Auf seiner Lieblingsstrecke fuhr Michael Schumacher im Training die zweitbeste Zeit. Er hat bereits siebenmal in Kanada gewonnen.
Montréal. Alte Liebe rostet nicht:Michael Schumacher hat auf einer seiner Lieblingsstrecken in Montréal gleich zum Auftakt des Formel-1-Wochenendes mit der zweitbesten Zeit im Training überrascht. Auf dem „Circuit Gilles Villeneuve“, wo der 41-Jährige bereits siebenmal triumphiert hat, war am Freitagvormittag (Ortszeit) nur McLaren-Pilot Jenson Button schneller. „Montréal ist eines der Highlights des Jahres“, hatte der Mercedes-Pilot noch vor der ersten Session gesagt.
Zwar sind die erzielten Zeiten im Training zumeist nur bedingt aussagekräftig, da die meisten Teams die Einheiten zum Testen nutzen. Dennoch war die Vorstellung vonSchumacher und seines Mercedes im ersten von zwei Durchgängen bemerkenswert. Auch Teamkollege Nico Rosberg überzeugte mit Platz vier hinter Lewis Hamilton im zweiten McLaren und noch vor Sebastian Vettel im Red Bull. Der WM-Führende Mark Webber musste sich im zweiten „Roten Bullen“ mit dem 14. Rang zufriedengeben.
Schumacher hatte sich sehr zurückhaltend zu den Chancen seines Teams beim Grand Prix am Sonntag (18.00 Uhr MESZ/Sky und RTL) geäußert. „Man muss realistisch sein, dass wir hier nicht ganz so stark aufgestellt sind“, hatte der siebenmalige Champion gesagt. „Wir haben schon in der Türkei gesehen, dass wir topspeed-mäßig nicht ganz so flott unterwegs sind. Und Kanada ist topspeed-lastig.“ Deshalb erhoffe er für den Sonntag Regen: „Sollte es andere Witterungsbedingungen geben, dann ändert sich ganz schnell alles.“
Im ersten Training konnten er und Rosberg aber auch ohne Regen sehr gut mit den favorisierten McLaren mithalten. Für den 4,361 Kilometer langen Kurs benötigte Schumacher 1:18,285 Minuten und war damit 0,158Sekunden langsamer als Weltmeister Button. Rosberg lag 0,004 Sekunden hinter Türkei-Sieger Hamilton.
Red Bull steht vor einem schwierigen Wochenende. Die Nachwehen des Istanbul-Crashs von Vettel und Webber sind noch nicht abgeklungen, und für den Grand Prix in Montréal gelten sie erstmals in diesem Jahr nicht als Favoriten. Die langen Geraden und die engen Kurven auf dem „Circuit Gilles Villeneuve“ passen besser zu den McLarens. „Ich denke schon, dass dies eine Strecke ist, auf der sie vielleicht nicht so im Vorteil ist“, meinte Hamilton, der 2007 auf dem „Circuit Gilles Villeneuve“ seinen ersten Sieg feierte. Beim letzten Grand Prix in Montréal vor zwei Jahren aber mit einem peinlichen Auffahrunfall in der Boxengasse für ein Kuriosum sorgte.
Vor dem achten Saisonlauf führt der Australier Webber (93 Punkte) noch das WM-Klassement an. Doch Button (88) und Hamilton (84) sind als Zweiter und Dritter in Lauerstellung. Vettel (78) ist nach der Nullnummer inIstanbul Fünfter, Rosberg (66) Achter vor Schumacher (34).
Sollte Formel-1-Pilot Schumacher am Sonntag überraschend auf das Podium fahren, würde das den Fußball-Fan Schumacher in die Bredouille bringen. Knapp eine Dreiviertelstunde nach dem Zieleinlauf erfolgt der Anpfiff zum Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen Australien. Bei einem Podestplatz würden Siegerehrung und Pressekonferenzen für Schumacher den Gang vor den Fernseher verzögern.
Auch wenn nicht alle deutschen Fahrer Schumachers Fußball-Leidenschaft teilen, einig sind sie sich, dass das Löw-Team in Südafrika erfolgreich abschneidet. „Der Start ist ganz wichtig, was das Selbstbewusstsein angeht“, sagte Schumacher. „Und wenn es dann gut läuft, trau ich ihnen alles zu. Dann gibt es keinen Grund, warum man nicht auch den Titel gewinnt.“ Für die meisten der 24 Piloten im Feld ist jedoch nicht Deutschland Favorit. Laut einer Umfrage im Online-Portal des Fachmagazins „auto, motor und sport“ heißt der Titelkandidat Nummer eins Spanien.