LeBron James hat zum ersten Mal den NBA-Titel gewonnen und Dirk Nowitzki als MVP beerbt. Der 27-Jährige glänzte mit einem Triple-Double.
Miami/Köln. Als aus dem Traum Wirklichkeit geworden war, stand der neue König im Konfettiregen, schloss bei der Krönungsfeier den goldenen Schatz in seine Arme und ließ den Gefühlen freien Lauf. „Das ist der schönste Tag meines Lebens“, sagte „King“ LeBron James nach dem ersehnten Gewinn des NBA-Titels, den der Basketball-Superstar zuvor mit einer Gala perfekt gemacht hatte. Wie in der gesamten Serie war James auch beim vierten Sieg über Oklahoma City Thunder der entscheidende Mann. Dass es zum glänzenden Meisterpokal die Trophäe für den wertvollsten Spieler der Finals obendrauf gab, verstand sich von selbst.
Mit einem Triple-Double, also standesgemäß, beendete der Nachfolger von Dirk Nowitzki die wichtigste Saison seiner bisherigen NBA-Karriere. 26 Punkte, 13 Assists sowie 11 Rebounds verbuchte der achtmalige Allstar beim 121:106 vor 20.003 begeisterten Fans in der ausverkauften American Airlines Arena. Gut ein Jahr nach dem Triumph der Dallas Mavericks steigt nach dem 4:1 gegen OKC wieder eine Meisterfeier in Florida, doch diesmal ist James mittendrin.
„Davon habe ich lange geträumt. Auch letzte Nacht und heute. Es wurde auch verdammt nochmal Zeit“, sagte James. Neun Jahre nach seinem Debüt in der besten Liga der Welt hat es James auf den Thron geschafft und dabei nicht nur seine eigenen Dämonen besiegt. James hat mit dem Erfolg auch seine Kritiker widerlegt, die den Ausnahmekönner immer wieder ins Kreuzfeuer genommen hatten. Als König ohne Krone, Showmann und Egoist wurde James bezeichnet. Kein Wunder, dass er im Moment des Triumphes eine gute Portion Genugtuung verspürte.
+++ Miami Heat sichern sich vorzeitig Meistertitel in der NBA +++
„Die Leute haben mich als Egoisten bezeichnet. Und das hat mich getroffen“, gab James zu. Gleichzeitig sei dies der Grund für die Finalniederlage gegen Dallas gewesen. „Ich wollte allen das Gegenteil beweisen. Ich habe gegen mich selbst gekämpft und mit viel Hass gespielt“, sagte James. Merkwürdig gehemmt, unsicher und ohne Vertrauen in die eigene Stärke war der bullige 2,03-Meter-Hüne aus Akron/Ohio gegen Nowitzki und Co. aufgetreten, dazu gab er den schlechten Verlierer.
Doch genau diese Erfahrung war offenbar der Schlüssel zum Cup. Denn „die Niederlage in den Finals“, sagt der dreimalige MVP, „war das Beste, was im letzten Jahr passiert ist“. Tatsächlich ist James diesmal ganz anders an die Sache herangegangen, auf und neben dem Parkett. In Interviews gab er sich betont zurückhaltend und bot keine Angriffsfläche, im Spiel zeigte er seine ganze Klasse. James glänzte nicht nur als Scorer, sondern auch als Vorbereiter. Stürmten zwei OKC-Spieler auf ihn zu, kam der Pass zum freien Mann. James hatte stets die richtige Balance und hat so ziemlich alles richtig gemacht, das zeigen allein die Zahlen.
Als erster Spieler seit Tim Duncan (2003) hat James im entscheidenden Spiel einer Finalserie ein Triple-Double geholt. 15 Mal in Folge erzielte der selbst ernannte „Auserwählte“ in der Meisterrunde mindestens 25 Zähler. Als erster NBA-Profi schaffte James, der bei seiner ersten Finalteilnahme 2007 mit seinem Heimatklub Cleveland Cavaliers an den San Antonio Spurs (0:4) gescheitert war, in der K.o-Runde mehr als 650 Punkte, 200 Rebounds und 100 Assists.
Die beeindruckende Bilanz war aber nur möglich, weil James seiner Mission alles andere unterordnete. So lag sein Twitter-Account fast drei Monate brach. „Ich glaube, ich habe am 27. April zuletzt einen Tweet geschrieben. Ich wollte mich einfach voll und ganz auf die Meisterschaft konzentrieren“, entschuldigte sich James auf seiner Homepage per Videobotschaft bei den Fans. Anschließend zeigte er auf seine neue Meisterkappe: „Und wie ihr sehen könnt, bin ich ein Champion.“
Charles Barkley, früher selbst ein NBA-Star und heute TV-Experte, lobte James in allerhöchsten Tönen. „Ich vergleiche normalerweise niemanden mit Michael Jordan. Aber wenn er erstmal drei, vier Ringe geholt hat, kommt er nah dran“, sagte der Fachmann. James selbst wollte sich im Gespräch mit den Journalisten nicht bewerten: „Das müsst ihr machen. Ich bin Champion. Das ist alles, was zählt.“