Einen kompletten Medaillensatz hat die Biathlon-Weltmeisterin in der Tasche, drei weitere sollen folgen. Die Männer wollen nachziehen.

Ruhpolding. Magdalena Neuner rockt Ruhpolding, und auch die Männer wollen endlich den Takt vorgeben. In der Loipe sammelte die Rekord-Weltmeisterin bei ihrer Abschiedstour mit Gold, Silber und Bronze bereits einen kompletten Medaillensatz ein. Und selbst auf der Bühne zeigte die Rekord-Weltmeisterin Star-Qualitäten. Beim Familienabend im deutschen Haus nahm die 25-Jährige das Mikrofon in die Hand und gab ein Lied nach dem anderen zum Besten. Die Männer hielten sich dagegen zurück, singen wollte außer Trainer Fritz Fischer keiner. Dessen Schützlinge Arnd Peiffer & Co. wollen lieber am Dienstag im Einzel für Schlagzeilen sorgen – die erste WM-Einzelmedaille ist das angestrebte Ziel.

Magdalena Neuner genießt derweil ihre letzten Rennen auf heimischem Boden. Von Anspannung oder Stress ist bei ihr nichts zu sehen. „Ich habe noch nie so eine tolle Stimmung wie hier erlebt“, sagte die Wallgauerin nach ihrem Silber-Coup in der Verfolgung. Wie gelöst und locker sie ist, zeigte sie im deutschen Haus. Als die Band Gaudi Harmonie um ein Ständchen bat, ließ sich Magdalena Neuner nicht lange bitten. Mit ihrer Zimmerkollegin Miriam Gössner schmetterte sie zahlreiche Hits – egal ob „Skifoan“ von Wolfgang Ambros oder „Ein Kompliment“ von den Sportfreunden Stiller, das Duo Neuner/Gössner war gemeinsam mit den Background-Sängerinnen Andrea Henkel und Franziska Hildebrand textsicher.

Topfavoritin Neuner gewinnt Sprint-Gold

Die bisher enttäuschenden Männer wollen endlich den Bann brechen. Das schwerste Rennen der WM über 20 Kilometer (15.15 Uhr/ARD und Eurosport) nimmt neben den bereits im Sprint und der Verfolgung eingesetzten Peiffer, Andreas Birnbacher und Simon Schempp auch Michael Greis in Angriff. Der dreimalige Olympiasieger erhielt den Vorzug vor Florian Graf und Daniel Böhm. „Unser Ziel ist eine Medaille. Der Titel wäre natürlich etwas Besonderes, aber wir freuen uns auch über Silber oder Bronze“, sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang.

Feiern will Magdalena Neuner wieder am Mittwoch im Einzel über 15 Kilometer. Das ist das einzige WM-Gold, welches ihr noch fehlt. „Das ist ein ganz großer Traum von mir, diesen Titel zu holen“, erklärte die Wallgauerin. In der zweiten Woche will sie ihre selbstgesteckte Vorgabe von sechs Medaillen erfüllen: „Die halbe Miete habe ich ja schon. Jetzt können die nächsten drei kommen.“

Noch sechsmal geht Neuner in die Loipe – dann ist ihre einmalige Karriere Geschichte. Während seit Wochen über die Zukunfts- und Konkurrenzfähigkeit des deutschen Biathlons ohne seine weltweit beliebte Strahlefrau diskutiert wird, sieht die Sportlerin des Jahres alles andere als schwarz. „Ich glaube, im deutschen Team wird sich was tun. Wir sind viel besser aufgestellt als viele sagen“, meinte sie in ihrer gewohnt optimistischen Art.

Ihre Nachfolgerin im deutschen Lager hat Magdalena Neuner auch schon ausgemacht. „Ich persönlich setze ja voll auf die Miri Gössner. Ich weiß, was sie für ein Potenzial hat und ich glaube, dass sie nächstes Jahr angreifen und der Darja Domratschewa das Leben schwer machen kann“, meinte die 25-Jährige. Potenzial hat Miriam Gössner unbestritten, doch bisher blitzte es immer nur sporadisch auf. Auch bei der Heim-WM in Ruhpolding war Gössner bisher mit den Plätzen 37 und 22 weit weg von den Top Ten. Ob sie auch nur annähernd in die Sphären einer Magdalena Neuner vorstoßen kann, halten viele für fraglich.

(dpa/ abendblatt.de)