Im Weserstadion verlieren Claudio Pizarro und Co. mit 0:1, weil Nürnberg eiskalt zuschlug und den Gastgebern die Cleverness fehlte.

Bremen. Werder Bremen hat im Kampf um die Europa-League-Qualifikation einen herben Rückschlag erlitten. Gegen einen kampfstarken und defensiv glänzend organisierten 1. FC Nürnberg kassierten die Hanseaten, vor einer Woche noch verdienter 3:1-Sieger im Nordderby beim Hamburger SV, eine nicht einkakulierte 0:1 (0:0)-Niederlage und konnten sich vom sechsten Tabellenplatz nicht weiter nach vorne schieben. Die Gäste hingegen verbesserten sich vom 13. auf den zehnten Rang.

Vor 40.204 Zuschauern erzielte Alexander Esswein in der 65. Minute den Treffer des Tages. Der Mittelfeldspieler entzog sich geschickt gleich zwei Bremer Abwehrspielern und war mit einem Flachschuss aus kurzer Distanz erfolgreich. Für die Bremer war es die zweite Heimniederlage, vor eigenem Publikum haben sie in der Rückserie noch kein Spiel gewonnen.

Über weite Strecken der Begegnung dominierten die Platzherren zwar zumeist das Geschehen, bissen sich aber an der gut gestaffelten Defensive der Franken die Zähne aus. Die Mannschaft von Trainer Dieter Hecking stand sehr tief, dennoch geriet das Tor der Nürnberger nicht sehr oft in Gefahr.

Die beste Einschussmöglichkeit hatte vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer aus Berlin der junge Mittelfeldfeldspieler Tom Trybull, der in der siebten Minute aus 18 Metern Entfernung knapp über die Querlatte schoss. Fünf Minuten später gelang den Gästen eine erste gute offensive Aktion, die Esswein mit einem nicht ungefährlichen Schuss aus spitzem Winkel abschloss. Jens Hegeler verfehlte in der 29. Minute mit einem Flachschuss das Werder-Gehäuse.

Doch die Feldvorteile lagen auch in der Folgezeit bei den Norddeutschen, ihnen fehlte jedoch beim finalen Pass in den meisten Fällen die Präzision. Plötzlich hatte dann der FCN die Riesenchance zum 0:1: Tomas Pekhart zwang Torwart Tim Wiese in dessen 250. Bundesligaspiel mit einem Kopfball zu einer spektakulären Parade (38.). Kurz darauf hätte der Peruaner Claudio Pizarro (43.) beinahe für Werder seinen 16. Saisontreffer erzielt.

Mittelfeldspieler Hanno Balitsch holte sich beim Club schon früh die fünfte Gelbe Karte und muss somit am kommenden Wochenende im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach pausieren. Zum fünften Mal verwarnt wurde in der Schlussphase auch Werder-Kapitän Clemens Fritz.

Nach dem Seitenwechsel versuchten die Norddeutschen vergeblich, mit überfallartigen Angriffen einen Führungstreffer zu erzwingen. In der 47. Minute wehrte Torwart Raphael Schäfer einen Distanzschuss von Marko Marin zur Ecke ab, 120 Sekunden später traf Pizarro den linken Außenpfosten. Um noch mehr Druck zu entwickeln, wurde der zweikampfschwache Markus Rosenberg in der 56. Minute durch den zuletzt treffsicheren Österreicher Marko Arnautovic ersetzt. Doch mehr als eine weitere gute Einschussmöglichkeit für Marin (62.) sprang zunächst nicht heraus.

In der Nachspielzeit drückte Werder noch vehement auf den Ausgleich, Adam Hlousek rettete auf der Linie gegen Pizarro. Fast schon mit dem Abpfiff prüfte zudem FCN-Profi Markus Feulner den eigenen Torhüter mit einem Kopfball.

Fritz sowie der quirlige Marin, auf dessen Ideen die Mitspieler zu selten eingingen, waren die besten Akteure aufseiten des Teams von Coach Thomas Schaaf. Bei den Nürnbergern zeichneten sich Torschütze Esswein und Innenverteidiger Philipp Wollscheid besonders aus. (sid)

Das Spiel im Liveticker:

90.+4. Minute: Schlusspfiff! Werder verliert zu Hause gegen Nürnberg 0:1!

90.+3 Minute: Rudelbildung im Nürnberger Strafraum! Sokratis regt sich tierisch auf, weil Schäfer ihn am Boden liegend am Fuß gezogen hatte. Der Grieche hatte versucht, dem Torhüter den Ball aus den Händen zu spitzeln. Schäfer sieht die Gelbe Karte wegen Meckerns.

90.+1 Minute: Tumultartige Szene in Bremen! Erst will Pizarro mit einer Schwalbe einen Elfmeter herausholen, dann kommt er aus kurzer Distanz zum Abschuss, doch Hloussek klärt auf der Linie.

90. Minute: Eckball für Werder Bremen! Tim Wiese eilt mit nach vorne. Der Ball kommt hinein, Wiese macht sich lang, doch Schäfer kommt vor ihm mit der Faust an den Ball.

89. Minute: Alexander Esswein, der Torschütze, verlässt den Platz, für ihn ist nun noch Christian Eigler auf dem Feld.

88. Minute: Nur noch wenige Minuten bleiben den Bremern, um vielleicht wenigstens einen Punkt zu holen. Eine echte Schlussoffensive ist bei Werder aber nicht zu erkennen. Drei Minuten werden nachgespielt ...

83. Minute: Ein weiterer Wechsel auf Seiten der Nürnberger. Hegeler verlässt das Feld, für ihn kommt Didavi.

74. Minute: Wechsel auf beiden Seiten! Almog Cohen kommt bei Nürnberg für den gelbverwarnten Hanno Balitsch, bei Werder ist Niclas Füllkrug für Zlatko Junuzovic gekommen.

69. Minute: Ignjovski ist auf Bremer Seite für Trybull in die Partie gekommen.

65. Minute: TOR FÜR DEN 1. FC NÜRNBERG! Jetzt ist es passiert. Einen Konter schließen die Franken eiskalt ab. Hanno Balitsch gibt den Ball scharf nach innen, wo Pekhart durchlässt für Alexander Esswein, der nur noch einschieben muss.

62. Minute: Noch eine ganz dicke Chance für die Bremer! Pizarro hat am Strafraum Ruhe und Übersicht und legt per Drehung gekonnt ab zu Marin, der völlig frei steht und aus 14 Metern übers Tor schießt. Da konnte man von einer 100%igen Gelegenheit sprechen.

59. Minute: Rudelbildung im Nürnberger Strafraum! Marko Marin, der im fußballerischen Sinne nicht gerade als bodenständig gilt, geht zu Boden. Sowohl Philipp Wollscheid, als auch Marin hatten zuvor geklammert. Kein Strafstoß ist die richtige Entscheidung.

56. Minute: Markus Rosenberg, der zumindest bemüht gespiet hat, verlässt den Platz. Dafür kommt Marko Arnautovic, der schon vor seinem ersten Ballkontakt mit gewöhnungsbedürftiger neuer Frisur auffällt.

49. Minute: Riesenchance für Pizarro! Markus Rosenberg wird im Strafraum noch am Torschuss gehindert, doch Pizarro stochert nach, erkämpft den Ball und schließt aus spitzem Winkel ab. Der Ball landet am linken Außenpfosten. Pech!

46. Minute: Weiter geht's!

45. Minute: Halbzeit in Bremen!

43. Minute: Aus dem Nichts fast die Bremer Führung durch Pizarro! Der Ball kommt halbhoch in den Strafraum, der Peruaner nimmt das Leder in der Luft mit einem Fuß an und zwirbelt den Ball mit dem Außenrist gen Tor. Ein paar Zentimeter fehlen zum 1:0.

38. Minute: Werder hat die Struktur im Spiel in den vergangenen Minuten völlig verloren. Jetzt spielt nur noch der Club und kommt zu Chancen. Esswein bringt den Ball hinein, Pekhart schließt schnell ab und Tim Wiese im Bremer Tor muss eine Glanzparade auspacken, um den Rückstand zu verhindern.

29. Minute: Tolle Chance für die Nürnberger! Pekhart legt den Ball am Strafraum per Brust ab zu Hegeler, der aus 18 Metern knapp am Tor vorbeizieht.

25. Minute: Der Ball war drin, doch zuvor hatte Schiedsrichter Felix Zwayer schon abgepfiffen – Abseits! Marko Marin hatte den Ball aus der Mitte toll zu Claudio Pizarro durchgesteckt, der vollendet, aber zuvor einen halben Meter zu weit vorne stand.

20. Minute: Das Engagement in der Partie wird auch dadurch deutlich, dass in Bremens Zlatko Junuzovic nun der zweite Spieler die Gelbe Karte nach Foulspiel sieht.

17. Minute: Zwei engagierte Teams treffen bislang aufeinander. Bremen versucht das Tempo zu diktieren, doch Nürnberg spielt vor allem über Alexander Esswein munter mit.

11. Minute: Nürnberg geht in den ersten Minuten aggressiv zu Werke. Viele Grätschen, hart geführte Zweikämpfe – das scheint die Devise gegen offensivfreudige Bremer zu sein.

7. Minute: Erste Schusschance für die Bremer, die sofort den Ton angeben, durch Trybull aus 18 Metern, doch der Youngster verzieht übers Tor.

5. Minute: Nürnbergs Hanno Balitsch geht gleich rustikal zu Werke und holt sich nach böser Scherengrätsche die Gelbe Karte ab. Es ist seine fünfte Verwarnung und somit fehlt er im kommenden Spiel.

2. Minute: Erste gefährliche Szene im Nürnberger Strafraum, als Sokratis in einen Freistoß hineinspringt, doch dabei am Fünfmeterraum Schlussmann Raphael Schäfer behindert. Freistoß!

1. Minute: Los geht's! Die Partie im Bremer Weserstadion läuft ...

Vor dem Spiel: Bei Werder Bremen wächst nach dem 3:1-Derbysieg beim HSV vergangene Woche der Glaube an die Rückkehr auf die Europacup-Bühne. „Wir können uns große Hoffnungen machen, in den internationalen Wettbewerb zurückzukehren“, sagte Klubchef Klaus Allofs vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg. Allofs sieht gar noch Chancen, in das Rennen um die Champions-League-Plätze einzugreifen. „Man weiß nie, was da oben passiert. Wir müssen bereit sein“, sagte Allofs. Derzeit liegen die Bremer mit 36 Punkten acht Zähler hinter Schalke 04, dem Tabellen-Vierten. In dieser Saison könnte bereits Platz sieben zur Teilnahme am internationalen Geschäft genügen. Auch Trainer Thomas Schaaf sieht Werder auf einem guten Weg: „Wir nähern uns unserem Fußball immer mehr an.“ Er ermahnte sein Team indes, dass Nürnberg defensiver als der HSV stehen und weniger Räume preisgeben werde. „Wir müssen jetzt dran bleiben“, sagte Schaaf.

Der Trainer des 1. FC Nürnberg, Dieter Hecking, ist von einem Überraschungssieg heute überzeugt. „Warum sollten wir nicht gewinnen?“, fragte er, um die Antwort sogleich selbst zu liefern: Bremen habe eine junge, laufstarke Mannschaft, die von der Euphorie lebe, „aber sie hat Schwächen in der Rückwärtsbewegung“, wie Hecking erkannte. „Gelingt uns ein Sieg, wäre das ein richtiger Befreiungsschlag, um den Abstand auf die Abstiegsränge weiter zu vergrößern.“ Nürnberg hat als Zwölfter momentan sieben Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.

Die Aufstellungen:

Bremen: Wiese – Fritz, Affolter, Sokratis, Hartherz - Bargfrede – Junuzovic, Trybull – M. Marin – Rosenberg, C. Pizarro

Nürnberg: R. Schäfer – Feulner, Maroh, Wollscheid, Hlousek - Balitsch, Simons – Chandler, Hegeler, Esswein – Pekhart

Schiedsrichter: Felix Zwayer