Am Mittwoch steht in Basel das wegweisende Achtelfinal-Hinspiel der Münchner an. Nach den Enttäuschungen in der Liga ist ein Sieg Pflicht.

München. Jupp Heynckes hatte eine „knallharte Analyse“, Philipp Lahm „viele Gespräche“ gefordert: Knapp 63 Stunden hat Bayern München, um für das besorgniserregende Remis bei Tabellenschlusslicht Freiburg bis zum Abflug nach Basel am Dienstagvormittag Erklärungen zu suchen – vor allem aber Lösungen zu finden. Vor dem wegweisenden Spiel im Achtelfinale der Champions League beim FC Basel am Mittwoch (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) gab es intern offenbar so viel zu bereden, dass sogar der obligatorische Medientermin vor Spielen der Königsklasse am Montag ausfiel.

Es herrschte buntes Treiben am Montagmorgen an der Säbener Straße. Autos kamen, Autos fuhren, obwohl das nicht-öffentliche Training erst für 15 Uhr angesetzt war. Die „schrillenden Alarmglocken“, die Sportdirektor Christian Nerlinger angekündigt hatte, konnte man zwar nicht hören, aber erahnen. Offiziell präsentieren die Bayern nach außen Ruhe vor dem Sturm, intern aber geht die Angst um, die Saison schon jetzt vollkommen zu „verbaseln“.

Dantes Wechsel zum FC Bayern wird immer konkreter

Ein Ausrutscher beim 14-maligen Schweizer Meister – und es wird ungemütlich. Für die Spieler, und irgendwann auch für Heynckes. „Es macht mir Sorge“, hatte Kapitän Lahm kurz nach dem Abpfiff im Breisgau zugegeben und diese wohl auch intern kundgetan. Nicht nur er sei nach dem „blutleeren“, an Arbeitsverweigerung grenzenden Auftritt gefragt, „sondern jeder Einzelne“, sagte der 28-Jährige. Im „kicker“ forderte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Montag „Verbissenheit und die Charaktereigenschaft, dass die Mannschaft bereit ist, sich zu quälen“. Denn anders, so analysierte auch Lahm treffend, „haben wir in Basel keine Chance“.

Es grenzt fast an Ironie, dass Rummenigge pünktlich zum Tiefpunkt der Saison seine Mannschaft beinahe auf Augenhöhe mit den spanischen Vorbildern aus Barcelona und Madrid sieht: „Das müssen wir nun beweisen. Jetzt geht’s los“, sagt der 56-Jährige beschwörend. Mit Blick auf den Traum vom möglichen Heimfinale am 19. Mai. Eine Lösung für den Weg aus der bayerischen Existenzkrise hat aber auch er nicht.

Woher auch? Selbst Jupp Heynckes, der als einfühlsamer Retter die Antwort auf General van Gaal sein sollte, verzweifelt trotz über 30-jähriger Trainererfahrung momentan am Puzzle voller prominenter Einzelspieler. Eine Rochade, wie sie der 66-Jährige nach der „katastrophalen ersten Halbzeit“ (Lahm ) in Freiburg versuchte, bringt wenig. Inzwischen zweifelt Manager Nerlinger, der im Winter angesichts der dominanten Vorrunde bewusst auf Transfers verzichtet hatte, sogar an der „nötigen Spielanlage, um überzeugend und dominant zu spielen.“

Der Kredit der ersten Saisonhälfte droht schon vor dem in allen drei Wettbewerben entscheidenden Monat März verspielt zu werden, sollten Heynckes’ Gespräche nicht fruchten. „Jetzt kommt aber ein anderer Wettkampf, das ist gut“, sagte Lahm. Ohne „Leidenschaft, Einstellung, Aggressivität, Laufbereitschaft“ (Nerlinger) droht die auf Europas Bühne gesuchte Therapie aber zum Misserfolg zu werden.

Mut macht lediglich das überraschende Bekenntnis von Underdog Basel: „So ehrgeizig wir auch sind. Wir sind nahe am Maximum. Viel weiter nach oben geht es nicht“, sagte Sportdirektor Georg Heitz vor dem Saisonhöhepunkt des Schweizer Meisters. Kommt Bayern in der Freiburg-Form, kann das aber reichen. (dapd)