Boxer beklagen Zahlungsverzug, sogar von Veruntreuung ist die Rede. Rechtsstreit mit Vorgänger Kohl sorge für Verzögerungen, sagt Kluch
Hamburg. Waldemar Kluch hatte einen Traum, als er im Sommer vergangenen Jahres Alleingesellschafter des Profiboxstalls Universum wurde. Der 53-Jährige wollte die einstige Weltmeisterschmiede zu altem Glanz zurückführen. Dieses Ziel droht nach den Entwicklungen der vergangenen Tage ein Traum zu bleiben. Kluch muss nicht nur den Abgang seines wichtigsten Mitarbeiters, Cheftrainer Michael Timm, befürchten, sondern sieht sich auch schweren Vorwürfen ausgesetzt.
Eine Reihe von Sportlern soll seit Wochen auf ihre Kampfbörsen oder Teile derselben warten. Besonders pikant ist dabei der Fall Sebastian Zbik. Der Mittelgewichtler hatte am 13. April in Oberhausen gegen WBA-Champion Felix Sturm verloren. Zbiks Börse für den Kampf, geschätzte 250 000 Euro, soll Sturm fünf Tage zuvor auf ein Treuhandkonto überwiesen haben. Bei Zbik ist jedoch nichts angekommen. Der Vorwurf, Kluch habe das Geld für die Bezahlung anderer Kämpfer verwendet, steht im Raum. Erweist er sich als zutreffend, wäre möglicherweise der Straftatbestand der Veruntreuung erfüllt. Zbik hat Kluch über seinen Rechtsanwalt eine letzte Zahlungsfrist bis Anfang dieser Woche eingeräumt. Verstreicht diese folgenlos, will er sich öffentlich äußern.
Kluch räumte im Gespräch mit dem Abendblatt teilweisen Zahlungsverzug bei mehreren Sportlern ein, will aber von grundsätzlichen Problemen nichts wissen. "Kein Sportler muss Angst haben, sein Geld nicht zu bekommen. Wir sind bislang allen unseren Pflichten nachgekommen und werden das auch weiterhin tun", sagt er. Der Verzug liege in dem noch immer nicht abgeschlossenen Verkaufsprozess begründet. Seit Monaten streitet Kluch mit dem früheren Universum-Chef Klaus-Peter Kohl über einige Modalitäten des Verkaufs, unter anderem soll es um Differenzen in der Kaufsumme von bis zu zwei Millionen Euro gehen. "Wenn die Sache geklärt ist, was hoffentlich in dieser Woche passiert, werden alle Boxer ihre Börsen erhalten", sagt Kluch.
Mit viel Elan versucht Kluch seit Monaten, das auf rund zehn Boxer und zwei Trainer verschlankte Team für einen neuen TV-Partner aufzuhübschen.
Der Vertrag mit dem ZDF war im Juli 2010 ausgelaufen. Nachdem Kohl keinen Nachfolger gefunden hatte, übergab er die Geschäfte an Kluch. Zuletzt hatte Universum mit zwei hochkarätigen Kampfabenden im Januar und im April positive Signale gesendet. Das Problem: Solange kein Sender adäquate Finanzierung garantiert, sind Kampfabende dieser Güte, bei denen mehrere Exweltmeister im Ring standen, nicht zu finanzieren.
Kluch möchte nun einen klaren Schlussstrich ziehen und Kohl sowie dessen Schwiegersohn Dietmar Poszwa, der früher in der Universum-Geschäftsleitung arbeitete, aus dem Boxgeschäft ausschließen. Noch immer halten Kohl und Poszwa, die sich öffentlich seit Monaten nicht mehr zur Sache äußern, Anteile an Erfolg versprechenden Athleten wie Schwergewichtler Denis Boytsov, zudem sind sie weiterhin in die TV-Vermarktung eingebunden. Dies erschwert die Arbeit für Kluch, zumal der eigens für letzteren Bereich verpflichtete Berater Peter Hanraths nicht tätig werden kann.
Den Vorwurf, er habe die Übernahme der Geschäfte bei Universum zu hektisch vorangetrieben, sich nicht ausreichend mit dem Vertragswerk befasst und sei deshalb wie ein Naivling von den Entwicklungen überrollt worden, nimmt Kluch in Teilen an. "Ich hätte mich viel intensiver über den wahren Zustand der Firma informieren müssen. Ich habe Herrn Kohl zu sehr vertraut, hätte die Zusagen genauer prüfen müssen", gibt er zu, "dennoch gibt es keinen Grund, um für die Zukunft schwarzzusehen." Es gibt einige, die derlei Worte nicht mehr glauben und Kluch Realitätsferne unterstellen. Klar ist: Wenn ein überaus loyaler Mann wie Timm, Herz und Seele des Unternehmens, lieber ins Amateurlager zurückkehrt, muss einem die Zukunft Universums schon Sorge bereiten.