Ziel der Fan-Randale seien ein Funktionär des serbischen Fußballverbands und vor allem Nationaltorwart Vladimir Stojkovic gewesen.

Genua. Ivan Bogdanov, der mutmaßliche Anführer der serbischen Rowdys beim EM-Qualifikationsspiel in Genua, hat politische Motive hinter den Ausschreitungen bestritten. „Ich bin nicht politisch aktiv“, ließ der in Genua inhaftierte Serbe über seinen Anwalt mitteilen, bevor er am Freitag zusammen mit sieben weiteren festgenommenen Hooligans einem Haftrichter vorgeführt wurde.

Ziel der Fan-Randale, bei der 17 Menschen verletzt wurden , seien am Dienstagabend ein Funktionär des serbischen Fußballverbands und vor allem Nationaltorwart Vladimir Stojkovic gewesen. „Er ist in der Jugend von Roter Stern Belgrad groß geworden und dann zu Partisan Belgrad gewechselt. Er hat uns verraten“, gab Bogdanov an.

Dass die Proteste derart ausarten und einen Spielabbruch nach sich ziehen würden, habe er nicht erwartet. Bei den Sicherheitskontrollen vor dem Stadio Marassi seien ihm Feuerwerkskörper und ein Megafon abgenommen worden. „Das hat die Gemüter erregt, im Stadion ist es dann ausgeartet. Mir ist die Situation völlig aus den Händen geglitten“, berichtete der Gelegenheitsarbeiter, der mit einer Zange das Sicherheitsnetz im serbischen Fan-Block zerschnitten und danach Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen hatte.

Schiedsrichter Craig Thomson hatte die wegen der Ausschreitungen bereits mit 35-minütiger Verspätung angepfiffene Partie zwischen Italien und Serbien in der 7. Minute abgebrochen.

„Ich hatte nicht erwartet, dass das Ganze zu einem politischen Fall werden und diplomatische Probleme zwischen Serbien und Italien auslösen würde“, sagte Bogdanov. Er wies außerdem Berichte zurück, wonach er Chef eines radikalen Roter-Stern-Fanclubs sei. Bogdanov und den übrigen inhaftierten Krawallmachern drohen in Italien Haftstrafen von ein bis vier Jahren. Bogdanov strebt einen Vergleich mit der Staatsanwaltschaft an. Demnach würde er in Genua zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, jedoch sofort an Serbien ausgewiesen.

Die serbische Regierung hat indes als Reaktion auf die Vorfälle angekündigt, gegen Hooligans künftig ebenso vorzugehen wie gegen das organisierte Verbrechen. Wie Medien am Freitag vermeldeten, will Belgrad Gerichte dazu ermächtigen, gewaltbereite Anhänger länger als sechs Monate in Untersuchungshaft zu behalten, deren Eigentum zu beschlagnahmen und Kronzeugen anzuhören. Derartige Maßnahmen sind bislang nur bei Prozessen gegen die Mafia vorgesehen.