Die Münchener legten einen historischen Fehlstart hin, Mainz schießt sich in die Geschichtsbücher. Stuttgart und Schalke am Boden.

Hamburg. Historisch erfolgreiche Mainzer und grandiose Dortmunder, spektakulär erfolglose Schalker, Stuttgarter und der FC Bayern. Die Fußball-Bundesliga spielt verrückt und präsentiert sich derzeit so spektakulär und verrückt wie selten zuvor. Und liefert vor allem am Beispiel der Gipfelstürmer des FSV Mainz 05 und ihrer Antipoden aus Gelsenkirchen und Stuttgart ein Programm der Extreme. Thomas Tuchels „Bruchweg-Bande“ stellte mit dem 4:2 gegen 1899 Hoffenheim und dem siebten Sieg im siebten Spiel den Startrekord von Bayern München (1995/1996) und des 1. FC Kaiserslautern (2001/2002) ein. Pikantes Detail: In diesen beiden Spielzeiten wurde am Ende jedoch jeweils Borussia Dortmund Deutscher Meister.

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Knüppeldick kommt es derzeit für Rekordmeister FC Bayern München. Der Titelverteidiger kassierte erstmals seit dreieinhalb Jahren eine Niederlage bei jener Borussia aus Dortmund und ist meilenweit von seinem Saisonziel entfernt. Lucas Barrios (52.) und Nuri Sahin (60.) bescherten dem Tabellen-Zweiten am Sonntagabend vor 80.720 Fans im ausverkauften Signal-Iduna-Park den umjubelten 2:0 (0:0)-Erfolg über das Münchner Starensemble, das einen historischen Fehlstart hinlegte und nach acht Spieltagen bereits 13 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Mainz aufweist.

Der Elf von Trainer Louis van Gaal stehen unruhige Tage bevor, während der BVB seinen Höhenflug nach dem sechsten Bundesliga-Saisonsieg in Serie genießen kann. Eine weitere Pleite konnte Werder Bremen nach der 0:4-Klatsche in der Champions League bei Inter Mailand verhindern. Trotz großer Personalprobleme und eines 0:1-Rückstandes (Patrick Helmes/16.) waren die Hanseaten bei Bayer Leverkusen nach Treffern von Hugo Almeida (54.) und Marko Marin (62.) in der BayArena sogar auf der Siegstraße, ehe Eren Derdiyok (78.) den 2:2-Endstand herstellte.

Ganz am Tabellen-Ende stecken der FC Schalke 04 und der VfB Stuttgart fest. Nach dem 2:1-Sieg in der Europa League bei Odense musste die Elf von Christian Gross am Sonntag mit dem 1:2 gegen Eintracht Frankfurt den nächsten Rückschlag hinnehmen. Theofanis Gekas (18.) und Chris (68.) besiegelten trotz des Anschlusstores von Pawel Pogrebnjak (85.) die sechste Saisonniederlage des VfB. Nach der Länderspielpause muss Stuttgart als Schlusslicht am 16. Oktober zum absoluten Kellerduell beim Tabellen-17. Schalke antreten. Denn auch der Vizemeister findet einfach nicht aus der Krise. Beim 1:2 in Nürnberg kassierte der Revierclub schon die fünfte Saisonpleite. Trainer Felix Magath war an ehemaliger Wirkungsstätte restlos bedient. „Katastrophale Fehler“ machte er in seiner Defensive aus und beklagte mangelnde Konzentration auf Wesentliches: „Ich gehe davon aus, dass einige Spieler in Gedanken schon bei ihren Nationalmannschaften waren.“

Den totalen Kontrast zu den taumelnden Top-Clubs bieten die famosen Mainzer. „Das ist der Wahnsinn hier, ein unbeschreibliches Gefühl“, fasste Lewis Holtby, Torschütze und Vorbereiter gleichermaßen, die Stimmung nach der Fußball-Party gegen Hoffenheim zusammen. Und die Schalker Leihgabe des FSV hat einen neuen Edel-Fan: Joachim Löw. „Ich denke, wenn man das erste Tor sieht, wie er das vorbereitet – das ist schon absolut klasse und das Eintrittsgeld eigentlich alleine wert“, sagte der Bundestrainer ob der Galavorstellung des Super-Technikers bei „Liga total“.

Am nächsten Spieltag kann der HSV in Mainz verhindern, dass der FSV alleiniger Erstliga-Rekordverein wird. Das sei kein Thema, versicherte Tuchel: „Das Umfeld darf sich freuen, wir bleiben auf dem Boden und konzentrieren uns weiter auf das, was wir selbst beeinflussen können.“ Von derartigen Höhenflügen sind die Kölner weit entfernt. „Hier muss jetzt jeder begreifen, um was es geht“, kommentierte Trainer Zvonimir Soldo die vierte Saisonniederlage, mit der laut Lukas Podolski etwas einsetzte, was der letztjährige 10-Millionen-Euro- Rückkehrer und seine Mitstreiter eigentlich zu verhindern gedachten: „Der Abstiegskampf hat für uns schon lange begonnen.“

Michael Frontzecks Mönchengladbacher befreiten sich nur teilweise von dieser Last: Das 1:1 gegen den VfL Wolfsburg war eine Woche nach dem Remis „auf Schalke“ lediglich ein weiterer kleiner Schritt aus der Notlage. Für VfL-Trainer Steve McClaren endete die Serie von drei Siegen abrupt, „wir haben eine Chance verpasst“, sagte er.