einem couragierten zweiten Durchgang von Rang 17 noch auf 2 nach vorn – und beschenkte damit auch Papa Siegfried an seinem Geburtstag mit einem Podestplatz.

„Ich habe gewusst, ich musste hier alles riskieren, um weit nach vorne zu fahren“, sagte die Führende im Gesamtweltcup, die nach dem zweiten Lauf die Fäuste ballte und lautstark ihre Freude herausschrie. Beim dritten Saisonerfolg der Österreicherin Marlies Schild trumpfte Junioren-Weltmeisterin Christina Geiger als Dritte mit dem erstenWeltcup-Podestplatz der Karriere groß auf. Marias Schwester Susanne verpasst nach Platz vier im ersten Durchgang durch einen Fehler im zweiten Lauf kurz vor dem Ziel ein besseres Ergebnis als Position 15.

Angefeuert von ihrem Verlobten Marcus Höfl und ihren Eltern zeigte Maria Riesch gewohnte Nervenstärke und gab vor 14 000 Zuschauern Vollgas. Um 2,01 Sekunden verbesserte die 26-Jährige die bis dahin gültige Bestzeit der SchwedinFrida Hansdotter. „Es war eine Überraschung, dass ich so einen Vorsprung hatte im Ziel“, meinte die Doppel-Olympiasiegerin. Am Vortag hatten die Partenkirchenerin als Zweite und Kathrin Hölzl als Dritte bereits die ersten Riesenslalom- Podestplätze vor den Toren Wiens geholt.

Da Freundin und Rivalin Lindsey Vonn aus den USA nach neun Sekunden ein Tor im ersten Slalom-Lauf verpasste, war klar, dass Maria Riesch nach dem erfolgreichsten Jahr ihrer Karriere mit zwei Olympiasiegen als Spitzenreiterin der Gesamtwertung Silvester feiern würde. „Es ist halt schade, weil die Lindsey ausscheidet und null Punkte macht“, sagte die „Sportlerin des Jahres“.

Total frustriert hatte Maria Riesch nach dem groben Schnitzer im ersten Lauf kurz vor dem Ziel noch ihre Handschuhe in den Schnee gepfeffert. „Das ist hart, wenn Du anderthalb Meter vor dem Ziel stehst und Du die Sekunden vor dem inneren Auge vorbeirinnen siehst“, sagte die 26-Jährige. Am Ende dürfte das vergessen gewesen sein.

Nach dem ersten Lauf hatte erst Alpin-Direktor Wolfgang Maier seiner Topathletin wieder ein Lächeln auf das Gesicht zaubern können. „Sie fragte, ob sie noch dabei ist. Da hab' ich gesagt: Natürlich. Bei Viktoria Rebensburg hat man gestern gesehen, was noch möglich ist.“ Die Olympiasiegerin war im Riesenslalom noch von Rang 28 auf neun gefahren, ihre Teamkollegin Maria Riesch vollführte ein noch größeres Kunststück.

Bei der grippegeplagten Vortags-Dritten Kathrin Hölzl war der Akku nach ihrer Energieleistung hingegen leer. Zwar hat sie die Rückenschmerzen wieder unter Kontrolle, doch ihre eitrige Bronchitis verhinderte einen Slalom-Start in Semmering. „Ich gehe davon aus, dass sie am 2. Januar in München fahren kann“, sagte Maier mit Blick auf den Parallel-Slalom auf dem Olympiaberg. (dpa)