Dereck Chisora hatte sich im Anschluss an seinen WM-Kampf gegen Vitali Klitschko mit seinem britischen Landsmann David Haye geprügelt. Der Verband sprach von einem der schlimmsten Verhalten eines Profiboxers, die es jemals gegeben habe.

London. Hohe Strafe für den Skandal-Boxer: Der Weltverband WBC hat den Briten Dereck Chisora auf unbestimmte Zeit gesperrt, nachdem er sich im Anschluss an seinen WM-Kampf gegen Vitali Klitschko mit seinem Landsmann David Haye geprügelt hatte. Zudem wird der Boxer zu einer „beträchtlichen Geldstrafe“ verdonnert, wie der Verband am Dienstag bekannt gab. Über die Höhe der Strafe werde aber erst nach einer Anhörung entschieden. Das Fehlverhalten Chisoras sei eines der „schlimmsten aller Zeiten im professionellen Boxen“, urteilte der Verband.

Chisora hatte nach der deutlichen Punkt-Niederlage gegen Klitschko am 18. Februar in München auf der anschließenden Pressekonferenz für einen Eklat gesorgt, als er sich mit dem Profi-Boxer Haye zunächst einen verbalen Schlagabtausch und dann eine wüste Prügelei lieferte. Am folgenden Tag wurde der 28-Jährige von der Polizei verhört.

Beim Kampf gegen Vitali hatte Chisora auch dessen Bruder Wladimir ins Gesicht gespruckt. Vor dem Fight am Wochenende gegen Jean-Marc Mormeck haben die Klitschkos die Vorfälle der Skandalnacht noch nicht vergessen. „Was in München passiert ist, das Benehmen von Chisora vor, während und nach dem Kampf, schmeckt mir immer noch nicht. Mein Ego ist ziemlich geknickt. Es wird Konsequenzen geben, aber das ist nicht meine Aufgabe“, sagte Wladimir Klitschko und richtete seinen Blick auf den Kampf am Sonnabend in der Düsseldorfer Fußball-Arena. 240 Tage nach seinem letzten Kampf gegen Haye in Hamburg steigt er dann zum 60. Mal in den Ring und strebt seinen 50. K.o.-Sieg an. „Ich bin wieder da und für die Herausforderung bereit. Ich habe immer noch Hunger. Ich bin immer noch nervös vor dem Kampf. Ich nehme das Duell nicht auf die leichte Schulter“, ergänzte der Ukrainer.

Das große Ballyhoo blieb aus beim verbalen Aufeinandertreffen zwischen Klitschko und Mormeck aber aus. Es herrschte eine fast schon ungewohnte Ruhe im InterContinental Hotel in Düsseldorf. Nach der Prügelei auf der PK zwischen Chisora und Haye wurden diesmal ruhigere Töne angestimmt. Für mindestens einen sensationslüsternden TV-Reporter war das sogar langweilig.

Ursprünglich hätte der Kampf um die WM-Titel der Boxverbände IBF, WBO und WBA bereits am 11. Dezember vergangenen Jahres stattfinden sollen. Doch ein drei Gramm leichter Nierenstein hatte damals den 110 Kilogramm schweren „Dr. Steelhammer“ in die Knie gezwungen. Eine Operation war unumgänglich.

Nun soll dem Kampf am Sonnabend nichts im Wege stehen. Und irgendwie kommt Mormeck dem Klitschko-Lager gerade recht, nachdem es auch noch Inszenierungsvorwürfe im Zuge des Eklats um Chisora gegeben hatte. Pöbeleien sind von Mormeck nicht zu erwarten, als „Bad Boy“ taugt der 39-Jährige wahrlich nicht. Mormeck, der vor seinem 41. Profikampf steht (bislang 36 Siege), ist ein höflicher Mensch. „Wladimir ist ein großer Boxer – von seiner Größe, aber auch in anderer Hinsicht. Er hat keine Schwächen. Meine Aufgabe wird darin bestehen, doch welche zu finden“, sagte der auf Guadeloupe geborene Mormeck, der auch häufig als TV-Experte auftritt.

Dass Mormeck dem ukrainischen Champion gefährlich würden könnte, glaubt niemand. Der frühere Cruisergewichts-Weltmeister ist 17 Zentimeter kleiner und 13 Kilo leichter als Klitschko. Bei seinen vier Niederlagen ging „The Marksman“ zweimal k.o., am Sonnabend soll - so sieht der Klitschko-Plan aus – der dritte folgen.

So dürfte die Aufgabe für Klitschko nicht allzu schwer sein, auch wenn er den Franzosen über den grünen Klee lobt: „Es ist wahnsinnig schwer, gegen einen Boxer zu kämpfen, der viel kleiner ist. Das macht den Job nicht leichter. Wenn man sieht, wie er wirkt, spricht, guckt und geht, dann spricht das für sich. Er hat den Willen, der erste Schwergewichts-Champ aus Frankreich zu werden.“ Immer wieder verglich das Klitschko-Lager den Franzosen mit dem früheren Champ „Iron“ Mike Tyson.

Nach dem Kampf gegen Mormeck muss „Super-Champion“ Klitschko dann abwarten, ob Alexander Powetkin oder Hasim Rahman den „normalen“ WBA-Titel trägt. Der Sieger dieses Duells ist für einen Kampf gegen Wladimir vorgesehen. Großes Interesse hat Klitschko daran aber nicht: „Ich bin nicht hungrig auf diesen Titel und ich glaube, Powetkin freut sich auch nicht, ihn haben zu dürfen. Es war nicht meine Entscheidung, aus einem Gürtel zwei Titel zu machen.“

Kaum hatten die beiden Boxer ihre Nettigkeiten ausgetauscht, ging auch schon ein Glastisch zu Bruch – versehentlich. Klitschko und Mormeck hatten damit nichts zu tun. Aber immerhin wurde es zum Abschluss doch noch laut.

Mit Material von dapd, dpa und sid