In keinem europäischen Land sind die Einnahmen durch Trikotsponsoring so hoch, wie in Deutschland. Durchschnittlich 6,6 Millionen Euro.

Berlin/Hamburg. Die Bundesliga boomt wie nie: Zuschauerrekorde in fast jeder Saison, neue Stars - und auch in Sachen Vermarktung ist die Bundesliga top. Die Wirtschaftskrise scheint am Fußball spurlos vorbei gezogen zu sein. In den europäischen Fußball-Ligen wird mit Trikotsponsoring so viel Geld verdient wie nie zuvor. Die Bundesliga bleibt dabei der lukrativste Wettbewerb auf dem Kontinent, rund 6,6 Millionen Euro haben die 18 deutschen Erstligisten in diesem Jahr im Schnitt eingenommen. Damit generieren Bayern, Schalke, Bremen und Co. mehr als die Konkurrenz im Ausland, wie aus einem Bericht der Sponsoringberatung „Sport+Markt“ hervorgeht. Die Vereine der „zweitplatzierten“ englischen Premier League nehmen durchschnittlich nur 6,4 Millionen Euro vom jeweiligen Geldgeber ein.

Fußball-Boom: Die Bundesliga so stark wie nie?

„Trikotsponsoring ist in der Bundesliga eine Erfolgsgeschichte“, sagt Hartmut Zastrow, Vorstand von „Sport+Markt“. „Vereinstrikots sind für Unternehmen eine Premium-Kommunikationsform.“ In der Summe hat das englische Fußball-Oberhaus die Bundesliga aber abgehängt: Mit insgesamt 128 Millionen Euro floss auf der Insel erstmals seit Veröffentlichung des jährlichen European Jersey Reports mehr Geld als in Deutschland. Die Bundesligisten bringen es zusammen auf 118,5 Millionen Euro. Das sind 10 Millionen mehr als im Vorjahr, aber eben weniger als in England – wobei in der Premier League zwei Teams mehr spielen als in der Bundesliga.

Auch im Vergleich der einzelnen Vereine ist der deutsche Krösus FC Bayern nicht mehr Spitze: Die Münchner erhalten von Sponsor Deutsche Telekom 22 Millionen Euro pro Jahr. In der Saison 2009/2010 reichten noch zwei Millionen weniger zum besten Wert, nun wurde der deutsche Rekordmeister gleich von drei europäischen Top-Adressen überflügelt. Manchester United erhält vom US-Finanzriesen AON 23,6 Millionen Euro pro Jahr, die Standard Chartered Bank überweist denselben Betrag zum FC Liverpool an die Anfield Road. Real Madrid spült das Logo des Wettanbieters bwin auf den Trikots 23 Millionen Euro in die Kassen.

Apropos Wetten: Aufgrund des Werbeverbots für Wettanbieter habe die Bundesliga „derzeit (noch) einen klaren Wettbewerbsnachteil“, so der Report. Dank vieler neuer Engagements – vor allem in Frankreich und Spanien – hat die Sportwettenbranche den finanziellen Einsatz in Europas Top-Ligen um 40 Prozent auf 78,9 Millionen Euro gesteigert.

Das meiste Geld kommt von Banken und Versicherern, 112,5 Millionen Euro investierte die Finanzbranche. Das sind 37 Millionen mehr als noch im Vorjahr. Die Krise wirke offenbar nicht nach. „Noch nie war die Finanzbranche im Fußballsponsoring so stark aufgestellt wie heute“, betont Sponsoring-Analyst Zastrow.

Der große Verlierer unter den sechs besten europäischen Ligen aus England, Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und den Niederlanden ist die Serie A. In der Liga aus dem Land des Weltmeisters von 2006 flossen 8,2 Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Dennoch rangiert Italiens Eliteklasse mit insgesamt investierten 65,9 Millionen Euro auf Rang drei hinter der Premier League und der Bundesliga.