Der beste Spieler der Welt startete nach langer Pause stark in das Turnier. Die Deutschen Langer und Kaymer müssen um den Cut zittern.

Augusta. Golf-Superstar Tiger Woods hat die Chancen auf seinen fünften Titel beim US Masters in Augusta am zweiten Tag des Major-Turniers in Georgia gewahrt. Mit 138 Schlägen (68+70) lauerte der Weltranglistenerste nach zwei Runden auf dem Par-72-Kurs an der Magnolia Lane bis zum Freitagmittag (Ortszeit) auf den Sprung an die Spitze. Der US-Amerikaner war nach der selbst gewählten Auszeit von 144 Tagen wegen seines Sexskandals ohne fünfmonatige Wettkampfpraxis zum ersten Major des Jahres angereist.

Dagegen mussten der zweimalige Masterssieger Bernhard Langer wie auch der Weltranglistenneunte Martin Kaymer bis zuletzt um den Cut im Augusta National GC bangen.

Der 52-jährige Langer war gut eine Stunde nach Woods um 17.30 Uhr (Ortszeit) auf die zweite Runde gegangen. Am 9. Grün kassierte der Champions-Tourspieler ein Triple-Bogey (drei Schläge über Par). Ein Doppelbogey direkt im Anschluss ließ die Hoffnung fast aussichtslos werden. Kaymer war nach seiner 76er-Auftaktrunde als 77. am Freitag gestartet und kam wieder nicht richtig in Schwung. Zwei Birdies und ein Bogey bis zum neunten Loch brachten den Rheinländer nicht voran.

Woods ließ sich dagegen von der Euphorie der 30 000 Fans anstecken und legte gleich am zweiten Grün ein Birdie vor. Damit rückte der Branchenriese dicht an die Führungsspitze heran. Aber an Loch vier kassierte der 14-malige Majorsieger das erste Bogey, bis er sich an Loch 13 und 15 - je ein Par fünf - zwei Schläge herausholte. Am Vortag war Woods dort ein Eagle (zwei unter Par) gelungen.

Die Temperaturen waren gegenüber dem sommerlichen Vortag unter 20 Grad gesunken. Der nächtliche Regen hatte die Grüns aufgeweicht. Die Bälle blieben auf den langsamer werdenden Fairways des mit 6809 Meter extrem langen "Monsterkurses" schneller liegen, als es den 95 besten Profis und Amateuren der Welt lieb war. Darunter litt auch die 60 Jahre alte US-Golflegende Tom Watson. Noch am Donnerstag hatte der nicht als Weitenjäger bekannte "Kauz aus Kentucky" mit 67 Schlägen wie bei seinem Masters-Titel 1981 seine beste Runde überhaupt in Augusta gespielt. Dafür konnte sich das englische Ryder-Cup-Duo Lee Westwood und Ian Poulter mit einem Zwischenspurt bis um drei Schläge an der Spitze absetzen. Westwood hat wie Poulter bisher noch keinen Major-Titel gewonnen. Aber beide bestätigten ihre beeindruckende Frühjahresform, die vor allem der europäische Geldranglisten-Sieger von 2009, Westwood, nach Amerika mitgebracht hatte. Den heftigsten Absturz musste der Schotte Sandy Lyle hinnehmen. Der Masters-Sieger von 1988 erlebte nach 69 Schlägen am Vortag mit 86 Versuchen am Freitag sein Waterloo.

"Es hat sich angefühlt, als habe sich nichts verändert", sagte Tiger Woods. Es war aber ein anderer Woods, der sich den Zuschauern präsentierte. Natürlich konzentriert und leidenschaftlich. Aber auch freundlich gegenüber den Zuschauern und vermutlich auch dankbar. "Es war unglaublich", sagte Woods. "So laut habe ich ihren Beifall hier noch nie gehört. Das hat mir hundertprozentig geholfen, meine Gedanken und den Willen auf das Wesentliche zu konzentrieren." Beinahe nach jedem eingelochten Ball würdigte der Amerikaner die Unterstützung der Fans mit einem schlichten "Thank you!", das ehrlich wirkte. "Tiger, wir lieben dich", schallte es von den Fans zurück. Einige drücken ihre Meinung auch am Himmel aus. Auf dem Banner, das ein Kleinflugzeug hinter sich herzog, war zu lesen: "Sexsüchtig? Ja. Genau. Gewiss. Ich auch!!"