Ungeachtet der Proteste fährt seit Freitag die Formel 1 in Bahrain

Sakhir. Seit Freitag ist die Rennstrecke in Bahrain endgültig ein Hochsicherheitstrakt. Ordner untersuchen jedes Auto mit Unterbodenspiegeln, Kofferräume und Wageninneres werden minutenlang inspiziert. Wenige Meter entfernt verfolgt ein vor einem schwarzen Panzer stehender Soldat die Szene, finster dreinschauend, mit einem Maschinengewehr im Anschlag. An den Eingangstoren müssen sich Besucher, Medienvertreter und Offizielle Leibesvisitationen unterziehen, wie sie selbst an US-Flughäfen nicht üblich sind. Alles, was im Ansatz gefährlich wirkt, wird konfisziert. Selbst Kugelschreiber werden einbehalten.

Obwohl die Opposition angekündigt hat, beim Großen Preis am Sonntag (14 Uhr/RTL und Sky live) 50 Aktivisten unters Publikum zu mischen, ist der Innenraum der Rennstrecke in der Wüste wohl aktuell der sicherste Ort in Bahrain. Gefährlicher scheinen dafür die Wege zur Strecke und zurück zu sein. An jeder Kreuzung ein Polizeiauto mit Blaulicht, an mehreren Straßensperren werden Autos schon vor dem Erreichen der Strecke durchsucht. Von der zunächst ausgegebenen Taktik, dass man die Sicherheit spüren, aber nicht sehen solle, ist die Polizei offenbar abgerückt.

Doch nur 24 Stunden nach den vier Mechanikern des Rennstalls Force India wurden auch zwölf Angestellte des Sauber-Teams Zeugen von gewalttätigen Auseinandersetzungen. Auf dem Weg zurück ins Hotel hatten sie gegen 20.50 Uhr Ortszeit Feuer auf dem Mittelstreifen und Vermummte gesehen, die über die Fahrbahn liefen. Angesichts der Vorfälle erscheinen die jüngsten Äußerungen von Bernie Ecclestone unglaublich taktlos. "Was wir wirklich brauchen, ist ein Erdbeben oder etwas in dieser Art, damit ihr darüber schreiben könnt", sagte der Formel-1-Promoter den Journalisten, denen er vorwarf, sich zu sehr auf die Themen abseits der Strecke zu stürzen und sogar Dinge zu erfinden. Auch Force India kritisierte der 81-Jährige in unangemessener Form. Er zeigte kein Verständnis für den Verzicht aufs zweite freie Training. Den hatte das Team nach der Abreise eines Daten-Ingenieurs und eines Funkspezialisten beschlossen, damit alle Teammitglieder vor Anbruch der Dunkelheit ihre Unterkunft erreichten.

Ecclestone spottete, er habe persönlich angeboten, mit Teammitgliedern mitzufahren, und stellte krude Mutmaßungen an: "Ich weiß nicht, ob sie aus irgendeinem Grund ein Ziel waren. Ich hoffe nicht, denn kein anderes Team scheint ein Problem zu haben." Sollte es doch ein gezielter Angriff auf Force India gewesen sein, "hat das vielleicht nichts damit zu tun, dass wir in diesem Land sind", mutmaßte der Brite: "Vielleicht ist es etwas ganz anderes."

Der stellvertretende Force-India-Teamchef Bob Fernley hatte erklärt, er selbst fahre künftig immer "erst dann in mein Hotel, wenn ich überprüft habe, ob alle anderen sicher angekommen sind. Wir werden dafür Sorge tragen, dass alle okay sind."